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148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon
Autoren: Jo Zybell
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unseren Verstand, unseren Mut und unseren Willen zum Sieg.«
    Für einen Moment wusste Matthew Drax nicht, was er entgegnen sollte. Er lehnte sich zurück. Der Maskenmann schien das Interesse an ihrem Gespräch zu verlieren – er wandte sich ab und starrte zum Fenster hinaus und auf die Wolkenbänke hinunter.
    »Was sagen Sie dazu, General Fudoh?«, sprach Matt ihn an.
    »Glauben Sie auch, dass ich zu schwarz sehe?«
    »Vergessen Sie's«, knurrte es dumpf in gebrochenem Englisch hinter der Metallmaske. »Tun wir einfach, was wir tun müssen, tun wir einfach, was wir uns vorgenommen haben. Danach reden wir weiter. Wenn wir dann noch reden können.«
    Das war das erste und das letzte Mal, dass der Maskenmann sich zu einer Äußerung hinreißen ließ; diese drei Sätze – mehr sagte er den ganzen Flug über nicht…
    ***
    27,93 Kilometer über dem Pazifik, September 2521
    Allein…
    Seit ein paar Stunden war es ihm bewusst: Er war allein. Er spürte es tief im Inneren seines mächtigen Körpers. Etwas Schweres schwoll da, etwas, das auf seine Atemwege drückte und bis in seine Schwingen ausstrahlte.
    Du bist jetzt ganz allein…
    Veränderungen kündigten sich an, waren schon im Gange.
    Veränderungen dort unten auf der Oberfläche des Zielplaneten, Veränderungen hier oben, in den dünnen kalten Gasschichten, Veränderungen in ihm selbst, in seinem zentralen Nervensystem. Er spürte es: Alles würde sich verändern. Und zu einem nicht unbeträchtlichem Teil durch ihn, ja durch ihn.
    Das jedoch wusste er nicht.
    Er reduzierte die Zahl seiner Schwingenschläge, Machte es denn noch Sinn, hier oben im Orbit zu fliegen und auf Befehle zu warten, die niemals kommen würden?
    Manchmal riss tief unter ihm die Wolkendecke auf. Geschah das, während er auf der Tagseite des Zielplaneten flog – so wie jetzt gerade –, breitete sich darunter meist die tiefblaue oder türkisfarbene Oberfläche eines Ozeans aus. Geschah es, während er die Nachtseite überflog, sah er von Zeit zu Zeit den Lichtreflex des Mondes oder eines besonders hellen Sterns dort unten aufleuchten. Wolkenlos war der Himmel unter ihm selten in den letzten Tagen. Das hing mit den jahreszeitlich bedingten meteorologischen Veränderungen auf der Nordhalbkugel des Zielplaneten zusammen. Er kannte das Phänomen bereits.
    Seine Flugbahn verlief seit Jahren einige tausend Kilometer nördlich des Äquators.
    Der Kometenkrater, der Kontinent, den die Primärrassenvertreter Euree, und jener, den sie Meeraka nannten – das waren die wichtigsten Schnittpunkte seines Orbits. Alle drei lagen sie auf der Nordhalbkugel.
    Weil er die Einsamkeit spürte, und weil er die Angst um seine Existenz kennen gelernt hatte, wusste er auch, dass er wählen konnte. Einen neuen Orbit wählen zum Beispiel, oder einen letzten Abstieg, oder das endgültige Eintauchen in einen warmen Ozean.
    Eine Wahl…
    War es nicht sinnlos, noch länger hier oben zu kreisen? Es war sinnlos, denn niemand antwortete mehr, wenn er die starken mentalen Impulse seines zentralen Nervensystems hinab sandte. Der Sol am Kratersee nicht, kein Kundschafter eines vorgeschobenen Außenpostens, nicht einmal der Lun an der Ostküste Meerakas.
    Eine Wahl, du hast eine Wahl…
    Sein Geist betastete den Gedanken von allen Seiten. Er fühlte sich fremd und unheimlich an, aber auch stark. Noch vor Tagen hätte ein solcher Gedanke keinen Halt in seinem zentralen Nervensystem gefunden. Aber seit die Herren schwiegen…
    Andererseits sehnte er sich nach der Aura eines Herren. Die mächtige Stimme des Sols würde ihm Halt geben, würde die Angst vertreiben und die fremden Gedanken. Hatten seine Herren ihn nicht geschaffen, um als Kommunikationsbrücke im Orbit zu kreisen? Doch, dazu hatten sie ihn erschaffen: Kreisen, Botschaften empfangen, Botschaften weitersenden – das war der Zweck seiner Existenz.
    Das ist der Zweck deiner Existenz gewesen, vor dem Schweigen…
    Jetzt empfing er keine Botschaft mehr. Jetzt lag da eine Wand aus Störimpulsen zwischen ihm und seinen Herren. Nur einmal hatte er die Verbindung wieder aufnehmen können, um eine wichtige Botschaft zu übermitteln – aber dazu hatte er unter tausend Meter Höhe gehen müssen, und seine Kräfte hätten fast nicht ausgereicht, um danach wieder aufzusteigen.
    Ihn schauderte bei der Erinnerung an diesen langen, schmerzvollen Aufstieg. Fast wäre seine Existenz dabei erloschen.
    Dass seine Herren schwiegen, dass sie seine mentalen Impulse nicht beantworteten,
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