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15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

Titel: 15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)
Autoren: Nancy Atherton
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ein paar Krimis von Grant Tavistock und Charles Bellingham.«
    » Ich schlage vor, dass du Dicks Wein in die Spüle kippst«, sagte ich. » Er meint es sicher gut, aber…«
    » Für Menschen mit schwachem Herzen ist er nicht geeignet«, ergänzte Kit.
    » Für jemanden mit schwachem Magen auch nicht«, fügte ich hinzu. Mein Blick glitt über die Geschenke der Dorfbewohner. » Sieht so aus, als erwarteten die Leute einen längeren Ausnahmezustand. Sind sie so optimistisch?«
    » Schwer zu sagen.« Kit fuhr sich mit der Hand durch sein dichtes, vorzeitig ergrautes Haar. » Dr. Finisterre wagt keine eindeutige Prognose, weil ihn seine Patienten schon zu oft an der Nase herumgeführt haben.«
    » Ich habe seinen Wagen gar nicht gesehen. Ist er schon weg?«
    » Ja«, antwortete Kit. » Er wies Nell in alles ein, was zu tun ist, und fuhr nach Hause. Morgen früh schaut er wieder vorbei.« Kit deutete mit dem Kopf in den Flur. » Am besten gehst du jetzt rauf.«
    » Ich bin noch nie oben gewesen«, gestand ich. » Wo ist das Schlafzimmer?«
    » Oben links«, antwortete Kit. » Ihr Schlafzimmer ist gleich das erste.«
    » Danke.« Ich ging ein paar Schritte, doch dann blieb ich stehen und drehte mich um. » Haben sie wirklich nach mir gefragt, Kit?«
    » Mehrere Male«, erwiderte er. » Ich weiß nicht, worum es geht, aber du spielst eine Rolle dabei.«
    » Vielleicht hat es irgendwas mit den Zwillingen zu tun.« Verwirrt runzelte ich die Stirn.
    » Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, sagte Kit und sah mich an.
    » Ich gehe ja schon«, entgegnete ich.
    Kits Wegbeschreibung wäre gar nicht nötig gewesen, denn Nell erwartete mich bereits am Treppenabsatz.
    » Ich habe deine Stimme gehört«, sagte sie.
    Nell sah mehr wie eine Märchenprinzessin denn wie eine Krankenschwester aus. Sie war groß und gertenschlank, ihr goldblondes Haar fiel lockig um ein Gesicht, das so makellos war, dass selbst die abgebrühtesten Männer bei seinem Anblick dahinschmolzen. Wie Kit trug sie Bluejeans, einen alten Pullover und Wollsocken, aber stets ging eine fast königliche Aura von ihr aus, egal, was sie anhatte. An ihrer Miene ließ sich nicht die leiseste Spur von Trauer, Angst oder Müdigkeit ablesen. Ihre mitternachtsblauen Augen schauten ernst wie immer, ihre Haltung war abgeklärt und ungeheuer selbstbewusst. Auch wenn Nell erst neunzehn war, hatte sie schon immer erwachsener gewirkt, als ich je werden würde.
    » Tut mir leid wegen der Hochzeit«, sagte ich.
    » Die Hochzeit kann warten«, sagte sie. » Ruth und Louise nicht.«
    Ich sah den schwach beleuchteten Flur entlang. » Wie geht es ihnen?«
    » Sie erwarten dich«, sagte sie. » Ich bin unten, falls du mich brauchst. Kit benötigt dringend eine Tasse Kakao. Die vielen Besucher haben ihm ganz schön zugesetzt.« Sie beugte sich herab und küsste mich sanft auf die Wange, bevor sie die Stufen hinunterschwebte, elegant wie ein Blatt im Herbstwind.
    Ich holte tief Luft, öffnete die erste Tür links und betrat das Schlafzimmer der Pyms. Der Raum sah genau so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte– groß, graziös und unverkennbar feminin. Die Decke war weiß, die Tapeten zeigten ein hübsches Muster mit hellblauen Bändern und leuchtend roten Mohnblüten. Zu meiner Linken prasselte ein Feuer im gekachelten Kamin und warf helle Schatten auf den gewachsten Parkettboden.
    Rechts von mir befanden sich zwei identische weiße Eisenbetten, daneben zwei ovale Nachttische mit zwei Tischlampen, deren Schirme mit Rosen bedruckt waren. Zwei abgegriffene Bibeln lagen auch dort. Die Bettwäsche war ebenfalls identisch, von den mit Häkelbordüre verzierten Bettbezügen über den dicken Federbetten bis zu den weißen Laken und den mit Spitze umsäumten Kopfkissen. Neben der Tür stand ein prächtiger Kleiderschrank aus Eichenholz, und zwischen den beiden großen Fenstern, von denen aus man in den Vordergarten sehen konnte, standen zwei weiße Frisierkommoden. Dort sah ich Bürsten mit silbernem Rücken, Kämme aus vergilbtem Elfenbein, handbemalte Porzellangefäße und Fläschchen mit dem Lavendelwasser, das die Schwestern in jedem Sommer selbst herstellten.
    Das Einzige, was nicht in das Zimmer passte, waren die medizinischen Apparaturen, die Dr. Finisterre zurückgelassen hatte. Neben jedem Bett stand ein Sauerstoffgerät, und auf dem Rollwagen, der diskret in eine Nische geschoben worden war, befanden sich Medikamente, eine Manschette zum Messen des Blutdrucks und ein Thermometer.
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