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1435 - Tödlicher Frost

1435 - Tödlicher Frost

Titel: 1435 - Tödlicher Frost
Autoren: Jason Dark
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verspürte ein innerliches Frieren.
    Niemand hielt Karina auf. Sie konnte die Kaserne verlassen. Wie nebenbei sah sie die bewegungslosen Soldaten auf dem Boden liegen.
    Schnee fiel vom Himmel. Hinzu kam die Dunkelheit. Das Licht der Scheinwerfer focht einen vergeblichen Kampf gegen die Mächte der Natur.
    Sie sah keine Soldaten. Sie hörte nur auf die Stimme, die ihr den Weg wies.
    Seltsamerweise spürte sie nichts von der Kälte. Zwar gab es den Wind, aber der störte sie nicht. Auch an die kleinen Eiskristalle hatte sie sich gewöhnt. Sie schlugen gegen ihr Gesicht und tauten dort sofort weg.
    Die fremde Stimme dirigierte sie weiter, und Karina stellte fest, dass sie den unmittelbaren Bereich der Kasernenbauten verließ.
    Dass sich Wachtposten im Freien befinden konnten, darüber machte sie sich keine Gedanken. Sie verließ sich einzig auf die andere Stimme. Sie würde sie schon zu einem Ziel leiten.
    Das Licht vermied sie. Unzählige Schneekristalle wirbelten im Licht der Scheinwerfer. Sie hatten längst ein weißes Tuch über den Boden gelegt, auf dem ihre Schuhe Abdrücke hinterließen, die allerdings sehr bald wieder zugeschneit wurden.
    Karina verließ die Umgebung der Kasernenbauten. Sie wurde auf die freie Fläche gelockt, und sie spürte dabei, dass in ihrem Kopf etwas geschah. Es war ihr jetzt möglich, wieder klar und normal zu denken, obwohl sie weiterhin wie an der langen, unsichtbaren Leine geführt wurde.
    Aber sie schaffte es nicht, aus eigener Kraft zu handeln. Da war noch immer ein Riegel vorgeschoben, und genau das konnte ihr eigentlich nicht gefallen.
    Der Schnee hatte ihr dunkles Haar bereits mit einer weißen Mütze versehen. Teilweise taute sie weg, aber sie erhielt Nachschub, und das Wasser rann in schmalen Bächen über ihr Gesicht.
    Karina blieb stehen, als sie die Aufforderung dazu erhielt. Wo sie sich genau befand, wusste sie nicht. Das Schneetreiben war noch zu dicht. Es nahm ihr den Blick auf die Umgebung.
    Einen Zaun sah sie auch nicht in der Nähe, aber auf dem Boden sah sie die Körper liegen. Menschen, die aussahen, als hätten sie sich zum Schlafen niedergelegt.
    Der Schnee rieselte auf sie nieder. Irgendwo vor ihr befand sich die Person, die sie leitete, aber Karina sah nichts.
    Dafür wurde sie aufgefordert, sich wieder in Bewegung zu setzen.
    Sie passierte die Gestalten im Schnee, die sich nicht rührten, und entdeckte innerhalb des Schneetreibens vor sich das helle Blinken und Zucken in der Dunkelheit.
    Sie erinnerte sich daran, dies schon einmal gesehen zu haben, und es kam ihr der kleine Flughafen in den Sinn, der aus der Landepiste und dem Wachturm, der als Tower diente, bestand. Von dort her erreichte sie auch das Blinken.
    Also war das ihr Ziel, denn die Stimme erklärte ihr, dass sie in diese Richtung gehen sollte.
    Karina Grischin hielt sich daran. Nicht einen Gedanken verschwendete sie an sich selbst oder an ihren Freund John Sinclair.
    Der fremde Bann war einfach zu stark, und so schaffte sie es, das Rollfeld zu betreten, ohne dass sie aufgehalten wurde.
    Alles lief perfekt. Sie rutschte nicht einmal auf dem Schnee aus.
    Und sie spürte, dass sie nicht mehr weit zu laufen hatte, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Noch etwas passierte, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Das Schneetreiben ließ nach. Sie merkte sehr deutlich, dass der Vorhang dünner wurde. Es geschah zwar nicht schlagartig, verlief aber doch ziemlich schnell, und dann hatte sie auf einmal den Eindruck, dass sich die Welt vor ihr öffnen würde.
    Ein großer Vorhang war zur Seite gezogen worden. Es rieselte keine Flocke mehr dem Boden entgegen. Karina spürte die klare Luft, die ihr ins Gesicht wehte. Sie konnte wunderbar Atem holen.
    Vor ihr lag die Landebahn mit dem Wachturm. Karina stellte fest, dass sie auf der Rollbahn stand, auf der inzwischen eine knöchelhohe Schicht Schnee lag.
    Tief durchatmen. Sich mit der neuen Lage abfinden. Wenn sie darüber nachdachte, dann kam sie sich vor wie jemand, der hier einen Auftritt hatte.
    Sie stand da, vor sich die riesige Bühne der Natur, ohne dass sie dort Leben sah.
    Aber es gab die Soldaten, wie Karina bei näherem Hinschauen erkennen musste. Nur standen sie nicht mehr. Wie gefallene Steinfiguren hoben sie sich von der hellen Unterlage ab.
    Da sie wieder normal denken konnte, kam ihr jetzt in den Sinn, dass die Menschen nicht mehr am Leben waren. Für kurze Zeit regte sie sich darüber auf, dann hatte sich ihr Herzschlag wieder beruhigt.
    Was passierte
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