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1425 - Medusas Vermächtnis

1425 - Medusas Vermächtnis

Titel: 1425 - Medusas Vermächtnis
Autoren: Jason Dark
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dieser nüchternen Kojenumgebung wirkte sie wie ein Farbklecks, der allerdings keine Wärme ausstrahlte.
    »Lügen Sie nicht, John. Ich will von Ihnen wissen, was Sie hier zu suchen haben.«
    »Bitte, was macht man schon auf einem Kunstmessestand? Man schaut sich die Bilder an. Dafür ist ein derartiges Ereignis schließlich geschaffen. Sie sollten mir nichts anderes unterstellen. Ich will hier nur Bilder sehen. Darüber haben wir bereits in der Hotelbar gesprochen, wenn Sie sich erinnern.«
    »Ach ja?«
    »Meinen Sie etwa, dass ich gekommen bin, um die Exponate zu stehlen? Sie haben davon gesprochen, dass Ihre Werke hier ausgestellt worden sind. Okay, akzeptiert. Alles wunderbar, und ich wollte sie mir ansehen. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn Sie allerdings meinen, dass ich erschienen bin, um sie zu stehlen, haben Sie sich geirrt.«
    »Sie stehen nur an einem falschen Platz.«
    »Warum?«
    »Weil meine beiden Ausstellungsstücke woanders hängen.«
    »Das ist mir bekannt: Da ich schon ein paar Minuten hier bin, habe ich sie mir bereits anschauen können, und ich muss Ihnen sagen, dass sie mich beeindruckt haben.«
    Es war das Reden um den heißen Brei. Ich war mit einem bestimmten Ziel vor Augen hier erschienen. Sie war es ebenfalls.
    »Warum sind Sie nicht weitergegangen, John, wo Sie meine beiden Bilder doch schon betrachtet haben?«
    »Eine gute Frage. Ich will die Antwort auch nicht schuldig bleiben.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Ich hörte, dass es noch ein drittes Bild von Ihnen gibt. Das Beste von allen. Darauf war ich fixiert. Ein drittes Werk, von dem man begeistert ist, wie ich hörte.«
    »Ach, und wer soll das sein? Wer war so begeistert?«
    »Der Galerist.«
    »So.« Sie lächelte. »Wie hat er Ihnen das Bild denn beschrieben?«
    »Sie haben das Grundmotiv nicht verlassen. Die Schlange steht wieder im Mittelpunkt. Diesmal allerdings soll es ein besonderes Abbild darstellen. Es soll nicht nur eine Schlange geben, die praktisch im Zentrum steht, diesmal haben Sie mehrere Schlangen als Motiv gewählt und sie dann mit einem Menschen, mit einer Frau, verbunden.«
    »Wie hätte das geschehen sollen?« Cornelia räusperte sich. »Es ist schon interessant, dies zu hören…«
    »Der Kopf«, unterbrach ich sie. »Der Kopf ist etwas Besonderes. Aus ihm wachsen die Schlangen hervor. Das Motiv haben nicht Sie erfunden. Es entstammt der griechischen Mythologie. Es ist ein Teil der Gorgonen-Sage. In den Mittelpunkt ist eine Person gestellt worden, die auf den Namen Medusa hört.« Ich nickte ihr zu. »Sie haben die Medusa neu gemalt. Sie haben sich auf die Spuren eines Dürer oder Leonardo da Vinci gesetzt, das Medusenhaupt wieder neu erfunden. Vielleicht abstrahiert, wer kann das wissen? Das hat mich schon neugierig gemacht.«
    »Verstehe. Sie konnten jedoch nicht abwarten, bis es hier aufgehängt wurde?«
    »So ist es.«
    »Deshalb sind Sie eingebrochen?«
    Ich wiegte den Kopf. »Nicht nur deshalb. Ich sagte Ihnen schon im Hotel, dass ich für Art Loss arbeite und mich hier auf der Messe nach gestohlenen Gemälden umsehe.«
    Sie glaubte mir bestimmt nicht. Ich war allerdings gespannt, wie sie reagieren würde, denn durch meine Worte hatte ich tief in einer Wunde gebohrt.
    »Haben Sie denn eines gefunden?«
    »Ich denke schon.«
    »Sie meinen mein Bild? Haben Sie es sich denn auch angesehen?«
    »Dazu bin ich nicht gekommen. Ich hätte es gern getan. Leider haben Sie mich gestört, was ich nicht schlimm finde. Ich sehe es als Privileg an, die Künstlerin persönlich an meiner Seite zu wissen, um mir das Bild zu erklären.«
    »Ja, das wäre nicht schlecht.«
    »Sehen Sie.«
    »Dann schlagen Sie etwas vor, John.«
    Ich nickte und drehte mich etwas zur Seite. Dabei deutete ich auf die von mir aufgebrochene Tür. »Das Bild befindet sich dort.« Von der versteinerten Gestalt hinter der Tür sprach ich nicht.
    »Holen Sie es hervor.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, John. Sie wollten es doch sehen. Sie hatten den intensiven Wunsch, und den möchte ich Ihnen nicht abschlagen. Holen Sie das Bild, und wir schauen es uns hier gemeinsam an. Außerdem haben wir hier besseres Licht.«
    »Das trifft zu.«
    »Dann bitte.«
    Ich bewegte mich auf dünnem Eis. Dass die Diskussion in diese Richtung laufen würde, damit hatte ich nicht rechnen können. Aber etwas hatte geschehen müssen. Cornelia hätte niemals aufgegeben.
    Sie schien auch zu wissen, dass sie entdeckt worden war, und sie musste mich als ihren Feind ansehen, der ihr
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