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1459 - Der Dieb von Sira-VII

Titel: 1459 - Der Dieb von Sira-VII
Autoren: Unbekannt
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denn es war nicht seine Art, Leute anzubrüllen.
    Das wußte auch Bolder Dahn. „Hilfe ist unterwegs", meldete er, und für einen Augenblick klang er beinahe kleinlaut. Einen Atemzug später lag schon wieder unverhohlene Neugier in seiner Stimme. „Was ist denn passiert?"
    „Habt ihr da drüben denn nichts gemerkt?"
    „Nein. Erzähle doch mal!"
    Tifflor antwortete nicht. Er verließ die Zentrale durch einen der Nebenausgänge. Er fühlte sich schwindlig, in seinen Ohren summte es, der Kopf tat ihm weh, und er hatte ein pelziges Gefühl auf der Zunge. „Was ist mit mir los?" fragte er den Pikosyn.
    Die Antwort ließ ungewöhnlich lange auf sich warten. „Du warst betäubt", erklärte der Pikosyn schließlich. „Wodurch?"
    „Ein Betäubungsmittel."
    „War es das Phantom?"
    „Nein."
    Julian Tifflor schnappte nach Luft. „Soll das heißen, daß du mir dieses Teufelszeug verabreicht hast?" erkundigte er sich bestürzt. „Das weiß ich nicht."
    „Was hat das nun wieder zu bedeuten?"
    „Ich registriere eine Funktionsstörung in dem fraglichen Zeitraum."
    Also war es doch das Phantom gewesen, wenn auch auf indirektem Weg. Dieser Gegner schien es faustdick hinter den Ohren zu haben. Falls er überhaupt Ohren hatte.
    Tifflor hörte sich albern kichern und biß erschrocken die Zähne zusammen. „Eine leichte Überreaktion auf das Gegenmittel", erklärte der Pikosyn, ohne dazu aufgefordert zu sein.
    Das war kein gutes Zeichen. Tifflor kam zu dem Schluß, daß er im Augenblick - medizinisch gesehen - nicht einsatzfähig war. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, daß er die drei Mutanten finden mußte.
    Er hörte Stimmen - Hilfe war unterwegs. Das beruhigte ihn jedoch nicht sonderlich. Er rief nach Fellmer Lloyd, Irmina Kotschistowa und Ge-Liang-P'uo. Sie antworteten nicht, und das ließ ihn das Schlimmste befürchten.
    Der Pikosyn wies ihm den Weg. Er bog um eine Ecke, leuchtete in einen der toten, luftleeren Gänge von SIRA-VII und sah drei in SERUNS steckende Gestalten am Boden liegen.
    Fellmer Lloyd und Irmina Kotschistowa waren bewußtlos, aber am Leben.
    Ge-Liang-P'uo war tot.
    Noch wußte niemand genau, was eigentlich geschehen war. Die Untersuchung des Korridors, in dem es zum Kampf zwischen dem Phantom und den Mutanten gekommen war -falls man es überhaupt einen Kampf nennen konnte -, brachte keinerlei Erkenntnisse über den geheimnisvollen Gegner. Er hatte keine Spuren hinterlassen. Im Grunde genommen konnte man doch noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, daß überhaupt irgend etwas dagewesen war.
    Als die Mutanten in die PERSEUS hinübergebracht wurden, kamen von dort im Gegenzug bewaffnete Galaktiker, die auf der Suche nach dem unheimlichen Gegner ausschwärmten und bis in den letzten Winkel der Station vordrangen.
    Jetzt suchte man nicht mehr nach ungewissen Spuren, von denen keiner wußte, wie sie eigentlich aussehen und worin sie bestehen sollten, sondern diesmal fahndete man gezielt nach einem Fremden, und das war etwas ganz anderes.
    Trotzdem fand man nichts, und auch die Ortungsgeräte lieferten keine Hinweise mehr.
    Es schien, als habe das Phantom die Flucht ergriffen.
    Ras Tschubai erholte sich sehr schnell. Bei Fellmer Lloyd dauerte es länger, und um Irmina Kotschistowa stand es zwar nicht ernst, aber sie war noch immer nicht bei Bewußtsein. „Sie hat dieses Phantom in die Flucht geschlagen", erklärte Fellmer Lloyd, sobald er fähig war, Auskunft zu geben. „Sie hat den Unbekannten angegriffen, hat versucht, seine Zellstruktur zu verändern. Ich weiß nicht, ob und wie weit ihr das gelungen ist, aber es hat diesem Wesen immerhin einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Aber ohne Ge-Liang-P'uo hätte sie es allerdings nicht geschafft."
    Er sah Julian Tifflor an, las die traurige Wahrheit von seinem Gesicht ab und schloß für einen Moment die Augen. „Verdammt!" flüsterte er.
    Nach langem Schweigen fügte er hinzu: „Sie hat mich aus dem Bann dieses unheimlichen Wesens herausgerissen, mir die Kraft gegeben, mich zu wehren, um mein Leben zu kämpfen."
    „Also wollte es dich wirklich töten?"
    Lloyd zuckte die Schultern. „Mich, Irmina, die Kartanin, dich, Ras - ich glaube, es war ihm im Grunde genommen völlig egal, wen es erwischte. Es wollte irgend etwas von uns, aber ich weiß nicht, was. Es ist unsagbar fremd. Seine Emotionen sind ..."
    Er stockte, schüttelte den Kopf und fuhr zögernd fort: „Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es Emotionen in unserem Sinne hat. Es ist
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