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1485 - Werkstatt der Sucher

Titel: 1485 - Werkstatt der Sucher
Autoren: Unbekannt
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gelähmt.
    Er nahm die neue Umgebung noch durch einen Schleier wahr.
    Da war eine Riesenschlange, die sich durch das Blätterwerk schob und mit ihrer gespaltenen Zunge nach den drei Gestalten leckte, von denen zwei reglos auf dem Morastboden des subtropischen Dschungels lagen.
    Lingam Tennar taumelte. Er verstand sich und die Welt nicht mehr. Seine Erinnerung an die letzten Ereignisse war gestört. Es war etwas passiert, eine Art Explosion, aber etwas Genaues konnte er nicht sagen.
    Er sah die Schlange auf sich zuschießen, aber er konnte nur instinktiv reagieren. Sein Verstand war noch gelähmt. Sein Metabolismus verhärtete sich, und damit biß das Tier buchstäblich auf Granit.
    Tennar verstand immer noch nicht, was wirklich geschah. Er rührte sich nicht, als die Schlange von ihm abließ und sich den beiden reglosen Gestalten zuwandte, die im hohen Gras zu seinen Füßen lagen.
    Irgendwie kamen die beiden Terraner ihm bekannt vor, aber wer sie genau waren, wußte er nicht. Der Haluter erkannte auch nicht die Gefahr, die Sato Ambush und Loydel Shvartz drohte. Noch lag die Blockade auf seinem Bewußtsein, die durch die Hyperenergien ausgelöst worden war.
    Dann setzte schlagartig die normale Denkfahigkeit wieder ein. Er packte das Tier mit den bloßen Händen.
    Die Schlange wollte sich um seinen Körper legen, aber dazu kam sie nicht mehr. Lingam Tennar schleuderte sie im hohen Bogen zwischen die Bäume. Nun kümmerte er sich um die Bewußtlosen. Mit Hilfe eines Medikaments brachte er sie bald wieder zur Besinnung. Ambush und Shvartz waren danach noch benommen, aber auch das legte sich schnell. „Wir befinden uns wieder in einer anderen Welt", stellte Loydel Shvartz fest. „Eine tropische Dschungelwelt mitten im Humanidrom. Oder sind wir ganz woanders? Ich glaube, ich werde hier noch verrückt."
    „Auch meine Geduld wird arg strapaziert", gab der Pararealist zu. „Aber jammern hilft uns nicht. Ich bin mir sicher, daß wir das Humanidrom nicht verlassen haben. Wie diese Realitäten erzeugt werden, ist eine andere Frage. Mit technischen Mitteln allein ist das nicht vorstellbar. Aber egal, diese Frage müssen wir zurückstellen. Etwas anderes ist allein wichtig. Denkt an unsere Mission. Wir müssen unsere Suche nach den Nakken fortsetzen, koste es, was es wolle."
    Sie gingen aufs Geratewohl weiter. Lingam Tennar bahnte den beiden Terranern einen Weg durch das dichte Gestrüpp des Urwalds. Die Sicht war durch die tropischen Pflanzen auf wenige Meter begrenzt.
    Von der Schlange oder anderen wilden Tieren zeigte sich nichts mehr, aber sie blieben wachsam.
    Obwohl sie nur langsam vorankamen, legten sie ein gutes Stück Strekke zurück. Noch zeichnete sich kein Ende dieser Landschaft ab. Dann stutzte der Haluter plötzlich und wies nach vorn. „Eine kleine Lichtung", teilte er mit. Sato Ambush schob sich an ihm vorbei und zog sich an einer Liane hoch, um besser sehen zu können.
    In der Tat befand sich mitten im Dschungel eine freie Stelle mit sandigem Untergrund. Sie durchmaß nur wenige Meter.
    Irgend jemand hatte einen Kreis in den Sand gemalt. Auf diesem Kreis standen in gleichmäßigem Abstand von vielleicht jeweils einem Meter stumm und starr insgesamt fünf Nakken. Sie hatten die Körper leicht nach vorn geneigt, als ob sie sich mit ihren unbegreiflichen Sinnen auf den Mittelpunkt des Kreises konzentrieren würden.
    Der Pararealist zog sich noch ein Stück an der Liane höher und setzte einen Fuß auf einen moosbewachsenen Ast, um besser zu sehen, was sich dort in dem Kreis befand. Er sah erst etwas glitzern, und als er dann genau erkennen konnte, was dort lag, war die Überraschung perfekt.
    Auf dem Boden lag fein säuberlich ein rundes, dunkelblaues Samttuch.
    Und mitten auf diesem Tuch ruhte das glitzernde Etwas - ein exaktes Ebenbild der Perle Moto.
     
    *
     
    Die stille Szene voller Konzentration in einer ganz und gar unpassenden Umgebung hatte fast etwas Gespenstisches an sich. Die ständigen Geräusche des Urwalds schienen hier zur Gänze verstummt zu sein.
    Die beiden Terraner und der Haluter ließen das Bild auf sich wirken, um ihm vielleicht Verständnis abzugewinnen. Aber das war kaum möglich.
    Als sie die letzten Büsche durchbrachen und die kleine Lichtung betraten, erwartete Sato Ambush unwillkürlich eine Reaktion der Nakken. Es geschah jedoch nichts.
    Der kleine Terraner umrundete die fünf starren Gestalten einmal auf dem etwa drei Meter breiten Sandstreifen zwischen dem Ring aus Nakken und
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