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1490 - Endstation Sol

Titel: 1490 - Endstation Sol
Autoren: Unbekannt
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handelte es sich um eine Art Nachlese zu dem eben abgeschlossenen Einsatz auf dem Humanidrom, zu der auch Daarshols drei Gefahrten Rencaash, Ilendaa und Onchesho geladen waren. Sie hatten Vrochnash ihren Bericht vorgelegt. Daarshol hatte, gegen den Widerstand der drei anderen, einige persönliche Bemerkungen darin untergebracht, und diese griff sich Vrochnash heraus. Daarshol vermutete sogar, daß sein Vorgesetzter Cemaach nur als Berater hinzugezogen hatte, weil ihm diese Fußnoten zu brisant waren. „Ihr habt eure Sache gut gemacht", eröffnete Vrochnash das Gespräch. „Mehr war unter diesen Umständen wohl nicht zu erreichen. Aber..." Vrochnash machte eine Pause und blickte Daarshol in die Augen, bevor er fortfuhr: „Aber ich verstehe einige der kritischen Anmerkungen im Anhang nicht. Was haben etwa Überlegungen, die Privilegien der Nakken betreffend, in einem offlziellen Einsatzbericht zu suchen? Kann mir das einer von euch erklären?"
    „Darf ich es versuchen?" bot Daarshol an. „Die Nakken haben uns bei unseren Ermittlungen in keiner Weise unterstützt. Sie waren nicht nur nicht kooperativ, sondern haben uns geradezu sabotiert. Der weise Herr Dorian Waiken hat dies dann sogar unterstützt und erklärt, daß die Nakken so etwas wie Narrenfreiheit genießen würden. Darauf mußte ich eingehen, um unser Versagen zu erklären."
    „Ihr habt keineswegs versagt", erwiderte Vrochnash. „Lediglich Loymaash war ein Versager, und er hat seine verdiente Strafe erhalten."
    Obwohl offiziell nichts über Loymaashs Schicksal bekanntgegeben worden war, tat Vrochnash so, als sei er darüber informiert. Es war kein Thema, auf das Daarshol näher eingehen wollte. „So gesehen, könnte man auch sagen, daß die Nakken mit ihrer Dreistigkeit Loymaash, ein Mitglied des Supremkommandos, auf dem Gewissen haben", hakte Daarshol ein. „Denn ließe man ihnen nicht solche Freiheiten, dann würden sie es nicht wagen, einem Bevollmächtigten die Stirn zu bieten."
    Vrochnash nickte wissend. „Das ist es, was ich dir ankreide, Daarshol", sagte er bedächtig. „Du bist ein Heißsporn. Mag sein, daß dir deine Erfolge zu Kopf gestiegen sind. Aber ich muß dich warnen. Es steht dir nicht an, Kritik an den Herren der Straßen zu üben."
    Daarshol hob abwehrend die Hände. „Das würde mir nie in den Sinn kommen. Ich wollte lediglich auf gewisse Mißstände hinweisen. Und ich bleibe bei der Meinung, daß man die Nakken besser in den Griff bekommen könnte, würde man weniger zimperlich mit ihnen umgehen. Man müßte den Herren der Straßen nur Alternativen im Umgang mit Nakken aufzeigen. Und am Humanidrom sollte man den Hebel zuerst ansetzen."
    Daarshol merkte, wie Rencaash, Ilendaa und Onchesho mit jedem Wort von ihm in ihren Sitzen zusammenschrumpften. Er hatte nur Verachtung fur diese Feiglinge übrig. Sie waren bloße Befehlsempfänger, ohne Rückgrat und Courage, nicht würdig, dem Supremkommando anzugehören. Jeder General oder Stratege im Außendienst, der Befehle vom Supremkommando empfing, besaß mehr Eigeninitiative als diese drei, die als deren Befehlshaber galten.
    Vrochnash schien seine Gedanken zu erraten, denn er sagte: „Ich bin bereit, deinen Starrsinn als Engagement zu beurteilen. Dennoch verlange ich, daß deine Anmerkungen zum Thema Nakken aus dem Protokoll zu streichen sind. Es handelt sich hier um deine private, subjektive Meinung, die in einem offiziellen Bericht nichts zu suchen hat."
    „Ich füge mich diesem Beschluß", gab Daarshol nach, „möchte jedoch darauf hinweisen, daß ich von den Herren der Straßen dazu ermächtigt worden bin, mich mit dem Nakkenproblem zu beschäftigen. Immerhin sind zweihundert Nakken mit unbekanntem Ziel aus dem Humanidrom verschwunden. Dies betone ich, weil ich sehr bezweifle, daß sie sich zu irgendeinem >Nakkenfriedhof< zurückgezogen haben. Darum erwarte ich, daß ich bei meinen Nachforschungen nicht behindert werde."
    Cemaach hatte die ganze Zeit über teilnahmslos dagestanden und mit ausdruckslosem Gesicht geschwiegen. Als Vrochnash jetzt zu ihm aufsah und einen Blick mit ihm wechselte, hatte Daarshol den Eindruck, daß sie auf diese Weise eine stumme Absprache miteinander trafen. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, fuhr Daarshol schnell fort: „Da ich mein Temperament kenne und fürchte, in meinem Eifer gegen die Regeln verstoßen zu können, bitte ich um die Unterstützung des in Ehren gealterten Cemaach. Mit seinen Erfahrungen, seiner Weisheit und kühlen Ratio
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