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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld
Autoren: Jason Dark
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echte Halloween erleben können.«
    »Ist das andere denn unecht?«, fragte Jane.
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und warum?«
    »Weil es einfach nicht der Wahrheit entspricht. Man hat seinen Ursprung verballhornt. Ja, es stimmt, dass Halloween mal ein keltisches Fest gewesen ist. Die Kelten feierten am 31. Oktober das Ende des Sommerhalbjahres. Für ein Totenfest gibt es keinen Beweis. Aber eine andere Tatsache soll man nicht aus den Augen lassen. Papst Gregor hat im Jahre 835 das Allerheiligen-Fest auf den ersten November verlegt. Da beginnt der Winter. Aus dem Ausdruck ›A11 Hallows Evening‹ vor Allerheiligen leitet sich Halloween ab. Manche behaupten sogar, dass es der christliche Kalender ist, der dem Fest den Namen gegeben hat und eben das Thema, dieses Gedenken an die Toten. Alles andere ist pure Geschäftemacherei. So muss man das sehen.«
    Wir hatten zugehört, waren auch beeindruckt, und ich stellte die Frage: »Denken Sie denn, dass in der folgenden Nacht etwas Gruseliges passieren könnte?«
    »Das hat sich so eingebürgert. Ich habe mit Sarah auch des Öfteren über Halloween gesprochen. Bei ihrem Hobby hatte sie eine besondere Beziehung dazu. Das Fest ist von den Menschen verändert worden, man hat vieles hinzu erfunden, was ja auch nicht schlimm ist, aber der echte Ursprung wurde vergessen. Den kennen nur wenige Menschen. Lebende und Tote, manchmal finden sie zusammen. Zumindest einmal im Jahr. Was maskierte Jugendliche da treiben, ist Quatsch. Außerdem hat die Filmindustrie ja gewisse Regeln gesetzt. Mit Michael Mayers ist eine Figur geschaffen worden, die viele Nachahmer gefunden hat, aber den Sinn des Halloween-Festes geben diese Morde nicht wieder.«
    »Und doch sind sie bezeichnend«, sagte ich. »Das habe ich am eigenen Leib zu spüren bekommen.«
    »Ich weiß«, erklärte Anna. »Recht oft habe ich mit Sarah darüber gesprochen.« Sie legte ihre Hände gegeneinander. »Die andere Seite ist nicht dumm. Sie beobachtet uns Menschen und sie greift ein, wenn es wichtig für sie ist. Wenn sich das Diesseits und das Jenseits treffen, muss das nicht unbedingt in Tod und Verderben enden. Es können einem auch die Augen geöffnet werden, aber das wissen kaum noch Menschen. Sie haben es für sich zurechtgebastelt. Das ist leider so. Daran kann ich nichts ändern.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte ich direkt. »Der Grund für die Einladung war nicht unbedingt die Uhr – oder?«
    Anna Bancroft nickte mir zu. »Das haben Sie richtig erkannt, John. Es war nicht der eigentliche Grund.«
    »Welcher ist es dann?«
    Sie hob die Schultern. Trotzdem lächelte sie und sagte: »Ich weiß, dass ich euch beiden vertrauen kann. Und ich will ehrlich sagen, dass ich Angst vor der nächsten Nacht habe.«
    »Warum?«
    »Weil ich befürchte, dass es zu einem Treffen zwischen dem Jenseits und dem Diesseits kommt.«
    »Und was heißt das?«
    »Dass sehr bald die Toten zurückkehren werden…«
    ***
    Die Aussage stand, und Anna Bancroft machte auf uns nicht den Eindruck, dass sie sie zurücknehmen würde. Sie sagte auch nichts, trank aus ihrem Glas und wartete darauf, dass wir reagierten.
    Ich unterbrach das Schweigen. Mit meinen Worten wandte ich mich an Jane Collins.
    »Ich habe es mir gedacht«, flüsterte ich. »Das Gefühl war die ganze Zeit vorhanden.«
    »Welches?«
    »Dass die Uhr nur ein Vorwand gewesen ist.«
    Anna hatte uns gehört. »Ich muss mich entschuldigen«, sagte sie.
    »Aber im Prinzip hat John Recht.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Das hätten Sie uns auch vorher mitteilen können.«
    »Ja, das hätte ich. Aber wären Sie auch gekommen? Hätten Sie darauf gehört, was eine alte Frau sagt, wenn sie von Toten spricht, die nicht mehr in ihrer feuchten Erde bleiben wollen oder können und in die Welt der Lebenden zurückkehren, um dort ihre grausamen Zeichen zu setzen. Halloween ist die perfekte Tarnung, das muss ich zugeben, und Sie sollten darüber nachdenken und es nicht als Spinnereien einer alten Frau abtun.«
    »Nein, nein«, sagte die Detektivin schnell. »So habe ich das nicht gemeint. Die Umgebung ist ja perfekt. Aber ich frage mich, ob die Toten so einfach aus den Gräbern steigen werden, nur weil Halloween ist und gewisse Menschen ihren Spaß haben wollen.«
    Anna Bancroft legte ihre Hände in den Schoß. Sie sah aus wie eine Betschwester und schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht, dass sie so einfach aus dem Grab steigen werden, wenn Sie damit die Plätze auf dem Friedhof meinen.«
    »Klar,
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