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1496 - Keltenzauber

1496 - Keltenzauber

Titel: 1496 - Keltenzauber
Autoren: Jason Dark
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Johnny hatte sich nichts verändert, und trotzdem war alles anders geworden. Neben ihm saß eine Person, von der er nur den Vornamen kannte. Jemand, die aussah wie eine normale Frau, aber daran wollte er nicht glauben. Eine wirklich normale Frau verhielt sich anders, das war Johnny klar.
    Ob sie die ganze Fahrt über schweigen würde, wusste er nicht. Er jedenfalls war zu neugierig und würde nicht lange schweigen. Möglicherweise wollte sie auch nur bis zur nächsten Ortschaft, um dort abgesetzt zu werden. Da konnte er sich einiges vorstellen.
    Johnny nahm das Gespräch wieder auf. »Bist du stumm?«
    »Nein.«
    »Warum sagst du nichts?«
    »Ich will dich nicht stören.«
    Johnny unterdrückte das Lachen nicht. »Keine Sorge, du störst mich nicht. Wirklich nicht. Ich würde gern mit dir reden.«
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Das du mich mitgenommen hast.«
    »Schon okay, Myrna. Und wo willst du hin?«
    »Weg.«
    »Klar, aber wohin?«
    »Ich sage dir Bescheid.«
    »Das ist gut.« Johnny überlegte, welche Frage er als nächste stellen sollte. Er war nicht auf den Mund gefallen, doch in diesem Fall hatte er seine Probleme.
    Er fühlte sich von dieser Frau nicht angezogen. Sie war – wie man so schön sagt – nicht sein Fall.
    »Ich muss weiter weg«, sagte er schließlich. »Nach London, verstehst du?«
    »Ja, Londinium…«
    »Hä? Was sagst du?«
    »Ist schon gut.«
    »Nein, nein, du hast Londinium gesagt.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich kenne die Stadt.«
    Johnny schwieg und konzentrierte sich auf die Fahrerei. Aber der Begriff Londinium wollte ihm nicht aus dem Kopf. Zudem gehörte er zu den jungen Leuten, die zwar nicht immer in der Schule aufgepasst hatten, die aber einige Dinge behalten hatten, und so wusste er, dass London früher Londinium geheißen hatte. Den Namen hatten die alten Römer der Stadt gegeben.
    »Du willst also nach Londinium?«
    »Nein.«
    »Wohin dann?«
    »Ich sage dir Bescheid.«
    »Okay. Ich wundere mich nur, dass du unsere Sprache sprichst, denn du siehst nicht aus, als würdest du aus meiner Zeit stammen. Kann das sein?«
    »Das könnte…«
    »Und was ist los mit dir?«
    Myrna schüttelte den Kopf. »Bitte, du musst nicht immer fragen. Lass es einfach so sein.«
    »Das fällt mir schwer.« Durch einen Seitenblick stellte Johnny fest, dass Myrna die Augen geschlossen hielt.
    Sie murmelte vor sich hin. Johnny verstand nichts.
    Obwohl auf dieser Straße längst nicht so viel los war wie auf der Autobahn, kamen ihm doch hin und wieder Autos entgegen. Er musste sich schon konzentrieren. Das war nicht möglich, wenn Myrna ihn ablenkte.
    Er schaute nach vorn und sah eine Abzweigung, die wie ein Feldweg aussah. Dort fuhr er hin und stoppte.
    »Warum fährst du nicht weiter? Es ist nur noch ein kleines Stück – bitte.«
    »Nein. Oder sagen wir so: Ich werde weiterfahren, aber zuvor wirst du mir sagen, wer du wirklich bist.«
    »Myrna.«
    »Das weiß ich, aber das reicht mir nicht, wie du dir vielleicht vorstellen kannst.«
    »Tut mir leid. Ich kann dir nicht mehr sagen.«
    »Du willst es nicht.«
    »Es reicht.« Um ihre Worte zu unterstreichen, löste sie den Gurt.
    Dann öffnete sie die Tür, und Johnny kam erst jetzt dazu, einzugreifen. Er fasste sie an der Schulter an, um sie zurückzuhalten, aber sie wehrte sich gegen seinen Griff.
    »Bleib noch!«
    Ein Ruck, und sie war frei! Sofort richtete sie sich neben dem Mini auf und flüsterte ihm einen Abschiedsgruß zu.
    »Hilf mir!«
    Das hatte Johnny verstanden, aber er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte.
    Das Blut schoss ihm ins Gesicht. Er kam sich plötzlich wie ein Verlierer vor.
    Myrna wusste genau, was sie wollte. Sie huschte weg und um die Vorderseite des Minis herum. Dann lief sie auf die andere Straßenseite. Dort stieg das Gelände zu einer breiten Kuppe an, auf der allerlei Büsche und Sträucher wuchsen.
    Johnny ärgerte sich, dass er zu spät reagiert hatte. Noch hatte er nicht verloren. Er nahm sich vor, diese Myrna einzuholen, denn ihm war ungemein wichtig, das Rätsel dieser Person zu lösen.
    Sich losschnallen, die Tür öffnen, sie zuschlagen, die Straße überqueren, das brachte er innerhalb weniger Sekunden hinter sich.
    Die Fremde eilte einen Hang hinauf. Immer wieder bückte sie sich und hielt sich dabei an den Zweigen von Sträuchern und Büschen fest. Manchmal riss sie auch einen Zweig ab, aber sie rutschte nie aus und fiel hin.
    Dann hatte sie ihr Ziel erreicht. Auf der Kuppe drehte sie sich um und schüttelte den
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