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1459 - Die Hexe und ihr Henker

1459 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 1459 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: Jason Dark
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nicht zufrieden?«
    Laurie lächelte. Sie wusste, dass jetzt Falten auf ihrer Haut erschienen, aber das Licht war zum Glück so schwach, dass diese nicht zu erkennen waren. »Ja, es war eine gute Vorspeise, und auch über das Hauptgericht kann ich mich nicht beklagen. Allerdings fehlt das Dessert, Tommy, und deshalb bin ich noch nicht satt.«
    »Oh, das tut mir leid.« Tommy, gut zwanzig Jahre jünger als Laurie, verzog den Mund zu einem Lächeln, das nicht so richtig klappen wollte. »Wenn du mir zwei Stunden Zeit gibst, können wir darüber reden.«
    »Okay, aber leider sind die Austern alle.«
    Tommy zog den Reißverschluss seiner Hose hoch. »Wie gesagt, zwei Stunden brauche ich…«
    »Unsinn.« Laurie Andrews winkte ab.
    »Du bist ja kein Deckhengst, obwohl man sich in deinem Beruf manchmal so fühlen kann. Belassen wir es dabei. Ich rufe dich an, und dann beginnen wir mit dem Dessert.«
    »Wie du wünschst, Laurie.«
    Er griff nach der Lederjacke und streifte sie über. Dabei drehte er der Polsterflucht in dem großen Raum mit der indirekten Beleuchtung den Rücken zu, denn er wollte noch einen letzten Blick aus dem Fenster werfen, das aus einer einzigen großen Glaswand bestand.
    Der Blick über London war atemberaubend. Der Strom, die Brücken, das Millenniumrad und all die funkelnden Lichter unter einem schwarzen Himmel.
    »Du magst den Ausblick, wie?«
    »Und ob. Kann ich noch mal kurz raus auf die Terrasse?«
    »Wenn du willst, Tommy. Das ist alles im Preis inbegriffen, den ich dir zahle. Selbst ohne Dessert.«
    »Spotte nur.« Der Callboy mit den blonden Haaren und der Traumfigur aus dem Fitnesscenter schob bereits die Schiebetür auf und trat hinaus in den Abend.
    Auf der großen Terrasse war es recht dunkel. Die Außenbeleuchtung schaltete Laurie eigentlich nur im Sommer ein. In der kühleren Jahreszeit weniger, weil sie immer etwas blendete und den prächtigen Ausblick beeinträchtigte. Eine einzige Lampe gab etwas Licht, und das reichte aus.
    Laurie Andrews wälzte sich von der beigefarbenen Polsterflucht.
    Sie war noch nackt, das letzte Dessous, ein hauchdünner Slip, lag irgendwo im Zimmer.
    Es war ein wilder Ritt gewesen, das musste sie zugeben. Sie war leicht verschwitzt, griff zu einem dünnen Seidenmantel und streifte ihn über. Ihr Blick fiel zum Tisch hin. Auf ihm standen noch die beiden Gläser. Sie hatten Champagner getrunken, um sich in Stimmung zu bringen. Zusammen mit kleinen farbigen Pillen, die ebenfalls auf dem Glastisch ihren Platz gefunden hatten.
    Die Dinger putschten auf. Das grenzte schon an Wahnsinn. Wie viel Zeit sie danach auf der Couch verbracht hatten, konnte sie nicht sagen. Jedenfalls war alles wie im Flug vergangen, und noch jetzt zitterten ihr die Knie.
    Laurie würde bald wieder allein sein. Das kannte sie. Sie war es gewohnt, sich als Einzelkämpferin durchs Leben zu schlagen. Drei Boutiquen gehörten ihr. Sie aufzubauen, das hatte schon Kraft gekostet, aber Laurie war das egal gewesen. Das Privatleben hatte darunter gelitten. Eine feste Bindung für länger war sie nicht eingegangen. Hier und da mal eine Affäre, das war es gewesen.
    Dann war sie auf den Gedanken gekommen, sich den Sex zu kaufen. Gar nicht mal schlecht. Die Typen gaben ihr stets das Gefühl, die Herrin zu sein. Da wurde nicht über Probleme gesprochen. Jeder wusste, was der Deal bedeutete, und Laurie musste zugeben, dass sie mit ihrem Lover zufrieden war. Er war jung, er hatte Ausdauer, und er hatte ihr die herrlichsten Orgasmen verschafft. Aus diesem Grund war Tommy auch ihr Stammlover geworden.
    Bevor sie ins Bad ging, warf sie noch einen Blick durch die Scheibe nach draußen.
    Tommy stand auf der Terrasse. Er war bis zum Geländer vorgegangen, schaute in die Gegend und saugte an einer Zigarette. Hin und wieder glühte ein Teil seines Gesichts auf.
    Laurie Andrews verzog ihre Mundwinkel. Sie überlegte, woran Tommy wohl dachte. Bestimmt nicht an die heiße Zeit auf der Couch. Er war Geschäftsmann. Möglicherweise musste er am morgigen Tag schon wieder ran. Egal, sie wollte nicht daran denken. Tommy würde wiederkommen. Ein Anruf reichte, und sie hatte ihn.
    Mit einer trägen Bewegung drehte sie sich um. Der Weg zum Bad war nicht weit. Sie ging ihn mit nackten Füßen und betrat wenig später einen so großen Raum, der bei vielen Familien von der Größe her zum Wohnzimmer gereicht hätte.
    Bald rauschte die Dusche. Laurie freute sich über die Strahlen, die von drei Seiten ihren Körper massierten.
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