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1459 - Die Hexe und ihr Henker

1459 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 1459 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: Jason Dark
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andere Kundinnen, sie sie von dieser Frau in Weiß ablenken würden. Doch der Gefallen wurde ihr nicht getan.
    Die Blonde benahm sich wie jede andere Kundin auch. Sie fuhr mit der Hand an den Kleidungsstücken entlang, schaute sie sich an, holte das eine oder andere Teil hervor und hängte es dann wieder weg.
    Emma Smith blieb stumm.
    Das war sonst nicht ihrer Art. Normalerweise sprach sie mit den Kundinnen und beriet sie. Die meisten Frauen, die hier einkauften, kannte sie mit Namen. Da hatte sie wirklich keine Probleme. In diesem Fall schon. Die hoch gewachsene Frau im weißen Kleid strahlte etwas aus, das sie nicht beschreiben konnte. Angenehm jedenfalls war es nicht.
    Emma zuckte leicht zusammen, als sie sah, dass die Kundin eine Entscheidung getroffen hatte. Sie hatte einen Bügel mit daran hängendem Kleid vom der Stange genommen, drehte sich damit um und hielt es sich vor, um es prüfend zu betrachten.
    »Würde es mir stehen?«
    Emma erschrak, als sie angesprochen wurde. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie musste sich räuspern, entschuldigte sich und meinte:
    »Ja, ich glaube, dass es zu Ihrem Typ passt, Madam.«
    »Dann werde ich es anprobieren.«
    Emma verdrehte die Augen. Über ihre Lippen drang ein leises Stöhnen. Ausgerechnet. Das hatte sie nun nicht erwartet. Aber sie musste gute Mine zu einem unsicheren Spiel machen und löste sich vom Fleck. Mit schnellen Schritten ging sie auf eine der Kabinen zu und zog der Kundin den Vorhang zurück.
    »Bitte sehr.«
    Huldvoll nickend ging die Blonde an ihr vorbei.
    Emma schloss den Vorhang wieder. Das gibt es nicht!, schrillte es durch ihren Kopf. Das ist irgendwie verrückt. Was will die Frau?
    Kann sie überhaupt zahlen? Oder ist sie nur gekommen, um mich abzulenken? Steckt hinter ihrem Besuch in Wirklichkeit etwas ganz anderes?
    Vorstellen konnte sie es sich, aber sie wusste nicht, was die Frau vorhaben könnte.
    Die Verkäuferin wurde immer nervöser. Sie schaute jetzt selbst in den Spiegel und sah eine Frau mit kurzen braunen Haaren, die die 30 seit zwei Jahren überschritten hatte. Bekleidet war sie mit einem schwarzen Kostüm. Darunter trug sie eine weiße Bluse. Das Outfit war praktisch die Uniform der Verkäuferinnen in der Boutique.
    Dass eine Kundin sich in der kleinen Kabine aufhielt, war für Emma Smith der Normalfall. Das hatte sie bei unzähligen anderen Kundinnen erlebt. In diesem Fall jedoch verspürte sie in ihrem Innern eine Spannung, mit der sie nur schlecht fertig wurde. Sie konnte sich vorstellen, dass in der Umkleidekabine etwas ablief, was nicht normal war. Deshalb schlich sie auf den Vorhang zu, um zu lauschen, was sich dahinter tat. Sie hätte das Rascheln von Stoff in dieser Stille hören müssen. Das traf tatsächlich zu.
    Die Frau schien ihr altes Kleid auszuziehen, um das neue überzustreifen.
    Emma Smith war trotzdem nicht beruhigt. Sie bewegte ihre Hände, die sich immer wieder schlossen und öffneten, und schließlich traute sie sich, den Vorhang ein wenig zur Seite zu schieben, sodass sie einen Blick in die Kabine werfen konnte.
    Nur einen schmalen Spalt, der nicht so leicht auffiel, auch wenn die Frau in den Spiegel schaute. Dann der erste Blick!
    Das weiße Kleid lag auf dem Boden. Das neue hatte die Kundin noch nicht übergestreift. Es hing noch auf dem Bügel an dem Haken rechts an der Kabinenwand.
    Aber das war nicht wirklich wichtig.
    Emma ging es um die Frau, die nackt war. Sie sah den Körper von der Rückseite, durch den Spiegel aber auch von vorn. Und was sie da zu sehen bekam, trieb das blanke Entsetzen in ihr hoch…
    ***
    Den Pub kannte ich. Er hieß Tucker’s Inn, lag in der Nähe der Oxford Street und hatte viele Modewechsel überstanden, was Lokale und Kneipen anging. Er war so geblieben wie früher. Ein gemütlicher Ort, an dem man sich traf, trank, erzählte, Dartpfeile auf eine Scheibe schleuderte und einfach den Feierabend genoss.
    Auch ich hatte Feierabend und gönnte mir das braune Bier. Ich hatte mir einen schmalen Tisch nicht weit von der Tür entfernt ausgesucht und wartete auf Bill Conolly.
    Mit ihm war ich verabredet. Wir wollten uns gemeinsam einen Schluck gönnen und noch über den letzten Fall sprechen, der ziemlich ausgefallen gewesen war.
    Da hatten drei junge Männer eine ebenfalls noch junge Frau vergewaltigen wollen. In einer Kapelle hatte dies stattfinden sollen. Dazu war es nicht gekommen, denn die junge Frau war zuvor gestorben.
    Zu brutal waren die drei vorgegangen.
    Dass die Tote nicht
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