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1504 - Mordgeschichten

1504 - Mordgeschichten

Titel: 1504 - Mordgeschichten
Autoren: Jason Dark
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und mein Freund schüttelte verwundert den Kopf. Ich konnte ihn verstehen.
    Er hatte immer auf die Dämonenpeitsche gesetzt und war auch noch nie von ihr enttäuscht worden. Aber jetzt brandeten die Zweifel ebenso in ihm hoch wie in mir.
    Wir wussten nicht, ob Aaron vernichtet worden war. Darauf hingedeutet hatte eigentlich nichts. All das, was wir erwartet hatten, war nicht eingetreten. Es musste ihm im allerletzten Augenblick gelungen sein, in seine Welt zu flüchten.
    Ich lockerte den Druck meiner Waffe, was Mike Raven auch spürte. In meinem ebenfalls locker gewordenen Griff sackte er zusammen, blieb in der Hocke, schlug beide Hände vor sein Gesicht und fing an zu schluchzen.
    Für mich war er momentan nicht wichtig, und so schaute ich Suko an, der die Schultern anhob.
    »Versagt?«, flüsterte ich.
    »Keine Ahnung.« Er schaute auf seine Peitsche. »Das ist mir noch nie passiert.«
    »Er war eben um eine Idee schneller.«
    »Aber ich habe ihn doch getroffen.«
    »Oder nur gestreift?«
    »Weiß ich nicht, John. Es ist alles so verdammt schnell gegangen. Wir stehen vor einer völlig neuen Situation. Damit meine ich nicht unsere Lage hier, sondern die Peitsche.« Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Dabei sah er aus, als wollte er die Peitsche wegschleudem.
    Es gab keinen Beweis für uns, dass es dieser böse Engel geschafft hatte. Vielleicht war er angeschlagen, aber auch dann mussten wir davon ausgehen, dass noch mit ihm zu rechnen war.
    Einen Menschen gab es hier, der ihn besser kannte. Der aber hockte wie ein kleines Kind am Boden. Er hielt die Hände weiterhin vor sein Gesicht geschlagen und jammerte, als hätte er etwas besonders Schlimmes erlebt.
    Das traf auch irgendwie zu, denn seine verdammten Mordgeschichten hatten ihn im Stich gelassen. Seine beschriebene Apokalypse war bereits im Ansatz gescheitert.
    »Stehen Sie auf!«, fuhr ich ihn an.
    Er wollte nicht und schüttelte den Kopf.
    Ich war es leid. So fasste ich ihn unter die Achselhöhlen und zog ihn auf die Füße. Er blieb schwankend stehen, flüsterte dabei etwas vor sich hin, was keiner von uns verstand, und hatte nichts dagegen, dass ich ihn wieder auf den Stuhl drückte.
    »Ich denke, dass wir miteinander reden sollten.« Ich zog mir einen anderen Stuhl heran und ließ mich darauf nieder. So konnten wir uns auf gleicher Höhe in die Augen schauen.
    Suko wollte nicht bleiben und sagte, dass er sich mal im Haus umschauen wollte.
    »Ja, tu das.«
    Er ging weg, und ich kümmerte mich wieder um Mike Raven.
    »Damit wir uns richtig verstehen, Mr Raven, mein Freund und Kollege Suko sind nicht zufällig hier bei Ihnen erschienen. Wir sind Ihretwegen hier. Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, stelle ich mich Ihnen vor. Mein Name ist John Sinclair, und ich arbeite bei Scotland Yard, ebenso wie Suko, mein Begleiter. Haben Sie das kapiert?«
    Er nickte.
    »Wunderbar, dann können wir ja zum Thema kommen. Ich gehe davon aus, dass Sie verdammt gut Bescheid wissen.«
    »Über was?«
    »Über ihn.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, da brauchen Sie mich nicht zu fragen.«
    »Es geht um Aaron oder den bösen Engel. Schließlich haben Sie ihn erfunden.«
    Ich hatte ihn wohl auf dem falschen Fuß erwischt, denn plötzlich kreischte er los. »Nein, das habe ich nicht, verdammt! Ich habe ihn nicht erfunden, er selbst hat sich erfunden. Er hat mich so manipuliert, dass ich ihn einfach erfinden musste. Begreifen Sie das? Er war schon da, bevor ich ihn erfand. Ich bin nur der Auslöser für sein Erscheinen gewesen. Er hat auf einen wie mich gewartet. Ich wusste es ja selbst nicht. Ich wollte nur spannende Geschichten schreiben. Das ist alles. Ich konnte nichts dazu, dass es anders kam.«
    Er hörte auf. Er sank auf seinem Thron zusammen, der plötzlich viel zu groß für ihn wirkte. Dabei schüttelte er den Kopf, den er nach vorn gedrückt hatte.
    Ich schaute auf ihn nieder und glaubte nicht daran, dass mir Raven etwas vorspielte. Er war wirklich fertig. In seinem Zustand konnte er nicht lügen.
    Und dass bei uns das Unmögliche möglich wurde, hatte ich schon öfter erlebt. Praktisch bei jedem Fall, aber diese Variante war mir neu.
    Da hatte dieser böse Engel, der im Roman auf den Namen Aaron hörte, die Gunst des Schicksals genutzt und sich auf diese Art und Weise in die Welt der Menschen eingeklinkt. In dem vor mir hockenden Häufchen Elend hatte er den perfekten Partner gefunden.
    »Erzählen Sie mir mehr über Aaron«, verlangte
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