Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1503 - Die Nacht der Bestien

1503 - Die Nacht der Bestien

Titel: 1503 - Die Nacht der Bestien
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und begrüßte mich.
    Ich lächelte ihn an. »Was ist das denn für eine Wanderung?«, erkundigte ich mich.
    »Moon Walking.«
    »Bitte was?«
    Johnny wiederholte den Begriff und fragte mich danach: »Kennst du das nicht?«
    »Nein, wenn ich ehrlich bin. Das ist mir neu.«
    Bill winkte ab. »Früher haben die Romantiker von einem Spaziergang im Mondschein gesprochen. Heute hat das Kind eben einen anderen Namen. Das ist alles.«
    »Stimmt nicht«, meldete sich Johnny. »Wer in der Nacht unterwegs ist, verfolgt damit einen bestimmten Zweck.«
    »Und wie sieht der aus?«, fragte ich.
    »Ganz einfach. Derjenige, der sich draußen aufhält, soll etwas von der Kraft des Mondes in sich aufnehmen. Und heute haben wir ja Vollmond.«
    »Aha, dann soll auch dich die Kraft des Mondes füllen, nehme ich mal an.«
    Er grinste nur.
    »Wer ist denn davon so überzeugt?«
    »Jenny Modner.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Das ist eine Bekannte vor mir. Die hat uns auf die Idee gebracht. Sie beschäftigt sich damit. Man kann sagen, dass sie den Mond als Hobby hat. Er ist ihr Lieblingshimmelskörper, und sie hat uns überzeugt, dass wir mal eine Wanderung im Mondschein machen. Ist mal was Neues, finde ich.«
    »Uns überzeugt?«, fragte ich.
    Johnny wusste sofort, worauf ich hinaus wollte. »Ja. Wir sind zu viert. Zwei Mädchen und zwei Jungen, würdest du sagen. Mal schauen, wie uns das gefällt. Und ein Picknick im Mondschein werden wir auch noch machen.«
    »Wann geht ihr den los?«, erkundigte sich Sheila.
    »Gleich. Das heißt, wir werden fahren.«
    »Und wohin?«
    »Leicht außerhalb. Nach Kingston upon Thames. Da soll es wunderbare Wege geben, hat Jenny gesagt. Eine Tante von ihr wohnt dort. Deshalb kennt sie sich aus.«
    »Und ihr wandert die ganze Nacht durch?«, fragte Bill.
    »Keine Ahnung, wie lange es dauert.« Johnny hob die Schultern.
    »Schlafen möchte ich gern in meinem Bett.«
    »Kann ich mir denken.«
    Johnny ging rückwärts zur Tür. Er winkte und wünschte uns noch einen schönen Abend.
    »Tja«, sagte Sheila, »so ist das nun mal, wenn die Kinder groß sind.«
    Sie blies die Luft aus und schüttelte den Kopf. »Moon Walking! Die Leute lassen sich auch immer etwas Neues einfallen, um andere anzulocken. Aber wenn es Spaß macht, warum nicht. Nur würde ich dafür nicht bis Kingston fahren.«
    »Da ist es einsamer, Sheila. Vier junge Leute, das braucht ja nicht nur beim Walken zu bleiben. Die Romantik ist noch so vorhanden wie früher, das kannst du mir glauben.«
    Sheila schüttelte den Kopf. »Was du wieder denkst.«
    Bill lachte. »Das Richtige, finde ich. Johnny ist erwachsen, was willst du machen?«
    »Schon gut, lassen wir das Thema.«
    »Richtig, und gehen dorthin, wo es gemütlicher ist. Das Kaminfeuer sorgt dann bei uns für eine romantische Stimmung. Oder, John?«
    Ich nickte meinem Freund zu.
    »Dann komme ich gleich nach«, sagte Sheila.
    Die Weingläser nahmen wir mit. Im Wohnraum war es sehr warm. Die Flammen hinter der Kaminscheibe bewegten sich spielerisch hin und her und erhielten stets ein anderes Aussehen.
    »Kann ich mal nach draußen gehen, Bill?«
    »Wie du willst.«
    Ich zog die Schiebetür auf und war froh, die frische Luft in meine Lungen pumpen zu können. Dieser Winter war kein richtiger Winter. Da konnte man leicht auf ein Feuer im Kamin verzichten.
    Das Glas mit dem Wein hatte ich mit genommen. Hin und wieder trank ich einen kleinen Schluck.
    Auch Bill kam nach draußen. Er tippte mir auf die Schultern.
    »Weißt du, was mir an dir aufgefallen ist, John?«
    »Nein, aber du wirst es mir gleich sagen.«
    »Genau. Mir ist aufgefallen, dass du recht schweigsam geworden bist, nachdem Johnny von seinem komischen Moon Walking berichtete.«
    »Bin ich das? Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Hör auf zu lügen. Ich kenne dich.«
    »Nun ja, manchmal hat man eben derartige Anwandlungen. Das hat aber nichts zu bedeuten.«
    »Nein, nein, so richtig kann ich dir das nicht glauben. Dahinter steckt mehr.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    Bill hob seinen linken Zeigefinger. »Du bist nicht nur nachdenklich gewesen, du hast auch nachgedacht. Das ist schon ein Unterschied.«
    »Kann sein.«
    »Toll. Und welches Problem hat dich so intensiv beschäftigt?«
    Ich schaute in den dunklen Garten hinein, der nur an einigen Stellen durch Lichtinseln erhellt wurde.
    »Es ist vielleicht zu weit hergeholt und kann auch sein, dass ich spinne, doch bevor ich zu dir kam, war ich bei Chiefinspektor Tanner, und das nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher