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150 - Aufbruch in die Silberwelt

150 - Aufbruch in die Silberwelt

Titel: 150 - Aufbruch in die Silberwelt
Autoren: A.F.Morland
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leben – und einige von uns werden durch sie sterben. Der Galgenbaum wurde gefällt und verbrannt – aber ein böser Zauber sorgt dafür, daß er immer noch da ist. Man kann ihn nur nicht mehr sehen.«
    »Auch in Vollmondnächten nicht mehr?« fragte Cnahl.
    Victor McGoohan schüttelte den Kopf. »Auch dann nicht mehr. Aber das Gekreische und Gelächter der grausamen Hexe geistert in manchen Nächten schaurig durch das Dorf. Ich kann Ihnen sagen, ich würde mich ehrlich glücklich preisen, wenn ich in einem anderen Dorf geboren wäre. Auf Crickford lastet ein ewiger Fluch, der vielleicht schon bald mir zum Verhängnis werden wird.«
    Das war also der Grund, weshalb die Menschen in Crickford so zurückgezogen lebten. Die nackte Angst saß ihnen im Nacken und zwang sie, sich in ihren Häusern zu verkriechen, obwohl das eigentlich nichts nützte, denn wenn die Hexe jemanden mit ihrem Zauber treffen wollte, gelang ihr das auch.
    Hatte Cardias Zauberkugel einen Blick in die Vergangenheit geworfen, oder zeigte sie uns die Gegenwart? Machte die Kugel der Hellseherin den Geisterbaum mit der daran hängenden Hexe für uns sichtbar?
    Cardia legte die Zauberkugel auf den Tisch. Als McGoohan den Galgenbaum erblickte, stieß er einen erschrockenen Schrei aus, zuckte zurück und bekreuzigte sich.
    »Großer Gott!« entfuhr es ihm. »Was… was ist das für eine Kugel? Wieso kann man in ihr den verfluchten Baum sehen – und Xandia Scwarcz!?«
    Die Hellseherin versuchte es ihm zu erklären. Noch hatten wir kein Wort über das Zeittor verloren, dessentwegen wir nach Crickford gekommen waren, aber nun gab es für mich keinen Zweifel mehr, daß wir hier richtig waren.
    Der Boden dort draußen mußte durchtränkt sein von einer ungemein starken Magie. Solche Energiekonzentrationen waren bei transzendentalen Toren keine Seltenheit.
    Es gab zahlreiche solcher Tore – überall auf der Welt, aber zumeist so gut getarnt, daß kein Mensch sie erkannte. Durch sie gelangte man in andere Dimensionen. Oft genügte ein einziger Schritt, und man befand sich auf einer anderen Welt.
    »Kannst du den Geisterbaum dort draußen mit der Zauberkraft deiner Kugel sichtbar machen, Cardia?« fragte ich.
    »Ich könnte es versuchen«, antwortete die Hellseherin.
    McGoohan sah mich entsetzt an. »Warum wollen Sie eine solche Gefahr heraufbeschwören, Mr. Ballard?«
    »Vielleicht kann ich Crickford von dem Fluch befreien«, erwiderte ich.
    »Wie denn? Womit denn?« fragte der Wirt schlotternd.
    »Es ist mein Job, Geister und Dämonen zu jagen«, sagte ich. »Ich glaube, ich kann Ihnen und allen, die in diesem Dorf leben, die Hexe vom Hals schaffen.«
    »Das… das hat bisher noch niemand geschafft.«
    »Wurde es denn schon versucht?« fragte ich.
    »Natürlich. In dieser langen Zeit fand sich immer wieder ein Wahnwitziger, der dachte, mit Xandia Scwarcz fertigzuwerden. Aber keinem ist es tatsächlich gelungen. Sie haben alle ihr Leben verloren.« Die Stimme des Wirts wurde sehr eindringlich. »Mr. Ballard, diese Hexe ist ungemein gefährlich – gefährlicher, als Sie sich vermutlich vorstellen können. Sie wissen nicht, worauf Sie sich da einlassen wollen. Sie dürfen Xandia Scwarcz nicht reizen. Das ganze Dorf hätte es zu büßen.«
    »Ich übernehme für mein Tun die volle Verantwortung«, sagte ich.
    Victor McGoohan lachte blechern. »Sehr schön. Ja, Mr. Ballard, ich muß zugeben, das klingt sehr schön, aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Xandia wird sie umbringen – und ein paar von uns werden ebenfalls sterben, weil Sie die Hexe herausgefordert haben. Wie wollen Sie die Verantwortung übernehmen, wenn Sie nicht mehr leben? Glauben Sie mir, es ist besser, mit der Angst zu leben…«
    »Und ab und zu – wenn es Xandia gefällt – holt sie sich einen von euch«, sagte ich rauh.
    »Das ist immer noch besser, als sie rottet das ganze Dorf aus«, gab der Wirt zurück. »Sie könnte das. Wenn Sie sie reizen, tut sie das auch.«
    »Sie haben kein Vertrauen zu mir«, sagte ich.
    »Ich kenne Sie nicht, Mr. Ballard«, rechtfertigte sich der Wirt.
    »Aber ich kenne Xandia. Sie dürfen nichts gegen sie unternehmen.«
    »Mr. McGoohan… es gibt so etwas wie einen Kodex, nach dem ich lebe. Ich sehe es als meine Pflicht an, das Böse zu bekämpfen, wo immer ich ihm begegne. Davon lasse ich mich von nichts und niemandem abhalten.«
    Der Wirt wischte sich verzweifelt über die Augen. »Warum muß- te ich Ihnen von Xandia Scwarcz erzählen?« stöhnte er. »Sie
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