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1425 - Medusas Vermächtnis

1425 - Medusas Vermächtnis

Titel: 1425 - Medusas Vermächtnis
Autoren: Jason Dark
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ist, kann auch so handeln. Das sollten auch Sie mittlerweile begriffen haben, Herr Schultz.«
    Vielleicht hatte er noch etwas sagen wollen, doch plötzlich meldete sich Cornelia durch ihr heftiges Kichern. Schon nach Sekunden verstummte es wieder. Aber es war so etwas wie eine Einleitung gewesen, denn sie konnte nichts mehr für sich behalten. Es brach aus ihr hervor, und dabei richtete sie den Blick ihrer grünen Augen auf mich.
    »Ja, Sie haben es erkannt! Alle anderen waren Unwissende. Sie dachten nur an meine Bilder, die sie unbedingt haben wollten. Ich habe versucht, ihnen zu erklären, was wirklich dahinter steckt. Was mich antreibt, diese herrlichen Tiere in den verschiedensten Variationen auf die Leinwand zu bringen.« Heftig winkte sie ab. »Das alles interessierte sie nicht mal am Rande. Selbst dieser Goodrow hatte nur seine Provisionen im Sinn. Ich aber weiß es besser.«
    »Gut, Cornelia«, sagte ich. »Wenn Sie schon mal so weit sind, dann sagen Sie mir wenigstens, was Sie angetrieben hat. Ich verspreche Ihnen, dass ich zuhören werde.«
    »Auf einmal?« In ihrer Stimme schwang der blanke Hohn mit.
    »Wir haben noch keinen Versuch unternommen. Und ich stehe gewissen Dingen sehr offen gegenüber.«
    »Ja, das habe ich genau gespürt. Sie sind etwas Besonderes. Es gibt da eine Aura, die mich in der Hotelbar in Ihre Nähe getrieben hat. Und ich spüre sie noch jetzt.«
    »Ich will eine Antwort!«
    »Die können Sie haben!« Ihr Lächeln wurde breit. Sie glaubte noch immer an einen Sieg, und das machte mich misstrauisch. Ich war mir fast sicher, dass sie ihren letzten Trumpf noch nicht ausgespielt hatte, und so war es dann auch.
    Endlich konnte sie von Medusa sprechen und zischte mir ihre Sätze scharf entgegen.
    »Ja, ich liebe sie. Ich mag die Medusa. Ich habe sie angebetet. Ich weiß, dass sie eine Sage ist, aber in jeder Sage steckt ein starker wahrer Kern. Genau den habe ich gefunden und für mich herausfiltern können. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Weiter!«
    »Einen Geist kann man nicht töten. Ein Geist irrt umher. Ein Geist ist oft auf der Suche nach einem Wirtskörper, und ich habe mich diesem Geist gestellt. Ich habe ihm sogar eine Wohnstatt geboten. Ich habe ihn beschworen, und ich habe es tatsächlich geschafft. Ihr Geist hat mich erhört und mich verstanden.«
    Ich begriff. »Dann ist er in Ihnen?«
    »Ja.«
    »Und das heißt?«
    »Ich bin die neue Medusa. Ich habe ihr Erbe übernommen. Ich habe mich dieser Welt angepasst. Ich lebe in der modernen Zeit, ohne die alte zu vergessen.«
    Die Frau hatte sich in Erregung geredet. Sie zitterte ein wenig und hatte beide Hände geballt. Bei den nächsten Worten wurde ihre Stimme lauter.
    »Ich bin die neue Medusa! Sie ist wieder da! Ich bin wieder da! Und das werde ich euch beweisen!«
    Ich wusste, dass es kritisch wurde. Die Harmlosigkeit war in dieser Sekunde vorbei.
    Es passierte das, was ich geahnt und auch befürchtet hatte. Auf ihrem Kopf bewegten sich die Haare.
    Normalerweise passierte so etwas in Filmen und lief über Tricks und Computer-Animationen. Hier sah ich mich mit der Wirklichkeit konfrontiert, denn Cornelias normale Haare verwandelten sich in grünlich schimmernde Schlangen…
    ***
    Was das bedeutete, konnte ich an zwei Fingern abzählen. Cornelia war dabei, zu einem Monster zu werden. Sie nahm ihre zweite Persönlichkeit an, sie wurde zur Medusa, und ich war für einen Moment lang geschockt. Ich schaffte es auch nicht, meinen Blick von ihr zu nehmen. Noch hatten sich die Schlangen nicht zu voller Größe entwickelt, es würde dauern, und in dieser Zeit musste ich etwas unternehmen.
    Leider sah ich noch mehr. Nicht nur die Haare verwandelten sich.
    Es passierte auch etwas in ihrem Gesicht, denn davor schob sich ein zweites.
    Eine widerliche, verzerrte Fratze mit einer brauen, brüchigen, baumrindenartigen Haut, die sich über das Gesicht der Malerin legte, als wäre sie einfach angeklebt worden.
    Zwei Personen in einer.
    Dafür gab es nur eine Erklärung. Die Malerin Cornelia gehörte tatsächlich zu den Kreaturen der Finsternis, den Uralt-Dämonen, die es schon gegeben hatte, bevor die Menschen auf der Welt waren. Sie hatten es nur verstanden, sich perfekt anzupassen. In ihrer menschlichen Gestalt konnten sie alle Welt täuschen.
    Sie war eine Medusa gewesen. Sie hatte sich vielleicht auch dazu machen lassen, denn ihr richtiges, uraltes Gesicht drang immer mehr durch, und es verdiente den Namen nicht. Es war eine Tierfratze, wobei
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