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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt
Autoren: Jason Dark
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erscheint und sie in ihre Schranken weist. Dazu kann ich euch nur gratulieren.«
    »Danke«, sagte ich.
    Die Frau wollte wissen, wie wir heißen. Wir sagten unsere Namen, und sie bekam auch unsere Ausweise zu sehen. Danach bot sie uns Plätze an und wollte auch etwas zu trinken holen. Das lehnten wir ab.
    Suko und ich saßen auf der Couch mit den weichen Kissen und waren tief eingesunken. Lilly Sauter hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht. Irgendwie machte sie auf mich den Eindruck einer Kunstfigur. Ihren schmalen Körper hatte sie in einen bunten Morgenmantel gewickelt. Ihre Haare hatte sie superblond gefärbt. Das Gesicht bestand aus einer Landschaft von Falten, die sich in alle Richtungen zogen. Da hatte das Leben schon seine Spuren hinterlassen, und auch eine künstliche Bräune konnte darüber nicht hinwegtäuschen.
    An den langen Fingern steckten mehrere Ringe. Talmischmuck.
    Dafür sehr bunt und auffällig.
    Lilly Sauter sah uns abwechselnd an und sagte dann: »Edith ist noch immer nicht zurück. Aber, was zum Teufel, ist denn so wichtig an ihr, dass sich Scotland Yard für sie interessiert?«
    »Wir brauchen sie als Zeugin.«
    Lilly Sauter schaute mich an und bedachte mich mit einem Kopf schütteln. »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Was spricht dagegen?«
    »Mein Gefühl. Meine Menschenkenntnis. Und die müsst ihr mir schon zugestehen.«
    »Das glauben wir Ihnen, aber wir benötigen wirklich ihre Zeugenaussage. Es geht um das Verschwinden von zwei Männern hier aus einem der Häuser. Und da kann sie uns vielleicht helfen.«
    »Wer ist denn verschwunden?«
    Ich lachte leise. »Wenn wir das wüssten, ginge es uns besser. Leider sind wir überfragt.«
    »Keine Namen?«, murmelte sie.
    »So ist es.«
    »Gibt es denn sonst noch Spuren?«
    Die Frau zeigte ein echtes Interesse. Wir glaubten auch nicht, dass sie ein falsches Spiel mit uns trieb, und deshalb blieben wir bei der Wahrheit und erklärten auch, dass uns nicht nur die Namen, sondern auch das Aussehen der Verschwundenen unbekannt waren.
    Der etwas breite und hellrot geschminkte Mund verzog sich noch mehr. »Da haben Sie sich was aufgeladen.«
    »Stimmt, Lilly.«
    »Und Sie meinen wirklich, dass diese beiden Verschwundenen hier gewohnt haben?«
    Ich nickte. »Davon gehen wir aus.«
    »Aber der Mittelpunkt bleibt Edith Jacum?«
    »Das schon.«
    »Und jetzt ist sie auch weg – oder?«
    »Leider.«
    Lilly Sauter holte aus der Tasche ihres bunten Morgenmantels eine Schachtel Zigaretten hervor. Wenig später qualmte ein Stäbchen zwischen ihren Lippen.
    Durch den Rauch, der an ihrem Gesicht in die Höhe stieg, bemerkten wir den nachdenklichen Ausdruck, und wir sahen, dass sich die Stirn über ihrer Nasenwurzel zusammengezogen und dort eine Falte hinterlassen hatte.
    »Das ist schon alles sehr ungewöhnlich«, murmelte sie. »Edith weg und auch zwei Männer. Dabei denken Sie, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der unterschiedlichen Personen gibt.«
    Suko lächelte. »Da liegen Sie nicht falsch.« Er stellte eine Frage und kam mir damit zuvor. »Was ist diese Edith Jacum eigentlich für eine Person? Ich meine, Sie kennen sie länger. Sie sind Nachbarn. Da nehme ich an, dass Sie mal miteinander gesprochen haben. Auch über private Dinge, kann ich mir denken.«
    Sie stäubte Asche in den Hundekopf. »Klar, wir haben miteinander gesprochen. Sie wohnt auch schon lange hier. Aber irgendwie sind wir nicht miteinander klar gekommen.«
    »Was heißt das?«
    »Nun ja, wir waren zu verschieden. Edith ist mal Krankenschwester gewesen, bevor sie entlassen wurde. Das hat sie verbittert. Sie hat dann einen Job als Putzfrau im Supermarkt bekommen, und den hat sie ziemlich gern gemacht.«
    »Sonst war nichts Besonderes an ihr?«
    Lilly Sauter schaute ins Leere und wiegte den Kopf. »Was soll ich da sagen? Sie ist eine Einzelgängerin, aber ich hatte immer den Eindruck, dass sie ein Geheimnis mit sich herumträgt.«
    »Ach«, sagte ich.
    Lilly Sauter hob den Blick, der jetzt wieder normal geworden war.
    »Sie wollen mehr wissen?«
    »Das wäre nicht schlecht«, sagte ich.
    »Sorry, Mr Sinclair, aber ich kenne ihr Geheimnis nicht.« Sie lachte knapp und heftig. »Sonst wäre es ja kein Geheimnis mehr.«
    »Das ist wohl wahr.« Ich räusperte mich. »Nur wäre es für uns wichtig, es zu lösen, denn nur dann kommen wir weiter.«
    Lilly drückte ihre Kippe aus. »Was werfen Sie ihr denn vor? Weshalb sind Sie hinter ihr her?«
    »Das können wir Ihnen nicht
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