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1418 - Grabgesang der Geistermönche

1418 - Grabgesang der Geistermönche

Titel: 1418 - Grabgesang der Geistermönche
Autoren: Jason Dark
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schnell. Er hatte seine Blicke überall, aber die Geistergestalten taten ihm nicht den Gefallen, sich zu zeigen.
    Hatten sie ihr Ziel erreicht?
    Er wusste es nicht. Er konnte sich auch keines vorstellen.
    Der Hunger war ihm vergangen. Nur einen Schluck Kaffee gönnte er sich. Dabei dachte er an Sylvia Krüger, seine Freundin. Was würde sie wohl sagen, wenn er ihr von der Begegnung berichtete?
    Nichts zunächst. Sie würde ihn anschauen und fragen, ob bei ihm noch alles in Ordnung war. Er hätte es umgekehrt selbst auch getan.
    Es war nur ärgerlich, dass er mit keinem Menschen über den Fall reden konnte. Und wenn man ihn fragen würde, was in dieser Nacht abgelaufen war, dann wusste er die Antwort bereits.
    Keine besonderen Vorkommnisse! Darüber musste er selbst lachen…
    ***
    Ich erlebte eine glückliche Mutter, die vor Freunde weinte, als sie ihre Julie in die Arme schloss. Natürlich lieferte ich die Kleine nicht nur ab, sondern betrat gern die Wohnung der alleinerziehenden Frau, die nicht weit von einer Bahnlinie entfernt wohnte, was kein Vergnügen war.
    Ich hatte meinen Namen gesagt, und ich wusste auch, mit wem ich es zu tun hatte. Die Frau hieß Mandy Curtis und arbeitete in einer Wäscherei. Ihre Tochter Julie war oft allein auf sich gestellt, wie ich zu hören bekam. Es gefiel der Mutter nicht, aber es gab keine andere Möglichkeit, denn der Vater hatte sich aus dem Staub gemacht und zahlte keinen Unterhalt. Er war von Beruf Seemann und trieb sich irgendwo in der weiten Welt herum.
    Ich trank einen Tee und saß Mutter und Tochter dabei gegenüber.
    Julie wollte auf ihrem Schoß sitzen bleiben. Manchmal lächelte sie mich an, dann wieder vergrub sie ihr Gesicht in den weichen Stoff des Bademantels, den Mandy trug.
    Sie war um die dreißig und hatte die gleiche blonde Haarfarbe wie ihre Tochter. Als besonders auffällig oder hübsch konnte man sie nicht bezeichnen. Sie war eben ein normaler Mensch.
    Ich hatte ihr die ganze Geschichte erzählt, und sie schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Das kann ich nicht begreifen, Mr. Sinclair.«
    »Warum nicht?«
    »Dass ausgerechnet Michael so etwas getan hat.«
    »Es stimmt aber.«
    »Ja, Mum, Mr. Sinclair hat Recht.«
    Sie nickte. »Ich weiß es ja. Trotzdem will es nicht in meinen Kopf.«
    »Warum nicht?«, fragte ich. »Wenn ich Sie so reden höre, muss ich davon ausgehen, dass Sie den jungen Mann recht gut kennen.«
    »Richtig. Michael ist mir bekannt. Er ist auch nie aufgefallen. Ich weiß, dass er in der Gemeinde tätig ist. Er genießt das Vertrauen zahlreicher Menschen hier.«
    »Er ist aber kein Geistlicher?«
    »Nein, nein. Er hilft nur mit. Küster, sagt man wohl.«
    »Tut er das in seiner Freizeit?«
    Sie nickte heftig.
    »Und welchem Beruf geht er nach?«
    Da musste Mandy Curtis erst mal überlegen. Nach einer Weile sagte sie: »Wenn Sie mich so direkt fragen, kann ich Ihnen das nicht sagen. Ich weiß es nicht.«
    Aber da meldete sich Julie und freute sich, dass sie plötzlich im Mittelpunkt stand.
    »Da sind wir aber gespannt«, sagte ich.
    »Michael hat immer wieder etwas anderes getan. Er konnte viel, und deshalb hat er auch an allen möglichen Stellen gearbeitet. Mal am Bahnhof, dann bei einem Gärtner, und er hat auch Umzüge mitgemacht und schwer getragen.«
    »Toll«, lobte ich sie. »Da ist er ja viel herumgekommen.«
    »Hat er auch immer gesagt.«
    »Und du weißt auch, wo er wohnt?«
    »Klar. Wir können hingehen. Ist nicht weit.«
    »Nein, nein, das mache ich schon allein.«
    »Es sind nur ein paar Häuser weiter«, erklärte Mandy Curtis. »Sie können locker zu Fuß gehen.«
    »Das werde ich auch tun.«
    Ich erhielt die genaue Anschrift und erfuhr zudem, dass Michael zur Untermiete wohnte, und zwar in einem Hinterhof, wo es an der Rückseite des Hauses einen Anbau gab.
    »Okay, dann schaue ich mich dort mal um.«
    Mandy Curtis bekam große Augen. »Meinen Sie denn, dass er in seine Wohnung zurückkehrt?«
    »Rechnen muss man mit allem.«
    »Na ja, Sie sind der Polizist.«
    Da die beiden den jungen Mann gut kannten, erkundigte ich mich nach dem vollen Namen. Den konnten sie mir nicht sagen. Er war für alle nur der Michael.
    »Und er ist immer sehr fromm gewesen, wie ich meine«, sagte die Frau noch.
    »Inwiefern?«
    »Er liebte Heilige und Engel. Wenn man mit ihm darüber sprach, gingen ihm die Augen auf. Er hat mal gesagt, dass Engel genauso sind wie er.«
    »Dann hielt er sich für einen modernen Engel?«, forschte ich nach.
    »Das kann
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