Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
148 - Operation Harmagedon

148 - Operation Harmagedon

Titel: 148 - Operation Harmagedon
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
sogar nur für ein paar Sekundenbruchteile. Matthew Drax aber hatte das Gefühl, ein Titan hätte sich auf ihn geworfen und würde ihn mit seinem tonnenschweren Körper in das Sitzpolster pressen. Die rotierenden Bilder auf dem Head-up-Display, das Blinken der Kontrollinstrumente und die roten und weißen Ringe vor seinen Augen verschwammen zu bunten Nebeln, seine Lungen und seine Kehle waren wie zubetoniert, und Captain Ahab quäkte Wortfetzen, die Matts Hirn zu keinen sinnvollen Sätzen zusammenfügen konnte.
    Seltsam: In diesen nicht enden wollenden Sekunden flackerte auch das Bild seiner Geliebten in seinem schwindenden Bewusstsein auf, und einen Herzschlag lang war er einfach nur glücklich, dass Aruula nicht mitgeflogen war.
    Endlich sprang der Gravitationsdämpfer wieder an. Matts Lungen füllten sich mit Luft, und die bunten Nebel vor seinen Augen zerrissen. Die Kontrollen für den Kurs, die Geschwindigkeit und die Flughöhe blinkten rot. Die Queen Victoria flog jetzt parallel zur Erde, in einem viel zu tiefen Orbit, und rotierte dabei um ihre Längsachse. Der plötzliche Schlag hatte sie aus der Bahn geworfen. Draußen führten Erdkugel und Weltraumschwärze einen wilden Tanz auf.
    »Was war das, Matt?«, krächzte Naokis Stimme im Helmfunk. »Bei allen guten Geistern, was war das…?«
    Mit der Rechten packte Matthew Drax den Steuerknüppel und drückte ihn gegen die Rotationsrichtung. Ein leises Zischen verkündete, dass die Korrekturdüsen zündeten. Ein Ruck ging durch die Maschine. Die Drehbewegung wurde langsamer. »Keine Ahnung…« Seine Rechte fuhr über die Tasten und Schalter der Steuerelektronik. Das Drehen hörte ganz auf, und langsam sackte auch die Erdkugel nach unten weg. Das Shuttle gewann wieder an Höhe.
    »Protokolle!«, verlangte Naoki. »Ich will Aufzeichnungen sehen! Ich will wissen, was das war!«
    »Eine Kollision mit weiß Orguudoo was für einem Vogel…«
    Matt blickte auf die Borduhr: Sechs Minuten waren seit dem Zusammenstoß vergangen.
    »Ein Vogel? In der Stratosphäre? Spinnst du?«
    »Ich weiß es doch auch nicht…!« Matts Nerven waren zum Zerreißen gespannt, wie die Naokis. Ein Blick auf die Navigationsinstrumente machte ihm klar, dass sie weitab vom vorgesehenen Kurs lagen
    »Geschwindigkeit unter Mach 1«, meldete Captain Ahab.
    »O Shit!«, zischte Matt.
    »Flughöhe vierundsechzigtausend Fuß«, meldete Captain Ahab. »Unbekanntes Objekt zweitausenddreihundert Meter entfernt!«
    »Shit! Shit! Shit!« Matt starrte auf den ins Head-up-Display eingeblendeten Ortungsreflex. Tatsächlich – da blinkte noch immer was! Und das Scheißding flog direkt über ihnen! Die Entfernung zwischen ihm und dem Shuttle schrumpfte so schnell, dass Matt die wechselnden Ziffern in der Fußzeile des Head-up-Displays kaum lesen konnte.
    »Er rammt uns!«, schrie Naoki.
    Matt riss den Steuerknüppel nach links. Die Queen Victoria drehte sich um neunzig Grad, während ein Schatten einen Herzschlag lang das Cockpit verdunkelte. »Kollision vermieden«, meldete Captain Ahab, und im Head-up-Display sah Matt den Todesrochen seine Schwingen ausbreiten. Die Kreatur bremste ihren Sturzflug ab, schoss erst zur Seite weg und zog dann steil nach oben. Ein Abfangjäger hätte kaum beweglicher sein können.
    »Er geht schon wieder auf Kollisionskurs…!«, ächzte Naoki.
    Matthew Drax begriff, dass diese Begegnung kein Zufall war. Die Daa'muren mussten dahinter stecken. Sie wollten das Shuttle vernichten. Sie wollten ihn vernichten.
    Aber woher wussten sie von dem Flug zur ISS? Zufall?
    Verrat? Crow? Und er begriff, dass seine Chance einzig und allein im Beschleunigungspotential der Queen Victoria lag und in ihrer Geschwindigkeit. Also zog er die große Maschine nach oben und fuhr die Metallwasserstoffmotoren hoch, bis der Gravitations-Neutralisator an seine Grenzen geriet und Naoki und er nach Luft schnappten.
    Doch bevor der Schub es außer Reichweite katapultieren konnte, schlug der Rochen mit seinem langen Schwanz nach dem Shuttle – und erwischte es an der Unterseite.
    Ein brutaler Ruck ging durch die Maschine. Naoki schrie auf. Matt umklammerte den Steuerknüppel. Mit Mühe verhinderte er, dass die Queen Victoria erneut ausbrach.
    Dann brachte sie der Feuerstrahl aus den Antriebsdüsen außer Reichweite, während der Rochen der Wolkendecke entgegen trudelte…
    ***
    Ural, Osthang, Höhe 53. Breitengrad Nord, Anfang Oktober 2521
    Die Doyzdogger schlugen an, zuerst Greif, dann die Jungtiere. Rechts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher