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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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japanischen Technos eingefallen und hatten viele Opfer gefordert. London mutmaßte, dass diese Aktion mehr war als nur ein Ablenkungsmanöver des Feindes. Commander Drax hatte ihn gebeten, sich unverzüglich in Richtung Kratersee in Marsch zu setzen und in Erfahrung zu bringen, was sich dort tat.
    Vor wenigen Stunden hatte sich Drax dann noch einmal gemeldet: »Noch etwas, Mr. Black. Mit Miss Hardys Hilfe ist kürzlich jemand von Meeraka nach London gekommen und weiter nach Moskau gezogen, der entschlossen ist, an Ihrer Seite zu fechten. Sein Name ist Collyn Hacker. Laut seiner letzten ISS-Meldung hält er sich an Bord des Viermasters Dotsch Solnza auf, einen knappen Reisetag hinter Ihnen. Ich schlage vor, Sie warten auf ihn, sobald Sie Ihr erstes Etappenziel erreicht haben…«
    Hacker! Black dachte schmunzelnd an den agilen und wortgewandten Glatzkopf. Vor Jahren hatte sie auf der anderen Seite der Erde gegen den Weltrat gekämpft, mit dem sie nun verbündet waren. Hacker, der Computerexperte, hatte seinem Namen stets Ehre gemacht. Er war jung, ging keinem billigen Vergnügen aus dem Weg, wenn sich eins bot (was selten genug vorkam) und stand Black treu zur Seite.
    Black seufzte, als er an die restliche Truppe dachte, seine Running Men. Die meisten von ihnen waren schon tot gewesen, als er mit Commander Drax über Alaska nach Sibirien gezogen war. Dort hatten sie die Macht im See entdeckt – außerirdische Lebensformen, die vor über fünfhundert Jahren den Weltuntergang ausgelöst hatten. Inzwischen war bekannt, dass sie darauf erpicht waren, die in die Barbarei zurück gefallene Erde in Besitz zu nehmen. Und ihre Chancen standen nicht schlecht, dieses Ziel irgendwann zu erreichen…
    Black schauderte bei der Vorstellung. Zwar war es dem britischen Königshaus gelungen, die meisten Bunkerzivilisationen gegen den unheimlichen Feind zu einen, doch in einer Hinsicht waren die Daa’muren den Menschen voraus: Sie konnten ihr Aussehen verändern, sich den Menschen äußerlich anpassen und so unbemerkt in sicherheitssensible Positionen einsickern.
    In Britana war dies schon passiert. Der Henker mochte wissen, welche Schlüsselstellungen die Daa’muren anderswo infiltriert hatten. Das plötzliche Einfließen ihrer monströsen Hilfstruppen in die japanischen Bunker war nicht dazu angetan, ihren nächsten Schachzug abzuwarten. Japan – heute Nipoo genannt – lag dem Kratersee, an dem die Daa’muren ihren Nachwuchs ausbrüteten, genau gegenüber…
    Black seufzte noch einmal. Dann wanderte sein Blick übers Wasser. Der Kai von Tscherskij kam näher. Er hatte sein erstes Etappenziel fast erreicht. Sobald Mr. Hacker bei ihm war, wollte er den Kolyma hinauf fahren und sich an den Kratersee heranpirschen. Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Seit seinem letzten Besuch in dieser Gegend war zwar mehr als ein Jahr vergangen, aber er hatte die am See lauernden Schrecknisse nicht vergessen.
    »Ahoi, Urla!«, rief jemand in seiner Nähe. Black wandte sich um. Der Kapitän der Wanja stand hinter ihm an der Reling und winkte einer schlanken Gestalt zu, die mit nachdenklicher Miene an der Pier stand. Im ersten Moment hielt Black sie für einen Knaben, doch dann ließ der laue Nachtwind blauschwarzes Haar wehen und er sah die zarten Gesichtszüge einer jungen Frau mit asiatischen Augen.
    »Ahoi, Kapitän!«, rief Urla zurück.
    Was für ein entzückender Anblick, dachte Black. Eine Sekunde später stutzte er über seinen Gedanken. Ihm wurde leicht erschreckt bewusst, dass es ihn bisher eigentlich noch nie interessiert hatte, ob das Gesicht einer Frau hübsch war oder nicht…
    ***
    Das Gasthaus »Zum Krummsäbel« platzte an diesem Abend aus allen Nähten. Der Hafen lag im Dunkel, doch das ihn umgebende Viertel mit seinen Kaschemmen war ein einziger Schein rotgelb leuchtender Fackeln und Laternen.
    Heute waren drei Schiffe eingelaufen, und ein viertes – die Wanja – ging gerade vor Anker. Deswegen hatten sich die Dirnen herausgeputzt, die Diebe ihre Finger mit Öl geschmeidig gemacht und die Bauernfänger die Landkarten eingerollt, die von versunkenen Schätzen sprachen. Die wollten sie den Dummen andrehen, die gleich an Land kommen würden, um in Tscherskij Geschäfte zu machen.
    Als Ygoor Saljakin den »Krummsäbel« betrat, toste in der Schänke der Übermut. Seemannsflüche, die seine vornehme Tante hätten erröten lassen, machten die Runde. Der Geruch von Voydka und Küchendunst – heute besonders empfohlen: Ratze mit
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