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1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

Titel: 1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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fühlte mich plötzlich komisch mit der Waffe in der Hand. Sollte ich ihm glauben oder nicht?
    »Wir können ja hingehen.«
    »Okay. Und was werde ich dort noch vorfinden? Es ist nicht das echte Haus, wir befinden uns auch nicht an dem Ort, wo es steht. Wo sind wir hier?«
    »Ich nenne es Fegefeuer.«
    »Feuer? Wo?«
    »Weißt du nicht, dass die Welt des Fegefeuers eine ganz besondere ist?«
    »Nein, ich war noch nie da. Und wenn ich das richtig sehe, bist du der Herr des Fegefeuers – oder?«
    »Nein, das bin ich nicht. Aber ich kann es vielleicht noch werden. Darauf setze ich. Man lässt mich hier, denn ich werde dafür sorgen, dass die Welt davon erfährt.«
    »Es gibt demnach keine Seelen von Verstorbenen, die man hier antreffen kann?«
    »Hier nicht. Vielleicht woanders, wo sie ihre Qualen erleiden müssen. Das ist alles möglich.«
    »Auch meine Freunde?«
    »Bestimmt. Wer einmal hier ist, der wird auch gezeichnet. Ich bin es ebenfalls. Ich habe damals den Tisch gefunden, in einem geheimen Keller des Hauses. Er war dort versteckt worden. Wahrscheinlich von Leuten, die seine besondere Kraft kannten. Ich habe ihn gefunden und mir seine Kraft zu eigen gemacht. Durch ihn wusste ich, was ich tun musste, um hierher zu gelangen. Die Welt des Feuers, die Welt der Engel, ich habe keinen Unterschied erlebt. Beides gehört dazu, und als ich im Feuer stand, war ich glücklich.«
    »Ach ja, und wie sah dieses Glück aus?«
    Er bewegte sich und schlug dabei die Schöße seines Mantels zur Seite.
    Jetzt sah ich endlich seinen Körper, der in Wirklichkeit keiner mehr war, denn er bestand nur noch aus bleichen Knochen. Nur sein Gesicht war noch normal.
    »Feuer?« fragte ich.
    »Ja, es gehört dazu. Und ich weiß, dass auch du durch diese Hölle gehen wirst.«
    »Auch?« fragte ich.
    »Ja, wie die Conollys, deine Freunde. Sie werden ebenfalls das Feuer erleben und entsprechend gezeichnet werden.«
    »Wo sind sie?«
    »Im Haus.«
    Ich schwieg.
    »Du glaubst mir nicht?«
    »Und was geschieht dort?«
    »Sie werden das Feuer erleben.« Er riss seine Arme hoch, starrte zum Himmel und rollte wild mit den Augen. »Es wird ein Wunder werden, die Welt hier öffnet sich den Menschen, und ich…«
    »Genau!« fuhr ich ihn an. »Wir beide gehen ins Haus. Und wir werden erleben, was dort abläuft.«
    »Ja, und wenn deine Freunde die Feuertaufe bekommen, dann sollst du nicht abseits stehen.«
    »Ich freue mich darauf!« flüsterte ich und winkte mit der Waffe.
    »Du gehst vor!«
    ***
    Monas Worte waren nicht unbedingt wie eine Drohung ausgesprochen worden, aber Sheila und Bill wussten Bescheid und ließen sich nicht täuschen.
    Im Fegefeuer gereinigt werden! Sah so ihr Schicksal aus? Sollte so ihre menschliche Existenz enden? Sterben im eigenen Haus, das in Wirklichkeit nur ein Trugbild war?
    Beiden war während ihrer Ehe schon verdammt viel passiert, und beide hatten dabei immer wieder über den Tod nachdenken müssen und auch so dicht vor ihm gestanden, dass sie ihm in die Fratze hatten schauen müssen, aber mit einem derartigen Ende hatten sie nicht gerechnet, wobei sich die Frage stellte, ob es überhaupt das Ende sein würde.
    »Und warum?« fragte Bill mit leiser Stimme. »Warum sollen wir das Fegefeuer erleben?«
    »Weil wir euch hier haben wollen! Wer hier lebt, der muss durch das Feuer gehen. Das ist unsere Welt. Es ist nicht das Reich der toten Seelen – aber ich will mich nicht wiederholen.«
    Sheila und Bill schauten sich an. Bill drehte dann den Kopf. Er schaute dorthin, wo die Tür war. Er musste sie nicht erst aufziehen, er und Sheila würden durch das Mauerwerk gehen können, aber den Gedanken an Flucht vergaß Bill schnell wieder. Wer hier einmal in der Falle saß, kam nicht mehr weg.
    Mona lächelte. »Ich habe es hinter mir, und ich verspreche euch, dass es nicht wehtun wird. Es ist kein Feuer, vor dem die Menschen Angst haben müssen. Es sind andere Flammen, die euch umfangen werden, um euch zu verändern und zu reinigen.«
    »Das brauchen wir nicht«, flüsterte Sheila. »Und wenn Uriel wirklich hier der große Herrscher ist, wird er es nicht zulassen, darauf wette ich.«
    »Er wird nicht eingreifen, denn er hat uns die Welt hier überlassen. So liegen die Dinge.«
    »Und wer bist du?« fragte Bill. »Wer bist du wirklich?«
    »Eine, die sich hier wohl fühlt. Eine, die bereits alles hinter sich hat.«
    Mona lächelte. Es sah nicht mal unecht aus. Sie schien sich in ihrer Haut wirklich wohl zu fühlen, und sie nickte
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