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1500 - Der Albino

1500 - Der Albino

Titel: 1500 - Der Albino
Autoren: Jason Dark
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schlugen ihre Zähne aufeinander.
    Was sie tat, das war nicht mehr vom Gehirn gelenkt. Es geschah alles automatisch, und sie kam sich dabei vor wie in einem Traum.
    Sie zog das Handtuch zu sich heran und trocknete sich ab, obwohl das eigentlich nicht mehr nötig war.
    Maggie sah ihre Kleider. Dabei runzelte sie die Stirn wie jemand, der darüber nachdenkt, was er damit tun sollte. Schließlich überwand sie sich, griff nach den Sachen und zog sie an. Zum Schluss stieg sie in die halbhohen Stiefel und war endlich wieder fertig.
    Ich habe überlebt! Ich habe diesem blassen Arschloch nicht zu Willen sein müssen, aber dafür habe ich…
    Jetzt stockte sie.
    Es war unmöglich, was sie da gesehen hatte. Erst den Albino, dann diesen zweiten Typ, der fast sein Bruder hätte sein können.
    Das war nicht zu verkraften. Das passte nicht zusammen. Erst recht nicht das Verschwinden der beiden. Einfach so. Aufgelöst in Luft. So und nicht anders war es gewesen.
    Maggie, die mit Nachnamen Crane hieß, konnte es nicht fassen.
    Bisher hatte sie unter Schock gestanden. Nun aber sah sie die Dinge mit anderen Augen. Schlagartig löste sich der Schock!
    Sie begriff, was da geschehen war. Dass sich zwei Menschen einfach in Luft aufgelöst hatten. Dass sie nicht mehr vorhanden waren – einfach weg.
    Ihr kam in den Sinn, dass dies eigentlich unmöglich war, und sie hatte plötzlich das Gefühl, zu schweben. Etwas drehte sich in ihrem Kopf, danach erfasste es das gesamte Zimmer, und sie war froh, sich an der Außenwand der Dusche abstützen zu können.
    Als sie sich einigermaßen gefangen hatte, rannte sie das kurze Stück auf die Tür zu, riss sie auf, sah die Treppe vor sich und stolperte sie hinab.
    Sie hatte das Gefühl, von einer unsichtbaren Peitsche getrieben zu werden. Dass sie überhaupt auf den Beinen blieb, glich einem kleinen Wunder. Aber sie hatte auch Glück, denn irgendwie landete sie heil genau in der Gaststube.
    Jemand schrie, laut.
    Erst Sekunden später stellte Maggie fest, dass sie es selbst war, die die Schreie abgab.
    Sie rannte einfach weiter.
    Nur nicht anhalten, nichts mehr sehen, nichts mehr wissen, alles vergessen.
    Starke Arme fingen sie plötzlich ab. Gesichter starrten sie an, die allerdings verschwammen vor ihren Augen.
    Sie kam nicht mehr weiter, obwohl sie sich losreißen wollte. Und dann konnte sie nur noch schreien.
    »Weg! Weg! Sie sind beide weg. Sie – sie – haben sich in Luft aufgelöst…«
    ***
    Der Schnee war getaut. Der Wind hatte sich gelegt. Die Kälte war verschwunden, und es gab auch keine Ratten mehr, gegen die Jane Collins und ich hätten kämpfen müssen. Sie alle und die verfluchte Kreatur der Finsternis, ihr Anführer, waren vernichtet worden, und so war ich wieder froh, in London sein zu können. Sogar hinter meinem Schreibtisch fühlte ich mich relativ wohl.
    Mein Freund und Kollege Suko hatte hier die Stellung gehalten. Es war während meiner Abwesenheit nichts passiert. Es waren nur einige Meldungen eingegangen, von denen sich die meisten als Spinnereien herausgestellt hatten. Bis auf eine Meldung, der Suko unbedingt nachgehen wollte, wie er mir sagte.
    »Worum dreht es sich denn?« fragte ich.
    »Die Kollegen haben uns angerufen. Eine gewisse Maggie Crane hat etwas gesehen oder will etwas gesehen haben, das sie bis an den Rand des Wahnsinns trieb.«
    »Was war es denn?«
    »Zwei Menschen, die verschwunden sind. Einer von ihnen ist ein Albino. Er soll Lucio heißen. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Und woher weißt du es?«
    »Ein Bekannter von dieser Maggie, der Polizist ist, hat es gemeldet. Er ist wohl misstrauisch geworden, weil diese Maggie einfach nicht davon abzubringen war, immer wieder zu betonen, dass sie etwas Unwahrscheinliches gesehen hat. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
    »Und was hältst du von der Sache?«
    »Ich werde mich mal umhören. Einen Termin habe ich bereits gemacht.«
    »Und mit wem triffst du dich?« fragte ich.
    »Mit Maggie Crane – nicht mit dem Kollegen.«
    »Wo?«
    »Nicht in ihrer Wohnung. Da will sie wohl keinen haben. In ihrer Nähe gibt es einen Outlet Store. In dessen Cafeteria haben wir uns verabredet.«
    »Viel Spaß.«
    Suko legte den Kopf leicht schief. »Mal eine andere Frage, Alter. Willst du nicht mitkommen?«
    »Warum das denn?«
    »Berufliches Interesse.«
    Ich überlegte. Man hat ja mal gewisse Momente der Faulheit. Da erging es mir nicht anders als vielen anderen Menschen auf dieser Mutter Erde. Ich fühlte mich faul und träge,
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