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1502 - Am Abgrund zur Hölle

1502 - Am Abgrund zur Hölle

Titel: 1502 - Am Abgrund zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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schon.« Earl drehte sich gemächlich um.
    Kate stand in der offenen Hintertür. Von dort aus erreichte man die kleine Terrasse und auch den Teil des Gartens, der Kate gehörte. Dort hatte sie Kräuter und auch Blumen angepflanzt, und Menschen, die sich auskannten, behaupteten, dass Kate den grünen Daumen hatte, denn bei ihr schlug einfach alles an. Sie war mit ihren fünfzig Jahren noch recht agil. Eine kleine, rundliche Person, deren kurz geschnittenes Haar einfach nicht grau werden wollte und das Blond der jungen Jahre noch behalten hatte.
    Als sie sah, dass sich ihr Mann in Bewegung setzte, verschwand sie im Haus.
    Earl warf einen Blick auf das Dach. Dort hob sich der Stummelschornstein ab. Aus ihm quoll der fahle Rauch, der sofort ein Opfer des Windes wurde.
    Earl roch ihn auch, aber der Geruch im Haus war ihm lieber. Da machte sich schon der frisch gebackene Kuchen bemerkbar, und das regte auch seinen Appetit an.
    Die Stiefel zog er draußen aus, er streifte seine Gartenhandschuhe ab und entledigte sich auch der wetterfesten Jacke. Alles drapierte er über einen Stuhl, der unter dem Badezimmerfenster stand.
    Dann ging er ins Bad. Da lag die andere Kleidung bereit. Er wusch seine Hände und schaute sich dabei im Spiegel an, wobei er sein Gesicht schon recht nachdenklich betrachtete und auch die Falten nicht übersah, die sich im Laufe der Jahre gebildet hatten. Sie waren ebenso grau wie sein Haar und sahen aus wie kleine Einschnitte, die sich besonders um seine kräftige Nase herum abzeichneten.
    Er wusch Hände und Gesicht und gestand sich ein, dass seine Augen nicht mehr so klar in die Welt schauten wie sonst. Er sprach dabei von einem trüben Blick, und das hing einfach mit seiner Entdeckung zusammen.
    »Der Tee ist fertig, Earl.«
    »Ja, ich komme.«
    Er wollte seine Frau nicht länger warten lassen. Außerdem verspürte er einen recht gesunden Hunger, und der frische Käsekuchen hatte ihm immer geschmeckt.
    Auch jetzt stand er wieder auf dem gedeckten Tisch, und Kate war dabei, ihr Werk anzuschneiden. Sie hatte in der kleinen Küche gedeckt, in der die beiden am liebsten saßen, weil sie eine gewisse Behaglichkeit ausstrahlte. Dafür hatte Kate gesorgt, denn sie war eine Meisterin im Dekorieren von Kleinigkeiten.
    Das war auch jetzt wieder der Fall. Es stand nicht nur das Porzellan auf dem Tisch, es brannten auch zwei Kerzen, die in den Kiepen zweier Osterhasen steckten. Earl musste lächeln und schüttelte dabei den Kopf. Er hatte das Gefühl, dass sich seine Frau am heutigen Tag besonders viel Mühe gegeben hatte, als sollte die Dekoration dabei mithelfen, sein schlimmes Erlebnis zu vergessen.
    Er setzte sich seiner Frau gegenüber, die ihm ein Schnitte Käsekuchen auf den Teller stellte.
    »Frisch gebacken, Earl.«
    »Das habe ich gerochen.«
    »Lass es dir schmecken.«
    »Danke.«
    Kate beobachtete, wie sich ihr Mann benahm. Er war nicht mehr so wie früher. Sie machte sich Sorgen um ihn, denn es war ihm anzusehen, dass dieses schreckliche Erlebnis ständig in seinem Kopf herumspukte, und das machte Kate traurig und zugleich besorgt.
    Auch jetzt aß er zwar, aber es war zu sehen, dass er mit seinen Gedanken nicht so ganz bei der Sache war. Er sah so aus, als würde er eine innere Zwiesprache mit sich selbst halten.
    Kate versuchte ja, ihm zu helfen, und sie sprach ihn auch jetzt wieder an.
    »Bitte, Earl, du musst diesen Fund vergessen. Tu dir und mir den Gefallen.«
    Der Mann ließ die Gabel sinken und hob den Kopf an. »Das kann ich nicht Kate.«
    »Warum nicht?«
    »Mein Gott, die Frage hast du schon so oft gestellt. Ich bin einfach nicht in der Lage dazu. Ich versuche es ja immer wieder, aber es ist nicht zu schaffen. Da kannst du sagen, was du willst. Ich packe es nicht. Wie heißt es noch? Das Fleisch ist willig, aber der Geist ist schwach. Und das ist leider bei mir auch so.«
    »Ich verstehe.«
    »Nein, Kate, das kannst du nicht. Es ist immer bei mir. Nicht nur am Tag, auch in der Nacht.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter, ich lasse es zu. Wahrscheinlich ist das wohl am besten.«
    »Ja, ja, kann sein. Ich bin nun mal keine Psychologin und habe auch nicht das erlebt, was dir widerfahren ist, aber ich möchte dir so gern helfen, Earl.«
    Er aß wieder zwei Gabeln leer. »Das tust du ja, Kate, das tust du wirklich.«
    »Und wie?«
    »Indem du bei mir bist. Mir tut deine Gegenwart sehr, sehr gut. Bei dir fühle ich mich wohl, und ich werde es auch überstehen, das weiß ich genau.«
    »Das hoffe
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