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1495 - Die Generalprobe

Titel: 1495 - Die Generalprobe
Autoren: Unbekannt
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Fragmentraumers und begangen mit der Suche.
    Der Gedanke kam Notkus sehr spät. Eigentlich viel zu spät. Er hatte das Schiff von oben bis unten durchsucht. Die KALIHAL war in ihrer Bauweise der HALUTA sehr ähnlich, und dem Synergistiker fiel ein, daß er das Beiboot bisher außer acht gelassen hatte. Es ruhte oberhalb der Schneise, die sich vom Heck bis dicht hinter den Kommandobereich erstreckte. Es steckte in einer Mulde, und die Verbindungsschotte standen offen. Nichts und niemand hinderte ihn daran, in das kugelförmige Beiboot überzuwechseln.
    Dennoch zögerte er einen Augenblick und dachte nach. Wenn Enza wirklich allein sein wollte, dann fragte er sich, ob sie absolut kein Lebewesen sehen wollte, oder ob sich ihr Verhalten nur auf seine Person bezog. Der Interkom sprach an. „Angesichts der äußeren Lage solltest du nicht ohne SERUN in das Beiboot wechseln", empfahl die Automatenstimme. „Das ist eine Empfehlung des Piloten. Bitte suche eines der Depots in der Nähe auf!"
    „In Ordnung!"
    Der Synergistiker schritt den Korridor zurück bis zur dritten Tür rechts. Er ließ sich einen SERUN aushändigen und schlüpfte hinein. Er schaltete die Energieversorgung ein und schloß den Helm. „So ist es hoffentlich gut", sagte er. Der Pikosyn gab keine Antwort, und Notkus setzte sich in Bewegung und stieg in das Beiboot hinüber. Er eilte in den Steuerraum und rief die Speicher des Syntrons ab. Auf den Namen Enza Mansoor reagierte der Computer nicht, und Notkus wußte, daß er dicht vor seinem Ziel stand. Wenn es nichts gegeben hätte, was geheimzuhalten war, dann hätte der Syntron ihm erzählt, daß Enza zur Besatzung der KALIHAL gehörte und sich zur Zeit da oder dort befand. So aber tat er, als sei ihm der Name unbekannt. „Danke!" kam es ihm über die Lippen. Er eilte hinaus und nahm sich die einzelnen Sektionen des kleinen Beiboots vor. Er fand die Reste einer Mahlzeit, die vom Servo noch nicht beseitigt worden waren, weil dieser außer Betrieb war. Er warf einen Blick auf den Teller. Die Reste waren noch nicht eingetrocknet, Enza hatte ihre Mahlzeit innerhalb der letzten halben Stunde eingenommen.
    Notkus aktivierte sein Funkgerät. „Hörst du mich?" fragte er leise. „Enza, ich suche dich die ganze Zeit. Ich brauche dich! Gib mir wenigstens ein Peilzeichen!"
    Sie hielt es nicht für nötig zu antworten, und Notkus vermerkte es mit Bitternis.
    Wahrscheinlich hat sie ihren Funk nicht eingeschaltet, um wirklich ungestört zu sein, versuchte er sie in Schutz zu nehmen.
    Er suchte weiter und machte die verblüffende Entdeckung, daß sie sich nicht im Beiboot aufhielt. Er schüttelte den Kopf und ging in Gedanken durch, ob er irgendeinen Raum übersehen haben könnte. Er verneinte es.
    Wo steckte sie dann?
    Er befragte seinen Pikosyn nach der allgemeinen Lage und erfuhr, daß der kleine Verband inzwischen die Metagrav-Etappe abgeschlossen hatte. Die Schiffe befanden sich seit knapp zehn Minuten im Normalraum.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, erkannte Notkus Kantor. Du bist nicht drinnen, also bist du draußen.
    Zielstrebig steuerte er die nächstbeste Mannschleuse an und zwängte sich hinein. Er verzichtete auf die Automatik und betätigte die beiden Schotte von Hand. Er warf einen vorsichtigen Blick hinaus in die Schwärze des Leerraums. Das Blickfeld ging von der Milchstraße weg in intergalaktisches Gebiet. Dort wurde die Dunkelheit hinter dem Sternenvorhang der eigenen Galaxis lediglich durch den nebligen Schimmer von ein paar Kugelhaufen unterbrochen, und der ovale Fleck schräg über seinem Helm mußte Andromeda sein. Er drehte den Kopf, und sein Blick glitt über die Oberfläche der KALIHAL. Die Konturen zwischen Licht und Schatten waren scharf, wie mit einem Messer gezogen. Der Kontrast blendete nicht, denn der SERUN paßte die Lichtdurchlässigkeit seine Helmscheibe automatisch den optischen Bedürfnissen seines Trägers an.
    In seinem Helm heulte der Alarm auf. Die KALIHAL meldete fünf Buckelschiffe der Cantaro, die in einer Entfernung von wenigen Lichtsekunden aus dem Hyperraum kamen und sofort zum Angriff übergingen. „Enza!" schrie Notkus. „Verdammt, wo steckst du?"
    „Notkus!" meldete sich der Schiffssyntron direkt über den Pikosyn. „Das hat jetzt keinen Sinn. Du wirst Enza nicht finden. Kehre sofort in das Beiboot oder das Schiff zurück!"
    „Verdammt, sie ist da draußen irgendwo!"
    „Ich habe keine Verbindung zu ihr!" Er sparte sich eine Antwort und reagierte auch nicht mehr
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