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1459 - Die Hexe und ihr Henker

1459 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 1459 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: Jason Dark
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grünem Filz bedeckt war. Ein unbequemer Platz, aber es gab keinen anderen.
    Auf einem Regal stand sogar noch ein altes Röhrenradio. Ich war versucht, daran zu spielen, um herauszufinden, ob es noch funktionierte. Meine Neugierde unterdrückte ich lieber, denn ich wollte nichts kaputtmachen.
    Es war ruhig. Und es herrschte eine Atmosphäre, die zum Einschlafen reizte. Damit hätte ich normalerweise keine Probleme gehabt, aber in diesem Fall sah es anders aus. Es ging um meine innere Unruhe, die ich einfach nicht unterdrücken konnte. Ich hatte das Gefühl, dass in dieser Nacht noch etwas passieren würde.
    Deshalb blieb ich wach, wanderte mal herum, als es mir auf dem Stuhl zu unbequem wurde, und schaute dabei ein paar Mal in einen alten Rasierspiegel, der außen an einer Schranktür hing.
    Die Zeit verstrich wie immer. Mir kam sie langsamer vor, und ich spürte, dass ich nervös wurde. Der gute Dr. Oxford ließ sich verdammt viel Zeit. Es konnte auch sein, dass die Analyse eben länger dauerte. Da wollte ich nicht ungerecht sein.
    Wer war diese blonde Frau in der Boutique gewesen? Einfach nur eine Erscheinung? War sie echt? Wenn ja, woher kam sie? Das waren die wichtigen Fragen, auf die ich Antworten finden wollte.
    Als ich mich mal wieder hingesetzt hatte, hörte ich hinter der Tür die Stimme des Wissenschaftlers. Dr. Oxford sprach mit jemandem, den ich nicht sah, denn als er die Tür öffnete, da kehrte er allein in sein Büro mit dem überladenen und zerkratzten Schreibtisch zurück. Das Kleid brachte er mit.
    Ich erhob mich. »Und?«, fragte ich. »Was hat es ergeben?«
    Der Kollege legte den Stoff über die Lehne des Stuhls, auf dem ich gesessen hatte. Dabei schaute er ihn noch an und murmelte: »Interessant, Sinclair.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    »Die Flecken besonders«, fuhr er fort.
    »Ist, es Blut?«
    »Ja.«
    »Menschblut?«
    »Wieder ja.«
    »Das dachte ich mir.«
    Dr. Oxford nahm seine Brille ab und rieb über seine Augen. »Ich will mal so sagen: Es war eine relativ kurze Analyse, aber es steht fest, dass es sich dabei um das Blut eines Menschen handelt. Das wird für Sie keine Überraschung sein, doch wir haben bei der Analyse festgestellt, dass es sich um altes Blut handelt.«
    Ich horchte auf. »Wie alt denn?«
    »Sehr alt.«
    »Können Sie das genauer sagen, Doc?«
    »Sicher, das kann ich. Nur dürfen Sie mich nicht auf ein Jahr festnageln.«
    »Keine Sorge, das tue ich nicht.«
    »Ich würde sagen, dass Sie mit der Zahl hundert nicht auskommen. Eher mehr.«
    Ich schwieg. Auch in meinem Job erlebte ich hin und wieder böse Überraschungen. Das war jetzt wieder der Fall.
    Ich war so überrascht, dass ich zunächst meinen Mund hielt.
    Dr. Oxford bekam das natürlich mit und lächelte. »Möchten Sie jetzt einen Schnaps, Mr Sinclair? Ich habe einen Selbstgebrannten, den mir ein Kollege aus dem Schwarzwald immer schickt.«
    »Nein, ich denke nicht. Ich möchte mir nicht die Kehle und den Magen verbrennen. Außerdem bin ich im Dienst.«
    »Verstehe. Aber ich gönne mir einen kleinen Schluck.«
    Aus einem schmalen Schrank holte er eine Flasche hervor, auf dessen Außenseite sich ein Blumenmuster abzeichnete. Die Flüssigkeit selbst kippte er in einen Glaskolben.
    »Na denn…«
    Ich nickte. »Auf Ihre Gesundheit.«
    »Danke.« Oxford trank und kam wieder zur Sache. »Woher haben Sie diesen Fetzen?«
    Ich winkte ab. »Eine Frau hat ihn getragen.« Dann stellte ich die nächste Frage. »Ist das Kleid ebenfalls so alt?«
    »Das muss ich leider zugeben.«
    »Das ist ein Ding!«
    Dr. Oxford lächelte. »Haben Sie es dabei mit einer Zeitreisenden zu tun?«
    »Ich glaube schon.«
    Da er wusste, mit welchen Fällen ich mich beschäftigte, nickte er und akzeptierte es.
    »Da werden Sie ein Problem bekommen.«
    »Das habe ich schon.«
    »Und was ist mit dem Kleid? Kann ich es behalten, um es genauer zu untersuchen?«
    »Ja, ich denke, dass die Person, der es gehört, es nicht mehr braucht. Sie wollte sich sowieso ein anderes kaufen.«
    »Recht hat sie.«
    Für mich war der Besuch bei Dr. Oxford beendet. Ich bedankte mich noch mal für seine Mühe, und er fragte zum Schluss: »Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?«
    »Immer doch.«
    »Sollten Sie diesen Fall lösen, sagen Sie mir dann Bescheid, ob ich mit meiner Analyse richtig gelegen habe?«
    Ich lächelte breit. »Genau das werde ich tun, mein Lieber.«
    »Schon jetzt herzlichen Dank.«
    »Keine Ursache.«
    Ich nickte ihm noch mal zu und verließ das
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