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1479 - Prophet des Todes

Titel: 1479 - Prophet des Todes
Autoren: Unbekannt
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Sie kam zu ihm und befahl den Ordnern, ihn loszulassen.
    Sie führte ihn aus dem Gebäude und ins Freie hinaus bis zu einem kleinen See. Im Schatten eines Baumes blieb sie stehen, bückte sich, nahm einige Steine auf und warf sie langsam ins Wasser. „Ich habe es befürchtet", sagte sie. „Niemand glaubt dir. Nur ich. Wir waren es ganz allein, die diese Dinge herausgefunden und die Zusammenhänge richtig erkannt haben. Aber noch können wir sie nicht beweisen. Das ist der Grund, weshalb ich nicht den Mut hatte, mich an deine Seite zu stellen."
    Sie lächelte traurig. „Weißt du, Donan Cruish, eines Tages wirst du ein berühmter Mann sein. Du wirst als derjenige gelten, der als erster die Gefahren erkannt hat, die unserem Volk drohen. Vielleicht wird man dich den Propheten des Todes nennen, und niemand wird verstehen, warum man dir nicht geglaubt hat."
    Sie warf den letzten Stein. „Soeben hat der Untergang unseres Volkes begonnen", fügte sie hinzu..
     
    *
     
    Dorta Mara blickte die junge Frau an, die ihr gegenübersaß.
    Clare Thou war erschüttert. „Genau das wollte ich gerade sagen", eröffnete sie ihr. „Prophet des Todes. Ja, das war Donan Cruish.
    Warum hat man ihm nur nicht geglaubt? Dahn wären wir heute nicht nur vierhundert, sondern vielleicht Millionen oder Milliarden von Siganesen. Und wir hätten eine echte Chance gegen die Angreifer."
    „Man schlug seine Warnungen in den Wind", erklärte die Historikerin. Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter, um auf ihre Bibliothek hinzuweisen. „Wenn du willst, kannst du die Protokolle der damaligen Versammlung nachlesen. Niemand wollte etwas von den Gefahren wissen, die Donan Cruish aufgezeigt hatte. Man machte sich nicht einmal die Mühe, seine Angaben zu überprüfen. Statt dessen errichtete man Abwehrsysteme gegen die Robotsonde, damit diese unser Volk nicht mehr beobachten konnte. Das war der entscheidende Fehler."
    „Das verstehe ich nicht", unterbrach sie Clare Thou. „Wieso?"
    „Die Sonde hatte vorher festgestellt, daß es ein hochentwickeltes Volk auf Siga gab. Die energetische Strahlung unserer Städte war allzu verräterisch. Als diese dann nach und nach durch die Abschirmung verschwand, wurden die fremden Mächte erst recht auf uns aufmerksam."
    „Wie konnte man nur so töricht sein? Das hätte man doch voraussehen müssen."
    „Donan Cruish hat es vorausgesehen, aber auf ihn hörte ja niemand. Jedenfalls ergriff niemand in der Öffentlichkeit für ihn Partei. Allerdings verließen einige Wissenschaftler Siga, um auf anderen Welten in Ruhe arbeiten zu können. Ein weiterer Fehler, denn diese Männer und Frauen wurden mit großer Wahrscheinlichkeit Opfer der fremden Macht. Das wurde uns allen im Jahre 499 bewußt. Damals geschah es."
     
    *
     
    Donan Cruish war glücklich. Gegen den Widerstand seiner Familie und seiner Freunde hatte er sich durchgesetzt, und jetzt, im Jahr 499 NGZ hatte er sein Ziel erreicht.
    Er hatte das Gefühl, ganz Siga erobert zu haben.
    Lautlos schwebte er über das Land. Nur das Zischen des Brenners, der sich hin und wieder einschaltete, durchbrach die Stille.
    Unter ihm erstreckten sich schier endlose Wälder. Im Westen durchbrachen einige Höhenzüge das Grün, während sich im Süden und Osten einige Flüsse wie silberne Schlangen durch die Wälder schoben. Ein Schwarm großer Vögel zog an ihm vorbei, beachtete ihn jedoch nicht.
    Cruish lehnte sich zufrieden in seinem Spezialsessel zurück. Er blickte nach oben zu der Ballonhülle, die er in jahrelanger Arbeit angefertigt hatte. Und plötzlich mußte er lachen, als er sich an die verblüfften Gesichter seiner Freunde erinnerte, die zum Start erschienen waren. Keiner von ihnen hatte geglaubt, daß er mit einem sp altertümlichen Luftfahrzeug aufsteigen würde, wo es doch so viel bequemer und leichter war, sich eines Antigravgeräts zu bedienen. „Verrückt", hatten die meisten ihn genannt und sich dabei in bezeichnender Weise an den Kopf getippt.
    Donan Cruish lachte erneut.
    Soüen sie ruhig denken, daß ich verrückt bin. Mich stört das nicht Er vernahm ein dumpfes Grollen. Überrascht richtete er sich auf und blickte am Ballon vorbei zum Himmel hinauf. Er entdeckte nur ein paar weiße Wolken. Sie signalisierten gutes Wetter auch für die nächsten Stunden. Nirgendwo zog ein Gewitter herauf.
    Doch das Grollen war da.
    Ein Raumschiff näherte sich ihm.
    Beunruhigt griff er nach einem Fernglas und suchte den Himmel ab, bis er den torpedoförmigen
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