Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1478 - Tiefsee-Schrecken

1478 - Tiefsee-Schrecken

Titel: 1478 - Tiefsee-Schrecken
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
keinen Schottenrock, sondern eine normale Hose aus Feincord. Das beige Hemd passte sich der grünlichen Farbe der Hose an, und sein ebenfalls grünliches Jackett hatte in Höhe der Ellbogen Lederflecken.
    »Kaffee?«
    »Nein, danke.«
    »Sie haben einen guten Geschmack. Das Zeug hier schmeckt fürchterlich, aber es gibt keinen, der diesen verdammten Automaten abreißt und ihn entsorgt.«
    »Uns ergeht es in London nicht anders.«
    »Klar, wir sind für die Politiker die Letzten.« Tom Bush grinste dabei und nahm auf seinem Stuhl Platz.
    Der Kollege war kleiner als ich, hatte breite Schultern und echtes rostrotes Haar. Die Lippen waren blass, und auf seiner Haut verteilten sich zahlreiche Sommersprossen. Unter den ebenfalls rötlichen Brauen schimmerten die Pupillen in einem blassen Grün.
    »Zuvor eine Frage. Nein, erst mal sollten Sie wissen, dass ich über Sie Bescheid weiß. Man kennt Sie schließlich hier.«
    »Danke. Und wie lautet die Frage?«
    »Sitzen wir uns dienstlich gegenüber?«
    »Nein, mehr privat.«
    »Aha. Sie sagten mir am Telefon, dass es Ihnen um die Knochenfunde geht?«
    »Genau.«
    »Und was interessiert Sie so stark daran?«
    »Zunächst ist es die berufliche Neugier. Aber ich habe auch über das Alter des Skeletts nachgedacht.«
    »Warum?«
    »Es soll hier eine Insel vor der Küste gegeben haben, die vor langer Zeit unterging. Auf dem Eiland wohnten Menschen. Könnte es nicht sein, dass einer der Bewohner hoch getrieben und an den Strand gespült wurde?«
    Bush schwieg. Er kratzte sich dabei an der Schläfe. Dann sagte er:
    »Sie haben Glück gehabt.«
    »Wieso?«
    »Weil es wohl zutrifft.«
    »Hm…«
    Der Kollege grinste. »Wir haben die Knochen von Spezialisten untersuchen lassen. Man kann von ungefähr zweihundert Jahren ausgehen. Es sind die Gebeine eines zu dieser Zeit verstorbenen Menschen, die die Flut erst jetzt an Land gespült hat.«
    »Das ist ungewöhnlich – oder?«
    »Keine Ahnung. Da müsste man die Strömungsverhältnisse genau kennen.«
    »Aber die Insel lag doch nicht weit vom Festland hier weg?«
    Tom Bush schluckte. Unwillkürlich nahm er eine etwas abwehrende Haltung ein.
    »Ich kenne die Geschichte«, sagte ich.
    »Nein, Mr. Sinclair, das ist keine Geschichte. Es ist mehr eine Überlieferung, eine Sage. Es stimmt, die Insel gab es. Es wohnten auch Menschen dort, doch dann muss eine Flut gekommen sein, die alles geschluckt hat. Die Insel, die Menschen und Tiere, eben alles.«
    »Dann müssten sie auf dem Meeresgrund liegen.«
    »So ist es.«
    »Hat man schon mal danach gesucht?«
    »Nein, warum sollte man das?« Tom Bush war erstaunt. »Weshalb sollte man nach einer Sage oder Legende suchen?«
    »Ist die Insel keine Tatsache gewesen?«
    »Das schon. Wenn Sie sich alte Karten anschauen, ist sie darauf sogar eingezeichnet. Später nicht mehr. Da war sie weg.«
    »Dann kann man sie auch nicht als Legende oder Sage bezeichnen.«
    »Klar, wenn Sie das so sehen.«
    »Und warum wird dann von einer Sage oder Legende gesprochen?«
    Kollege Bush hob die Schultern. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Mr. Sinclair. Es gibt da einige Vermutungen und…«
    »Könnte es denn an den Menschen gelegen haben, die auf der Insel lebten?«
    Tom Bush lächelte wieder. In seinen Augen blitzte es dabei. »Ja, das könnte es durchaus. So erzählt man es sich zumindest. Aber ich weiß nicht, ob es zutrifft. Die Leute denken sich ja vieles aus.«
    »Und die, die auf der Insel gelebt haben, waren so eine Art von Sekte oder verschworener Gemeinschaft?«
    »Kann man sagen.«
    »Mehr wissen Sie nicht?«
    »Nein, denn ich habe zu dieser Zeit nicht gelebt. Alles andere sind Spekulationen. Das Abwenden von Gott. Das Hinwenden zur Hölle oder zum Teufel. Ich habe damit meine Probleme, wenn ich ehrlich bin. Die Menschen stricken sich gern Geschichten über solche Dinge.«
    »Und was sagt Ihr Zeuge dazu?«
    »Sie meinen Orson Keene?«
    »Ja, wenn er es ist, der die Knochen gefunden hat.«
    »Genau.«
    »Und? Halten Sie ihn für einen Spinner?«
    »Nein, das nicht. Er lebt am östlichen Rand der Stadt. In Broughty Ferry. Direkt am Firth of Tay, wo er in das offene Meer mündet.«
    »Was hat er für einen Beruf?«
    »Pensionär. Er hatte mal ein Geschäft für Lachs und auch Whisky, glaube ich. Seit seine Frau verstorben ist, tut er so gut wie nichts mehr. Das heißt, er hilft hin und wieder bei einem Bekannten aus und steht diesem mit Rat und Tat zur Seite, was den Fisch angeht.«
    Bush grinste.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher