Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1436 - Der Höllensohn

1436 - Der Höllensohn

Titel: 1436 - Der Höllensohn
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weniger, denn sie gehörte ihm nicht.
    »Das war der erste Streich, Engländer…«
    ***
    Nein, diesmal war ich nicht allzu überrascht. Ich hatte beinahe damit gerechnet, dass sich der Geist des Schamanen aus dem Purser zurückgezogen hatte, um Konstantin wieder zu übernehmen.
    Ich hielt seinem Blick stand. Die Augen waren so grauenhaft, so böse. Ich sah darin das Erbe der Hölle. Ein kaltes, ein grausames Lächeln klebte auf Konstantins Lippen, und dieser Ausdruck war ein Zeichen seines großen Triumphs.
    »Du sagst nichts, Engländer?«
    »Nein, wozu?«
    »Bist du nicht neugierig?«
    Ich hob die Schultern. »Ich weiß nicht genau, wie dein Plan aussieht, aber ich möchte nur zu bedenken geben, dass hier in der Maschine viele unschuldige Menschen sitzen, die den Tod nicht verdient haben.«
    »Das hatten meine Freunde auch nicht. Sie sind zusammengeschossen worden, und dabei hast du zugeschaut, Sinclair. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Ich weiß.«
    »Deshalb werde ich mich rächen. Man hätte mich in Ruhe lassen sollen. Für eine Umkehr ist es jetzt zu spät. Ich werde dieses Flugzeug abstürzen und zerschellen lassen, aber nicht irgendwo, sondern dort, wo sich Menschen aufhalten. Über einer Stadt. Ich stelle mir bereits vor, wie es im Sturzflug dem Erdboden entgegenrast, und niemand wird seinen Kurs mehr ändern können.«
    »Bist du dir so sicher?«
    »Das bin ich.«
    »Gut, dann kann ich nichts machen.«
    Meine Antwort hatte ihn überrascht, denn er fragte: »Willst du jetzt schon aufgeben?«
    »Was soll ich sonst tun?«
    »Kämpfen.«
    Ich lachte leise. »Gern, aber nur, wenn du dich zeigst. Dann kämpfen wir es aus.«
    Er war noch nicht am Ende. »Ich könnte dich übernehmen. Es wäre kein Problem. Ich…«
    »Tu es. Darauf warte ich nur.«
    »Aber ich habe es mir anders überlegt. Du passt nicht in meinen Plan. Ich werde dich mit den anderen Menschen zu Tode kommen lassen…«
    Es klang wie ein vorläufiger Abschied, und es war auch einer, denn die Stimme des Schamanen meldete sich nicht mehr.
    Dass er Tausende von Jahren alt sein sollte, konnte ich noch immer nicht richtig begreifen. Für mich war es auch deshalb so unvorstellbar, weil er sich ausdrückte wie ein Mensch, der in dieser Zeit geboren war. Er kannte die russische und die englische Sprache, er wusste über das moderne Leben Bescheid, ihm war praktisch nichts fremd, und das alles hatte er nicht versteckt in einer Höhle aufsaugen können.
    Wahrscheinlich hatte dort nur sein Körper gestanden und sich nicht bewegt, aber sein Geist musste ständig unterwegs gewesen sein und vieles miterlebt haben.
    »Ist wieder alles in Ordnung?« Gabys Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
    Ich hob den Kopf. »Ja, das ist es. Bis auf eines. Ihr Kollege hat sich verletzt. Wenn Sie Blut auf dem Boden sehen, denken Sie daran. Sie werden Adrian auch nicht sehen. Norman Field hat ihm erlaubt, im Cockpit zu bleiben.«
    »Ach, das geschieht aber selten.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Danke, dass Sie uns eingeweiht haben«, flüsterte Gaby.
    »Schon gut.«
    Die beiden setzten ihren Weg fort. Ich hoffte, dass sie alles so akzeptierten, wie es war.
    Was konnte ich tun?
    Schon oft in meinem Leben hatte ich mir die Frage gestellt. Selten war ich so ratlos gewesen wie in diesem Fall. Ich hatte einfach keine Idee, wie ich an den Geist herankommen konnte. Er war in der Lage, seinen Wirtskörper zu wechseln wie er wollte, und ich musste davon ausgehen, dass auch die Piloten nicht sicher vor ihm waren.
    Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich sie mir sogar ausgesucht. Einen von ihnen zu übernehmen und ihm dann den Befehl zu geben, die Maschine abstürzen zu lassen, das wäre für den Geist ein Leichtes gewesen.
    »John…«
    Himmel, Konstantin hatte ich völlig vergessen. Erst beim Klang der Stimme schaute ich nach rechts.
    Er war wieder normal. Nichts wies darauf hin, was vor kurzem mit ihm passiert war. Aber er zitterte und musste wohl eine bestimmte Erinnerung zurückbehalten haben.
    Sein Gesicht sah müde aus. Und dieser Ausdruck war auch in seinen Augen zu lesen.
    »Okay, ich bin da.«
    Seine Hände zitterten, die Augen glänzten feucht. Er war zu einem leidenden Menschen geworden.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist, John. Ich kann es einfach nicht fassen. Es ist wieder ein Zeitloch entstanden.« Er deutete auf das Glas mit Tomatensaft vor sich auf dem Klapptisch. »Ich sehe es vor mir, aber ich weiß nicht, dass ich es bestellt habe. Es ist alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher