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1459 - Die Hexe und ihr Henker

1459 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 1459 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: Jason Dark
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Conolly. Offene Wunden. Und sie haben auch etwas hinterlassen, denn das Blut hat das Kleid von innen getränkt. Und das ist wirklich kein Witz. Aber ich kann verstehen, wenn Sie es nicht sehen wollen. Freiwillig würde ich das auch nicht tun. Ich meine nur, denn…«
    »Schon gut.«
    Nach dieser Antwort schloss Emma Smith die Augen. Sie hielt sich noch immer an Sheila Conolly fest, und Sheila wusste nicht, was sie von den Aussagen halten sollte.
    Beide Frauen kannten sich nicht näher. Aber Sheila hatte Emma stets als recht nüchtern eingeschätzt. Sie machte auf sie keinen überspannten Eindruck, wie das bei manchen ihrer Kolleginnen der Fall war.
    Da musste etwas passiert sein. Ob alles zutraf, davon wollte sich Sheila überzeugen.
    Sie drehte sich nach links. So erfasste sie mit einem Blick den geschlossenen Vorhang an der Kabine. Es bewegte sich dort nichts, und es war auch nichts zu hören. Kein Stoffrascheln, wie es normal gewesen wäre beim Umkleiden.
    Außerdem hielt sich die Kundin schon ziemlich lange in diesem kleinen Raum auf.
    Für Sheila stand fest, dass es nur einen Weg gab, um die ganze Wahrheit herauszufinden.
    »Sie bleiben hier, Emma, okay?«
    Die Verkäuferin nickte.
    Sheila Conolly wandte sich von ihr ab und ging auf leisen Sohlen auf die Kabine zu. Sie dachte dabei an den Fluch der Conollys, wie sie das Schicksal der Familie manchmal titulierte. Sie, Bill und auch ihr Sohn Johnny führten kein normales Leben, das stand schon seit Jahren fest. Es war auch nicht zu ändern, und dabei spielte der gemeinsame Freund John Sinclair eine große Rolle.
    Soll ich jetzt wieder etwas erleben, das mich…
    Nein, sie dachte nicht weiter. Sie musste ihre Konzentration behalten, um sich der Wahrheit stellen zu können.
    An der Seite des Kabine blieb sie stehen, um zu horchen. Es war nichts zu hören, und gerade diese Stille gefiel ihr nicht. Zumindest ein Atmen hätte sie hören müssen.
    Da tat sich nichts.
    Ihre Finger griffen in den Stoff des Vorhangs. Sie spürte, dass sich ihre Wangen röteten, und überlegte noch, ob sie die Frau in der Kabine nicht erst noch ansprechen sollte.
    Doch es war zu spät. Da hatte sich ihre Hand schon selbstständig gemacht und zog den Vorhang zur Seite.
    Vor ihr lag die Kabine.
    Sie sah die Frau, den Spiegel und glaubte, sich in einem Film zu befinden…
    ***
    Es war so, wie Emma es beschrieben hatte. In der kleinen Kabine hielt sich eine nackte Frau auf. Sheila hatte mit einem Blick auf die Rückenpartie erkannt, dass sie eine gute Figur hatte, mit der sie kein Problem haben würde, in dieser Boutique etwas Passendes für sich zu finden.
    Aber es gab noch etwas anderes.
    Wunden verteilen sich auf ihrem Körper. Sie waren unterschiedlich tief, aber sie alle zeigten als Grundfarbe ein helles Rot. Aus einigen war das Blut gelaufen, das an manchen Stellen bereits Schorf zeigte. Im Nacken sah sie einen besonders langen Striemen mit aufgeplatzten Wundrändern, der nicht von einer scharfen Waffe verursacht worden war. Er musste von einem Hieb mit einer Peitsche oder etwas Ähnlichem stammen.
    Dann gab es noch die Vorderseite der nackten Frau.
    Ja? Oder nein?
    Sheila kam erst jetzt dazu, sich darauf zu konzentrieren. Es war alles nicht so, wie es hätte sein müssen. Hier war nichts mehr normal.
    Aber was war das?
    Sie hielt den Atem an, als sie sich auf das Spiegelbild der Frau konzentrierte. Es war vorhanden, nur nicht allein, wie es hätte sein müssen. Noch eine weitere Gestalt zeichnete sich in der spiegelnden Fläche ab, die vom Boden bis zur Decke reichte.
    Keine Frau!
    Auch kein normaler Mann, sondern ein dunkles und düsteres Etwas, mehr eine Schattengestalt.
    Aber sie hatte feste Konturen. Ein Kapuzenmann, schwarz wie die Nacht und bewaffnet mit einer schmalen, düsteren Sense…
    ***
    Der Tod – der Henker!
    So schoss es Sheila Conolly durch den Kopf. Davor die verwundete Frau, auf die im Hintergrund bereits der Tod lauerte, der sie zu sich holen will.
    Das war kein Bild, das an der gegenüberliegenden Wand hing und sich hätte spiegeln können. Innerhalb der spiegelnden Fläche war eine Szene zu sehen, die es so gar nicht gab. Die sich nur auf den Spiegel beschränkte. Dass die Frau sichtbar war, okay, aber dass dieser Henker sich dort abzeichnete, das begriff Sheila nicht.
    Wo kam er her?
    Er tat nichts. Er stand nur im Hintergrund und lauerte. Als wollte er jeden Augenblick seine Sense schwingen, um der blonden Frau den Kopf abzuschlagen.
    Das tat er nicht. Er blieb
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