Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
stockte und schluckte. »Ich weiß nicht einmal sicher, ob sie noch lebt. Allein die Hoffnung, verstehen Sie, Drax? Allein die Hoffnung, sie könnte noch leben, treibt mich zum Kratersee. Soll ich etwa in Waashton hocken bleiben und Däumchen drehen?« Er sah auf. Seine Augen waren wässrig. »Nein, Drax. Ich werde meine Truppen persönlich zum Krater führen…« Er verstummte und blickte zum Fenster hinaus. Im Osten dämmerte die Nacht herauf.
    Das schlechte Gewissen nagte an Matt. Vom rein menschlichen Standpunkt aus gesehen hätte er Arthur Crow über den Tod seiner Tochter Lynne informieren müssen. Aber die Zeiten waren nicht so, dass man Entscheidungen immer nach rein menschlichen Gesichtspunkten treffen durfte. Nein, in Zeiten wie diesen musste das Herz oft schweigen. Sonst hätte er, Matthew Drax, sich nicht entschlossen, ein zweites Mal den Flug zur ISS zu wagen; sonst säße er nicht in diesem Gleiter und diesem Mann gegenüber. Die Zeiten waren hart, und Crow war gefährlich; und darüber hinaus brauchte die Allianz seine Streitmacht und seine Waffen im Kampf gegen die Daa'muren.
    Hatte er nicht gerade selbst gesagt, dass ihn allein die Hoffnung, seine Tochter zu finden, zum Kratersee trieb? Also war es richtig, ihm Lynnes Tod zu verschweigen; hinterlistig und unmoralisch zwar – aber richtig.
    Am späten Abend landeten sie in Waashton und verabschiedeten sich von Arthur Crow und seinem Adjutanten Dunwich. Die Männer stiegen aus.
    Naoki startete, Matt nahm neben ihr im Sitz des Copiloten Platz. »In einer Woche um diese Zeit fliegen wir«, sagte Naoki.
    »Fliegen?«
    »Zur ISS, Maddrax.« Sie zog ihre entzückenden Brauen hoch. »Schon verdrängt?«
    »Natürlich. So gut es eben geht.« Er verschränkte die Hände im Nacken, schloss die Augen und dachte an Aruula. »Shit…!«
    ***
    London, September 2521
    Der achteckige Raum erinnerte Sir Leonard an jene Theater der grauen Vorzeit, deren Bilder er als junger Mann einst in den Datenbanken von Salisbury entdeckt hatte. »Antike« hatten die uralten Aufzeichnungen jene Epoche genannt, und die Theater auf den Bilddateien hatten ein wenig wie eingekerbte Trichter ausgesehen.
    Am Grund eines ähnlich konstruierten Trichterraums befand sich nun seine Arbeitsbucht – eine halbkreisförmige Konsole mit Monitoren und Instrumenten auf einem achteckigen Podest.
    Achteckige Stufenringe stiegen um ihn herum über vier Ebenen zur achteckigen Wand des Raumes und den darin eingelassenen Großmonitoren auf. Auf jeder Ebene befanden sich Sessel, Pulte, Bildschirme und Instrumentenkonsolen.
    Alles, auch die Decke und ein Teil der Wand, war in Mahagoni-Imitat gehalten. Zweiunddreißig Männer und Frauen arbeiteten an den Konsolen, zweiundzwanzig aus der Community London, vierzehn aus der Community Salisbury.
    Vor mehr als fünfhundert Jahren hatte in diesem Raum das Oberhaus des Vereinigten Königreiches Großbritannien getagt; seit ein paar Tagen diente das restaurierte House of Lords als militärische Koordinationszentrale.
    Leonard Gabriel beobachtete den Hauptmonitor. Ein gutes Drittel der Wand beanspruchte die Kartenskizze. Ein paar Dutzend über das ganze europäische Festland verteilter roter Pfeile markierten die Truppenbewegungen der Allianz. Die Pfeile waren unterschiedlich groß und mit unterschiedlichen Symbolen gekennzeichnet. Manche waren noch Tausende Kilometer voneinander entfernt. Vor allem in einem glichen sie sich: Alle waren nach Osten gerichtet, alle zielten auf eine schwarz gezeichnete Nord-Süd-Linie, die sich vom Ural über die kasachische Steppe hinunter bis an die Nordostküste des Kaspischen Meeres zog.
    Sir Leonard – Kommandeur des alliierten Hauptquartiers in London – fixierte für einen Moment den einzigen Pfeil auf der Karte, der sich seit Tagen nicht ostwärts bewegte und das auch in absehbarer Zeit nicht tun würde. Er war sehr klein und lag viel weiter im Osten als alle anderen; schon jenseits des Urals.
    Dort, keine zweihundert Kilometer vom eigentlichen Ziel der Operation Harmagedon entfernt, hatten sich dreiundzwanzig Telepathen der Allianz verschanzt, Nosfera und Frauen von den Dreizehn Inseln zum größten Teil. Sie erledigten eine Arbeit von unschätzbarem Wert: Mit ihren Psikräften störten sie die mentale Kommunikation zwischen den Daa'muren und ihrem letzten Todesrochen.
    Von dem kleinen Pfeil tief im Osten wanderte Sir Leonards Blick zu einem wesentlich größeren. Er stand bereits am Südrand der Karpaten, und die Symbole
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher