Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
provisorischen Energiekorridor errichtet hatten, rief Loydel Shvartz Benno Oporat zu sich. Er langte zu seiner Schulter hoch und machte den Versuch, sie zu umfassen. Benno verzog das Gesicht, denn er wußte aus Erfahrung, daß solchen vertraulichen Gesten stets ein unangenehmer Auftrag folgte, mit einem Wort: Laufburschentätigkeit. „Ich habe einen wichtigen Auftrag für dich, Stift", sagte er mit Nachdruck. „Nimm dir einen Roboter und sieh dich in den Kellern des Hotels um, ob es dort nicht ein Lager mit trinkbaren Schätzen gibt. Manche Getränke verderben nämlich auch durch zweihundertjährige und auch längere Lagerung nicht, sondern bekommen dadurch sogar eine noch feinere Note. Du verstehst?"
    Bevor Benno noch dazu Stellung nehmen konnte, trat Sato Arnbush hinzu, der bis jetzt dem technischen Team letzte Instruktionen erteilt hatte. „Da es für uns vorerst nichts zu tun gibt, möchte ich eine dringende Angelegenheit erledigen", sagte der Pararealist. Mit einem spöttischen Seitenblick auf Benno fügte er hinzu: „Und weil Zwillinge unzertrennlich sind, wollte ich dich bitten, mich zu begleiten, Loydel. Deinen Adlatus kannst du übrigens mitnehmen."
    „Nichts lieber als das", sagte Benno rasch. „Ich habe sowieso nichts Wichtiges zu tun."
    „Worum geht es?" erkundigte sich Loydel Shvartz mit säuerlicher Miene, die nicht Ambush galt, sondern der Tatsache, daß sich Benno um die Erledigung des Hilfsdiensts drüeken wollte. „Du erinnerst dich gewiß noch an den Plutokraten Kroesorus, von dem ich bei meinem letzten Besuch die Pläne des Humanidroms bekommen habe", sagte Sato Ambush. „Obwohl wir die Pläne entzerrt und von allen Verfälschungen gereinigt haben, sind sie keine Gewähr für eine einwandfreie Orientierung. Das Humanidrom stellt sich als Labyrinth dar, in das sich kein vernünftiger Mensch ohne sachkundigen Führer wagen sollte."
    „Und du meinst, dieser Kroesorus sei ein sachkundiger Führer?" fragte Loydel Shvartz skeptisch. „Keineswegs", erwiderte Ambush und schüttelte seinen runden Kopf so heftig, daß Benno meinte, er könnte ihm von den Schultern rollen. „Ich vermute aber, daß er viel mehr weiß und mir wichtige Informationen vorenthalten hat. Und wenn schon nicht das, so könnten wir über seine Verbindungen an Leute kommen, die Bescheid über das Humanidrom wissen."
    Für Benno klang das irgendwie unwahr, wie eine Ausrede, um die wahren Beweggründe für diesen Gang zu kaschieren. Aber Loydel schien diesen Verdacht nicht zu haben, denn er sagte zustimmend: „Okay. Das klingt vernünftig. Aber meinst du nicht, Sato, daß es reicht, wenn wir beide die Angelegenheit erledigen? Benno könnte sich inzwischen hier nützlich machen."
    „Ach was", sagte Benno mit einer verächtlichen Handbewegung. „Der Weinkeller läuft mir nicht davon.
    Darum kann ich mich später immer noch kümmern."
    Benno merkte, daß Loydel nahe daran war, einen roten Kopf zu bekommen. Der Kommandant überspielte seine Verlegenheit jedoch, indem er schnell sagte: „Okay, Stift, vielleicht brauchen wir dich doch, damit du uns zur Hand gehen könntest."
    Sie vereinbarten mit der Funkzentrale das Kodewort „Plutokrat" und rüsteten sich mit Handwaffen aus.
    Als sie durch den Energiekorridor ins Freie schritten, versuchten die Luftwurzeln sie zu erdolchen, wurden aber von den elektrischen Entladungen des Energieschirms zurückgeschlagen. „Es ist wohl nicht zu erwarten, daß unsere Behüterin aus der schmerzlichen Erfahrung lernt", meinte Loydel über den Trommelwirbel der gegen das Schutzfeld prasselnder Schläge.
    Nachdem sie den Korridor passiert hatten, schalteten sie ihre Gravo-Paks ein und flogen in Richtung der sich dem Horizont zuneigender Sonne. Sie hatten noch keine vier Kilometer zurückgelegt, als Ambush auf einer relativ gepflegten und von wucherndem Unkraut freigehaltenen Straße landete. „Das letzte Stück legen wir besser zu Fuß zurück", meinte er und begründete das folgendermaßen: „Kroesorus wäre gewiß nicht davon erbaut, wenn wir seine Tagruhe störten. Und ein bißchen Bewegung wird uns gewiß nicht schaden."
    Eine Weile gingen sie schweigend die schnurgerade Straße entlang, dann begann Ambush unvermittelt über seine Eindrücke zu erzählen, die er von den Lokvorthern bekommen hatte. Er war offenbar von ihrer Lebensart beeindruckt, denn er schwärmte von ihrer Unbekümmertheit und den verschiedenen Kulturströmungen, die sie geprägt hatten. Er bezeichnete die Lokvorther
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher