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148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon
Autoren: Jo Zybell
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Körpers ab. Dafür jedoch bezahlte er mit seiner Wahrnehmungsfähigkeit. Kaum sah er noch die Wolkendecke, in die er jeden Moment eintauchen würde. Er spürte nicht, ob sein Körper sich bewegte, ob er steif gefroren oder erschlafft war. Und schon gar nicht war er in der Lage, einen mentalen Impuls an seine Herren abzusetzen.
    Aber was hätte es ihm denn genützt, all das noch zu können, zu spüren und zu wissen? Es war vorbei. Thgáan, der letzte Lesh'iye, stürzte und stürzte und stürzte…
    ***
    London, Anfang Oktober 2521
    »Was soll das?!« Die Queen war außer sich. »Was redet er da?!« Die Männer an den Arbeitskonsolen blickten auf, denn ihre Königin wurde laut. Dergleichen erlebten sie nicht oft.
    »Nicht wieder zurückkehren? Was meint er damit?!« Mit zu Fäusten geballten Händen stand sie direkt vor Sir Leonard. Ihr sonst sonnenbankgebräuntes Gesicht hatte die Farbe einer alten Luftfiltermembran, und die Adern an ihren Schläfen und auf ihrem schönen Kahlkopf waren dunkelblau angeschwollen.
    Sir Leonard blickte durch sie hindurch. Ihre Stimme schien aus einer anderen Welt an sein Ohr zu dringen. Sein Arm mit dem Funkgerät sank herab. Er wandte sich von der Queen ab und stieg zwei Stufen bis zum Arbeitspult seines Ersten Offiziers hinunter. Neben Captain Tolbert McWednesday ließ er sich in einen leeren Sessel fallen. Ihm war schwindlig.
    »Sir?« McWednesday sah ihn besorgt von der Seite an. Der Prime von Salisbury galt als Muster an Selbstbeherrschung.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    Die Queen eilte ihm nach. Ihre Stimme vibrierte bereits an der Schwelle zum hysterischen Überschlag. »Warum sagt er das, Sir Leonard?« Neben ihm stützte sie sich auf die Arbeitskonsole. »Antworten Sie!«
    »Er sagt das, weil…« Sir Leonard gehörte nicht zu den Männern, die dem Leben auszuweichen pflegten. Was ein Mensch zu erleben, zu genießen und zu erleiden fähig war, hatte er im Prinzip erlebt, genossen und erlitten. Dennoch überforderte ihn Drax' Nachricht irgendwie. »Er sagt das, weil er nicht zurückkehren kann.« Mit einer müden Kopfbewegung überließ er es seinem Ersten Offizier, die Königin aufzuklären.
    »Bei der Rückkehr zur Erde rast das Shuttle mit hoher Geschwindigkeit in die Atmosphäre hinein, Eure Majestät«, sagte Captain McWednesday. »Dabei entsteht eine extrem hohe Reibungstemperatur. Zeitweise umgibt ein Glutball das Shuttle. Wenn auch nur eine einzige Kachel aus dem Hitzeschild fehlt, kann es den extremen Temperaturen nicht standhalten. Es würde explodieren.«
    »Das ist nicht wahr«, flüsterte Victoria.
    »Das ist wahr«, sagte Sir Leonard. »Wir müssen es den anderen melden…«
    Die Queen richtete sich auf. »O Gott«, entfuhr es ihr. Sie wandte sich ab und stelzte Stufe um Stufe zum Mittelpunkt der Zentrale zurück. »Matt kommt nicht mehr zurück…« Eine Zeitlang stand sie mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern da. »Nicht mehr zurück…«
    Aus roten Augen stierte Sir Leonard ein paar Atemzüge lang seine knochigen Altmännerhände an. Schließlich hob er den Kopf. »Verbinden sie mich mit General Yoshiro, Captain«, sagte er, »und danach mit General Priden und Mr. Black…« Er stockte. »Nein, die beiden informieren wir später. Lady Aruula darf es nicht erfahren«, sagte er mehr zu sich selbst als zu seinem Ersten Offizier. »Es würde ihr das Herz brechen. Aber wir brauchen sie. Wir brauchen sie bei den Telepathen…«
    ***
    Internationale Raumstation, Anfang Oktober 2521
    Die ISS breitete ihre Module und Sonnenflügel über ihnen aus. Es war, als würde ein gütiger Engel sie empfangen.
    Sie redeten nicht. Sie wussten ja beide, was die Stunde geschlagen hatte, was gab es da noch zu bereden?
    Unterhalb des Zentralmoduls erkannten sie ein kesselförmiges Element: die Schleuse. Seit Matts erstem Besuch hier oben waren die Systeme wieder online und ließen sich von außen fernsteuern.
    Ohne Probleme dockten sie an, schalteten ihre Überlebenssysteme auf interne Sauerstoffversorgung um und verließen in Raumanzügen die Queen Victoria.
    Sie kletterten in die Schleuse der alten Raumstation. Beiden war klar, dass es keinen Weg zurück gab. Beiden war klar, dass sie jetzt nur noch eine Aufgabe zu erledigen hatten. Ihre letzte.
    Und danach? Irgendwas oder nichts mehr, man würde sehen.
    Sie schwebten die Schleuse hinauf bis zum Schott vor dem Zentralmodul. Sie aktivierten die Magnetfeldaggregate an den Sohlen ihrer Spezialstiefel und stapften bis zur
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