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1421 - Totenklage

1421 - Totenklage

Titel: 1421 - Totenklage
Autoren: Jason Dark
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wollten sie sich orientieren und sich an die neue Umgebung gewöhnen. Es waren keine neuen Leichen, sondern die alten, denn die neuen hätten anders ausgesehen. Ob sie ebenfalls noch an die Oberfläche getrieben wurden, das wussten wir nicht, aber auch die alten reichten uns.
    Sie kamen hoch, sie bewegten sich zuckend, und bevor wir noch etwas unternehmen konnten, drehten vier von ihnen ab. Wie die Leiber von unförmigen Riesenfischen hoben sie sich noch mal aus dem Wasser, bevor sie wieder klatschend in die Brühe tauchten und in deren Dunkelheit verschwanden. Wellen schlugen über ihnen zusammen und nahmen uns die letzte Sicht. Sie tauchten auch nicht wieder auf.
    »Da sind noch drei übrig«, meldete Bill.
    Ich hatte nur zwei von ihnen gesehen. Deshalb drehte ich mich um und sah jetzt den dritten Sumpf-Zombie.
    Ungesehen hatte er sich der Insel am weitesten genähert. Er roch das Fleisch, er war böse, es gab bei ihm keine guten Gefühle. Die Kraft der Hölle trieb ihn voran, und ich sah innerhalb des verschmierten Gesichts so etwas wie zwei tote, blasse Augen.
    Elena Davies hatte alles gesehen. Die junge Frau stand wie festgenagelt auf dem Fleck. Sie hielt sich die Ohren weiterhin zu. Bestimmt bekam sie noch jetzt die Totenklagen mit, während Bill und ich nichts hörten, nur die normalen Geräusche wie das Platschen des Wassers, als die Wellen gegen die Insel trieben und sie leicht ins Schwanken brachten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dieses kleine Eiland in der Mitte zerbrach.
    Der Sumpf-Zombie ging an Land. Ich ließ ihn kommen. Bill behielt die anderen beiden im Auge. Ich holte die Beretta hervor und löste das Magazin von der Waffe.
    Genau eine Kugel war noch vorhanden!
    Sollten die Zombies tatsächlich auf die Kräfte der Hölle setzen, dann würde das geweihte Silber ausreichen, um sie endgültig zu vernichten. Ich wartete gelassen. Dabei setzte ich auch voll auf meinen Freund Bill Conolly, der eine voll geladene Waffe bei sich trug.
    Die Gestalt stapfte schwer auf die Insel. Wieder geriet dieses filigrane Flechtwerk ins Wanken, und ich sah plötzlich den ersten Riss, durch den Wasser in die Höhe stieg.
    Das Sumpf-Monstrum ging weiter.
    Genau das waren die Schritte zu viel. Sie brachten die weiche Decke der Insel aus dem Gleichgewicht, und in der nächsten Sekunde zerbrach sie in zwei Hälften…
    ***
    Der Killer tobte. Er schrie, er keuchte, er trommelte gegen den Boden. Zuerst mit dem Gewehr und wenig später mit den Fäusten. Er hatte sich verschossen, und Ersatzmunition besaß er nicht.
    Sein Plan war fehlgeschlagen. Zwar hatte er das Boot getroffen, aber nicht die drei Insassen, denn sie hatten es geschafft, sich auf die Insel zu retten.
    Ob das auch ihre wirkliche Rettung war, konnte er nicht sagen.
    Manche Inseln waren nicht besonders widerstandsfähig. Sie hatten sich mehr durch einen Zufall gebildet, wenn Äste, Zweige und sonstige Pflanzenreste an einer Stelle zusammengetrieben wurden.
    Wie dem auch sei, sie hatten es geschafft, und der Killer stand am Ufer wie jemand, für den eine Welt zusammengebrochen war. Er schaute nach vorn und erstickte beinahe an seiner eigenen Wut.
    In seinem Kopf dröhnte es. Es waren die Echos der eigenen Herzschläge, die ihn so malträtierten. Er dachte an die Gegenwart, aber auch an die Zukunft, und er wusste nicht, ob es für ihn noch eine gab.
    Denn es gab Zeugen. Sogar drei. Er hatte auf sie geschossen, er wollte nicht, dass sie sein Geheimnis herausfanden.
    Aber dann dachte er, dass seine Lage gar nicht mal so schlecht aussah. Die anderen wussten nicht, wer auf sie geschossen hatte. Sie kannten sein Gesicht nicht. Das sah er als einen großen Vorteil an.
    Er konnte sich zurückziehen und wieder in der Anonymität untertauchen, denn niemand aus der Umgebung ahnte, wer der Mörder der Verschwundenen war. Das Image des Biedermannes hatte er perfekt aufrecht erhalten können.
    Nur gab es noch ein Problem, und das war Walter Brennan, der letzte Tote. Er hatte ihn abgelegt. Damit war es nicht getan, denn er musste ihn noch entsorgen.
    Er dachte darüber nach, ob er ihn einfach hier am Ufer liegen lassen sollte. Es wäre am bequemsten gewesen. Er hätte ihn auch in den Sumpf werfen können. Allerdings war es an dieser Stelle schlecht, da verschwand er nicht schnell genug.
    Woanders?
    Aber da hätte er hinaus auf das Wasser fahren müssen, was ohne Boot nicht möglich war.
    Er entschied sich dafür, die Leiche an einer bestimmten Stelle in den Sumpf zu stopfen,
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