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141 - Das trockene Meer

141 - Das trockene Meer

Titel: 141 - Das trockene Meer
Autoren: Ronald M. Hahn
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schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil. Einer meiner Gefährten hält sich in dieser Gegend auf.« Er musterte das Duo.
    »Wir müssen ihm folgen.«
    »Oh, ich halte das für keine gute Idee«, sagte Morx schnell.
    Orkai nickte beifällig. »Ich wette, unser Herr hat sich inzwischen an unsere Fährte geheftet.«
    »Wir würde ihm nur ungern begegnen«, fügte Orkai hinzu.
    »Ihr habt Recht.« Black schwang sich auf sein Murometz.
    »So nahe am Kratersee dürfen wir nicht zusammen bleiben. Ich schlage vor, ihr reitet weiter am Fluss entlang, bis ihr die Ortschaft an der Mündung erreicht. Geht zu einer gewissen Nadia Saljakin. Vielleicht könnt ihr auf einem ihrer Schiffe anmustern und dieses Land verlassen.«
    »Das wird wohl das Beste sein«, sagte Morx. »Auch wenn wir die heimischen Höhlen vermissen werden.« Orkai nickte traurig.
    »Danke, dass ihr mir beigestanden habt«, sagte Black. Er ritt zu den beiden und schüttelte ihnen die Hand. »Schließt euch den Menschen an, die gegen die Daa’muren kämpfen. Es werden bald finstere Zeiten anbrechen.«
    Die Narod’kratow wendeten ihre Yakks und ritten am Ufer entlang nach Norden. Black schaute hinter ihnen her, bis sie verschwunden waren, dann folgt er den Fährten, die Urla, ihre Verfolger und – vermutlich – Mr. Hacker auf dem Waldboden hinterlassen hatten. Er konnte nicht immer reiten; oft wurde der Wald so dicht, dass er absitzen und zu Fuß gehen musste. Doch die Zeit drängte. Sobald sich ihm die Chance bot, schwang er sich in den Sattel und bemühte sich, die verlorene Zeit wieder aufzuholen.
    Am nächsten Morgen kam er auf eine Lichtung und stieß auf ein zerschnittenes Netz. Kampfspuren verdichteten seinen Eindruck, dass Urla etwas zugestoßen war. Außerdem fand er auch wieder das Profil der ihm bekannten Stiefel. Black folgte den Spuren, bis er an eine finstere Mauer kam.
    Er saß ab, suchte sich einen Baum und stieg hinauf. In dessen Wipfel konnte er über die Mauer hinweg auf die gut erhaltenen Gebäude einer Stadt sehen. Zwischen und in ihnen wuchsen überall Bäume, sodass die Häuser wie überdacht wirkten. Black fühlte sich an die versunkenen südamerikanischen Städte der Voreiszeit erinnert, deren Bilder er als Schüler gesehen hatte.
    Die Stadt war totenstill und wirkte wie verlassen. Wo waren die Bewohner? Black stieg vom Baum. Als er unten ankam, rauschte über ihm ein dunkler Schatten hinweg und er hörte ein leises Fauchen.
    Ein Feuerdrachen?
    Er warf sich instinktiv zu Boden, und als er den Kopf hob, um einen Blick zum Himmel zu werfen, sah er einen silbernen Ballon, der majestätisch über dem Wald schwebte. Dann entschwand er seinem Blick.
    Was in aller Welt war das? Black stand auf, klopfte sich den Schmutz von den Kleidern und packte die Zügel seines Reittiers. Dann schritt er an der Mauer entlang und suchte den Eingang in die Stadt. Es dauerte eine Weile, bis er einen Torbogen erspähte.
    Dann verdunkelt sich der Himmel und ein Unwetter brach über ihn herein.
    ***
    Urla kam zu sich.
    Ihr Blick war verschleiert. Sie lag auf dem Rücken, Ihr Schädel pulsierte. Ihre Zunge war ein trockener Holzklotz in ihrem Mund. Sie war gelähmt.
    Der Raum lag im Halbdunkel. Außerdem fror sie. Als ihr Blick über ihren Leib wanderte, sah sie ihre unbedeckten Brüste. Sie war nackt! Offenbar lag sie auf einem Tisch.
    Schemenhafte Gestalten huschten um sie herum. Sie trugen dunkelgraue Kutten. Tief ins Gesicht gezogene Kapuzen verbargen ihre Gesichter. Urla hörte verzerrte Stimmen, die sich einer ihr bekannten Sprache bedienten.
    »What a beauty…«
    »You can say that again…«
    Hätte Urla sich rühren können, hätte sie die Stirn gerunzelt.
    Sprachen die Stimmen Britanisch?
    Sie kniff die Augen zusammen, doch die Bilder wurden nicht deutlicher. Das gleiche galt für die Stimmen. Urla hätte am liebsten aufgeschrien, doch kein Laut kam über ihre Lippen.
    Sie konnte nichts sagen, und das verängstigte sie sehr.
    Was ging hier vor? Fremde Hände betasteten sie überall, dann rückten sie ihr mit kalten metallischen Gegenständen zu Leibe. »She seems to be in good shape…«
    Obwohl es Urla sehr unangenehm war, dass man sich an ihr zu schaffen machte, merkte sie doch, dass niemand darauf aus war, sie zu missbrauchen. Komischerweise hatte sie den Eindruck, von Medikern umgeben zu sein.
    Sie atmete auf, und ihr ging allerhand durch den Kopf: Ihre Begegnung mit Black, die Fahrt auf dem Kolyma, die unerwartete Begegnung mit Ygoor Saljakin und den
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