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1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
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herum?«
    »Sie, zum Beispiel.«
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Ich auch.«
    Eberle paffte wieder einige Wolken. »Vielleicht sollten wir uns zusammentun und gemeinsam über die Gründe nachdenken. Wäre das nicht ein Vorschlag?«
    »Ich müsste erst darüber nachdenken.«
    »Warum?«
    Harry Stahl lachte. »Weil ich zu wenig von Ihnen weiß, Herr Eberle.«
    »Sagen wir so, Herr Stahl: Jedes Dorf hat seinen Dorftrottel oder seinen Dorfnarren, der die Dinge mit anderen Augen sieht. Und ich bin so etwas wie ein Dorfnarr.«
    »Der auch die Dinge mit anderen Augen sieht?«
    »Genau.«
    »Und mit welchen?«
    Eberle lachte. »Das sage ich Ihnen später, Herr Stahl. Und nicht hier in der Kälte.«
    »Ach, Sie wissen einen besseren Platz?«
    »Ich kenne mich aus. Kommen Sie mit?« Eberle sagte nicht, wohin er gehen wollte, er ging einfach los, und Harry blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Der Mann schien Vertrauen in den Fremden gesetzt zu haben, denn er wandte ihm den Rücken zu. Wo sie entlanggingen hatte sich Schnee gesammelt. Auf der Oberfläche zeigte er eine gewisse Härte, und wenn sie auftraten, dann knirschte es, als würde sprödes Glas zerbrechen.
    Harry Stahl wusste nicht, ob er froh darüber sein sollte, Karl Eberle getroffen zu haben. Sollte sich der Mann als loyal erweisen, dann war er ein Glücksfall, denn Menschen wie er kannten sich in der Umgebung aus. Sie waren hier groß geworden und mit ihrer Heimat verwachsen, sodass sie sich oft um jedes Detail kümmerten, als Mahner und Warner fungierten und des Öfteren gerade deswegen verspottet wurden.
    Der beschwerliche Weg war nicht sehr lang. Neben einer Tür blieb Eberle stehen. Sie war deshalb auch für Harry gut zu sehen, weil Karl Eberle sie anleuchtete.
    »Hier kommen wir in den Tunnel.« Er lächelte Harry zu. »Sie wollten doch dorthin – oder?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ach, in meinem Alter hat man genügend Lebenserfahrung, glauben Sie mir, Herr Stahl.«
    Harry nahm es hin. Er schaute zu, wie Karl Eberle einen Schlüssel aus der Tasche holte. Er war ein Stück Metall, das im Licht der Lampe blitzte.
    »Woher haben Sie den Schlüssel?«
    Eberle lachte leise. »Ein Dorfnarr bekommt alles, Herr Stahl. Da hat man eine gewisse Narrenfreiheit.«
    »Klar, ich vergaß.«
    »Wollen Sie mitkommen oder nicht?«
    »Ich bleibe bei Ihnen.«
    »Das ist gut.« Er schloss die Tür auf und erklärte, dass er es nicht zum ersten Mal tat.
    »Das glaube ich Ihnen sogar.«
    »Und was glauben Sie noch?«
    »Das werde ich Ihnen später sagen.«
    Eberle schmunzelte und schloss die Tür auf. Sie ließ sich leicht nach innen drücken, wie Harry erkannte, und wenn er nach vorn schaute, dann blickte er in ein Halbdunkel. Da wurde die Finsternis von trüben Lampen zerstreut.
    Karl Eberle schob sich in den Bereich des Tunnels. Harry blieb ihm auf den Fersen und schloss die Tür. Beide standen in einer wärmeren Luft und auf einer kleinen Plattform, von der aus eine Treppe aus Metall in die Tiefe führte.
    Die Belüftungsanlagen mit ihren Absaugmaschinen, sie alle waren nicht in dieser Umgebung vorhanden. Hier befand sich nur ein Fluchtweg, durch entsprechende Piktogramme an den Wänden gekennzeichnet.
    Harry stand in der Helligkeit, und zum ersten Mal sah er Eberle richtig.
    Er war noch älter, als Harry angenommen hatte. Die untere Hälfte seines Gesichts war von einem wild wuchernden Bart bedeckt. Eine knollige Nase, dunkle Augen und graues Haar, das unter der Mütze hervorwuchs. Auch die breite Stirn fiel auf, die wie ein Waschbrett aussah, weil sie so viele Falten aufwies.
    »Genug gesehen?«
    »Ja.«
    »Und? Wie schätzen Sie mich ein?«
    Harry musste lächeln. »Das weiß ich noch nicht genau. Ich hoffe, dass wir einen gemeinsamen Weg gehen können.«
    »Das denke ich doch, denn wenn mich nicht alles täuscht, haben wir die gleichen Ziele.«
    Das konnte sein, aber Harry war nicht der Mensch, der sofort zustimmte. »Von welchem Ziel sprechen Sie, Herr Eberle?«
    »Nun, ja, wir sind doch daran interessiert, die Fälle aufzuklären. Es sind vier Menschen spurlos verschwunden. Das kann es nicht sein. Sie müssen irgendwo geblieben sein.«
    »Sie sind verbrannt.«
    Karl Eberle lachte glucksend. »Glauben Sie das wirklich, Herr Stahl? Glauben Sie, dass diese Menschen so absolut verbrannt sind, dass man keine Spur mehr von ihnen fand? Ich glaube das nicht. Ich kann es mir nicht mal vorstellen. Nein, da liegen die Dinge schon anders. Um das herauszufinden sind Sie
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