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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin
Autoren: Jason Dark
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von uns das Essen genießen würde, aber es war ja auch kein Festmahl.
    Trotzdem wünschten wir uns einen Guten Appetit, als das Essen verteilt worden war.
    Die Tomatensoße war nicht besonders scharf. Die Nudel schwammen darin, man konnte es essen, aber beide bekamen wir unsere Teller nicht leer und schoben sie fast synchron von uns.
    »Das ist es nicht, John.«
    »Du sprichst mir aus der Seele.«
    »Soll ich abräumen?«
    »Das machen wir gemeinsam.«
    Das schmutzige Geschirr landete in meiner kleinen Spülmaschine.
    Als ich mich wieder aufrichtete, hatte Glenda die Küche verlassen.
    Ich fand sie im Wohnraum, wo sie am Fenster stand, hinausschaute und die Arme unter der Brust verschränkt hielt.
    Ich trat hinter sie und umschlang ihren Körper. Dabei registrierte ich ihr leichtes Zittern, und ich vernahm auch ihren langen Atemzug.
    »Wird es intensiver, Glenda?«
    »Nein, das nicht. Ich warte praktisch darauf. Aber noch ist alles einfach nur leer.«
    »Du kannst dich aber nicht auf das konzentrieren, was unter Umständen noch kommt?«
    »Nein, John, wie sollte ich? Ich bin niemand, der in die Zukunft schauen kann. Ich kann mir vorstellen, dass Saladin aktiv wird. Dass er etwas von mir will. Nur weiß ich nicht, was es sein könnte, aber für ihn muss es wichtig sein.«
    »Und dann auch für dich.«
    »Ja.«
    »Komm, es hat keinen Sinn, wenn du hier stehen bleibst. Die Couch ist zwar nicht mehr die neueste, aber sie ist bequemer.«
    »Dagegen kann man nichts sagen.«
    Wenig später saßen wir dort nebeneinander.
    »Wenn ich nur wüsste, was man von mir will«, flüsterte Glenda.
    »Ich bin da völlig außen vor. Ich habe auch meinen Zustand nicht selbst herbeigeführt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Dass ich nichts getan habe, um diesen anderen Zustand zu erlangen. Ich will ihn ja nicht. Es kam über mich. Der Schwindel, vermischt mit der Angst.« Sie schüttelte sich. »Was alles ist nur schwer auszuhalten.«
    Ich konnte sie gut verstehen. Sie hätte gern wieder ein normales Leben geführt und nicht mehr an der Leine des Hypnotiseurs Saladin gehangen, aber in ihrem Blut kreiste noch immer das verfluchte Serum. Wir hatten bereits über einen Blutaustausch nachgedacht, doch da hatte sich Glenda strikt geweigert, was auch verständlich war.
    Dass sie nervös war, blieb mir nicht verborgen. Sie rutschte unruhig neben mir her, bewegte auch ihren Kopf, schloss mal die Augen, öffnete sie wieder, und als ich fragte, wie sie sich fühle, antwortete sie: »Es ist die innerliche Veränderung, John.«
    »Und weiter?«
    »Keine Stimmen oder ähnliches. Nur diese verdammte Nervosität, der ich nicht Herr werden kann. Ich will zwar nicht von einer Peinigung sprechen, aber es kommt dem schon nahe.«
    »Dann gehst du davon aus, dass es dich bald erwischt?«
    »Ja«, flüsterte sie und nickte. »So stark ist es heute noch nie gewesen. Es ist alles so anders geworden. Möglich, dass Saladin im Hintergrund lauert. Ich kann mir auch vorstellen, dass er mich aus der Ferne her benutzt. Du weißt selbst, dass man einem wie ihm alles zutrauen muss.«
    Da hatte sie nicht Unrecht, und ich ärgerte mich, dass ich ihr nicht helfen konnte.
    Ich sah den Schweiß auf Glendas Gesicht, ihre Lippen zuckten, die Finger bewegten sich unruhig, und noch immer rutschte sie nervös auf der Sitzfläche hin und her.
    Plötzlich stand sie auf.
    »Glenda!«
    Sie ging einen Schritt zur Seite. »Ich muss es tun!«, flüsterte sie.
    »Ich kann nicht mehr sitzen bleiben.« Sie schaute sich im Zimmer um, als suchte sie etwas Bestimmtes.
    Aber da war nichts. Zumindest nicht für meine Augen. Es hatte sich nichts verändert.
    Ich blieb zunächst noch auf der Couch sitzen, um Glendas Verhalten aus einer gewissen Distanz zu beobachten. Noch war es nicht bis zum Durchbruch gekommen, das wusste ich, weil ich schon einige ihrer ›Reisen‹ miterlebt hatte.
    Sie ging nur auf und ab, war mit sich selbst nicht im Reinen und durchsuchte den Raum immer noch.
    »Was ist los, Glenda?«
    Sie hörte mich zwar, reagierte aber nicht. Erst als ich ihr die Frage erneut stellte, blieb sie stehen, um mich anzuschauen.
    »Ich kann es dir nicht sagen, John. Nicht genau, wirklich nicht. Ich stehe selbst vor einem Rätsel.«
    »Ist Saladin bei dir?«
    »Keine Ahnung«, flüsterte sie. »Ich habe aber den Eindruck, dass er den Kontakt will.«
    »Und was kannst du selbst tun?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ist es dir möglich, dich wegzubeamen? Wohin auch immer? Kannst du das schaffen?«
    Sie
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