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148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon
Autoren: Jo Zybell
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irgendwann. »Geschwindigkeit Mach 3.6, Temperatur minus 987° Celsius.«
    Hier oben, in der dünnen Atmosphäre, stieg die Geschwindigkeit naturgemäß immer schneller. Bald erreichte das Shuttle eine Flughöhe von über einer Million Fuß. Der Metallwasserstoffantrieb arbeitete perfekt, die Triebwerke entwickelten Schubkräfte, die das Shuttle mühelos aus dem Gravitationsfeld der Erde trugen.
    Sie erreichten die Nachtseite des Planeten. Zu diesem Zeitpunkt etwa ging eine leichte Vibration durch das Shuttle.
    Kleine Materieteilchen wirbelten durch das Head-up-Display.
    »Was war das?«, flüsterte Naoki. Ihrer Stimme nach rechnete sie mit dem Schlimmsten.
    Matts Blicke flogen zwischen dem Head-up-Display und der Instrumentenkonsole hin und her. Auf einem kleinen Bildschirm erschien die Skizze des Shuttlerumpfes. An den Tragflächen und an einer Stelle über dem Bug blinkte es rot.
    Matt konnte nicht glauben, was er doch auf Grund der Daten auf allen Monitoren sehen musste.
    »Warum antwortest du nicht, Maddrax?!« Naoki spürte seinen Schock. »Antworte endlich! Was war das?!«
    Er konnte nicht antworten, noch nicht. Captain Ahab aber kannte keine Gefühle, er würde auch noch im Zentrum eines Schwarzen Lochs seinen Spruch aufsagen. »Verlust von Hitzeschutzkacheln an der Rumpfunterseite«, schnarrte er, »und an den Tragflächenunterseiten links und rechts. Achtung: Ein Wiedereintritt in die Atmosphäre ist mit diesen Beschädigungen nicht möglich!«
    Naoki sank in ihren Sessel zurück. Sie sagte kein Wort, nicht einmal ihre Atemzüge hörte Matt noch aus dem Helmfunk.
    Wenn es ihm bewusst geworden wäre. Aber der Mann aus der Vergangenheit saß selber wie betäubt. Für Minuten vergaß er sogar, dass er nicht allein war hier oben in der Einsamkeit zwischen Himmel und Erde. In ihm gähnte eine große Leere.
    Nur langsam klärte sich sein Verstand, konnte er wieder klar denken. Hier oben, in der äußersten Schicht der Atmosphäre, herrschte bereits eine derart geringe Dichte an Gasmolekülen, dass keine gefährliche Reibungshitze entstehen konnte. Sie waren also nicht in akuter Gefahr.
    Bei einem Landeanflug in den tieferen und um vieles dichteren Luftschichten und bei wesentlich höherer Geschwindigkeit würde jedoch das Shuttle überhitzen, auseinander brechen und verbrennen. Ihm standen noch die Bilder von der Columbia-Katastrophe aus dem Jahr 2003 vor Augen.
    Matthew Drax empfand keine Angst. Er empfand nichts mehr in diesen Minuten.
    Als die Queen Victoria schließlich der Höhenmarke von sechshundert Kilometern entgegenraste und immer schneller die Exosphäre durchquerte, den Übergang von der Atmosphäre zum interplanetaren Raum, meldete Captain Ahab zum ersten Mal den Ortungsreflex der ISS. Da erst aktivierte Matthew Drax den ISS-Funk und nahm Verbindung zum Hauptquartier in London auf. Sir Leonard Gabriel meldete sich.
    »Hören Sie, Sir Leonard«, sagte Matt mit tonloser Stimme.
    »Wir sind von einem Todesrochen angegriffen worden. Die Konfrontation hat uns etliche Hitzeschutzkacheln gekostet…«
    »Was sagen Sie da?!«
    »Hören Sie zu, Prime, bitte hören Sie. Unsere Mission ist nicht gefährdet. Wir werden in zwölf Minuten wie geplant an der Raumstation ankoppeln. Wir werden hier oben unseren Job tun wie Sie und alle anderen da unten auch. Aber wahrscheinlich… wird es das Letzte sein, was wir tun können. Wir werden nicht mehr zurückkehren.« Er wollte noch mehr sagen, aber er merkte, wie ihm die Stimme versagte. »Melde mich… später wieder«, krächzte er noch, dann unterbrach er mit einer schnellen Handbewegung die Verbindung.
    ***
    Luftraum dem Golf von Mexiko Anfang Oktober 2521
    Schwebte er? Bewegte er die Schwingen? Sein zentrales Nervensystem wollte ihm suggerieren, er hätte die eiskalten Luftschichten längst durchquert und der warme Ozean wäre ganz nah. Die Wahrheit jedoch war: Es schneite um ihn herum, Eisflächen brachen von seinem Körper weg und stürzten in die Tiefe, und er wusste nicht mehr, wie hoch über der Erde er sich befand.
    Um dem Schmerz auszuweichen, hatte er seine Aura in den Kern seines zentralen Nervensystems zurückgezogen. So spürte er weder die Kälte in den Schwingen, noch die Schmerzen im hinteren Teil seines Körpers. Dort hatten die heißen Triebwerke des Fluggerätes ihm tiefe Wunden eingebrannt.
    Und immer tiefer zog er seine Aura in den Kern seines zentralen Nervensystems zurück. Er kapselte sein Bewusstsein vor den Empfindungen seines mächtigen
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