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14 - Roman

14 - Roman

Titel: 14 - Roman
Autoren: Carl Hanser Verlag
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kam es dazu, dass nach zwei Wochen Marsch eines Abends der Befehl ausgegeben wurde, die Essgeschirre zu schwärzen, damit sie nicht so auffällig funkelten. Anthime wusste nicht recht, wie er das anstellen sollte, und beobachtete die anderen, wie sie es taten, der eine so, der andere so, schließlich behalf er sich mit einer Mischung aus Erde und etwas Schuhwichse. Ja, es wurde ganz offensichtlich ernster.
    Zwei Wochen nach dem Beginn dieser Expedition sollte auch der Moment kommen, da Anthime feststellen musste, dass er Charles nie wiedersehen würde. Auf die Gefahr eines Anschisses hin bewegte er sich zwei Tage lang während des Marsches in der Kolonne vor und zurück, in der Hoffnung, ihn wenigstens zu Gesicht zu bekommen, aber es brachte ihm nichts außer noch größerer Erschöpfung. Dann wagte er nachzufragen, geriet zunächst an maulfaule, herablassende Offiziere, bis ein etwas freundlicherer Feldwebel ihm eines Abends verriet, dass Charles versetzt worden war, man wusste nicht wohin, Militärgeheimnis. Anthime reagierte kaum, so müde war er.
    Abends übrigens war es immer so eine Sache, wie man sich nach dem Halt betten sollte. Da in den Dörfern kaum Platz war, sah sich die halbe Kompanie in der Regel gezwungen, unter freiem Himmel Schlaf zu suchen; wenn ein Dorf verlassen war, kamen die Glücklicheren in Häusern unter, deren Bewohner geflohen waren: Manchmal gab es noch ein paar Möbel, vereinzelt sogar Betten, wenn auch ohne Bettzeug. Meist aber improvisierte man ein Lager in den Hafer- oder Rübenfeldern, in Gärten oder Wäldern, unter einem Dach von zusammengestellten Ästen oder einem zufälligen Haferschober, einmal auch in einer aufgelassenen Zuckerfabrik. Wo auch immer man landete, bequem war es nie, aber man schlief rasch ein.
    Trotz der Müdigkeit waren vor der Nachtruhe erst noch Routinedinge zu erledigen: Waschdienst, Kontrolle von Marschstiefeln und Füßen. Zur Entspannung oder Ablenkung spielten manche Karten, Domino, Dame, Bockspringen oder veranstalteten gar Hochsprung- oder Sackhüpf-Wettkämpfe. Arcenel ritzte in aller Ruhe seinen Namen, Anthime nur seine Initialen neben dem Datum, in einen Baumstamm oder einen Bildstock. Dann wurde gegessen, geschlafen und nach dem Hornsignal weitermarschiert, nachdem man sich Gewehr, Proviantbeutel und Wasserflasche am Gurt umgehängt und zuvor den Tornister angeschnallt hatte, Modell Karo As 1893 , ein mit dickem Segeltuch bespannter Holzrahmen, mal eisenbahngrün, mal lakritzbraun. Er wurde an zwei Ledergurten getragen, die in der Mitte mit einem Blechring verbunden waren.
    Erst mal wog dieser Tornister, wenn er leer war, nicht mehr als sechshundert Gramm. Dann aber wurde er rasch schwerer dank einer ersten Garnitur aus vorschriftsmäßigem Gepäck, das sorgfältig verpackt wurde und aus Nahrungsmitteln bestand – Fläschchen mit Minztinktur, Kaffee-Ersatz, Dosen und Tüten mit Zucker und Schokolade, Feldflasche und Besteck aus verzinntem Blech, Trinkbecher aus gestanztem Blech, Dosenöffner und Klappmesser –, aus Kleidung – kurze und lange Unterhosen, baumwollene Taschentücher, Flanellhemden, Hosenträger und Wickelgamaschen –, aus Reinigungs- und Pflegemitteln – Kleider-, Schuh- und Waffenbürsten, Dosen mit Fett und Schuhcreme, Ersatzknöpfe und -schuhbänder, ein Mäppchen mit Nähzeug und abgerundeter Schere –, aus Hygieneartikeln und einer kleinen Apotheke – Einzelpflaster und Watte, Waschlappen, Spiegel, Seife, Rasiermesser mit Lederriemen zum Schärfen, Rasierpinsel, Zahnbürste, Kamm – sowie aus persönlichen Habseligkeiten – Tabak und Zigarettenpapier, Streichhölzer und Feuerzeug, Taschenlampe, Erkennungsmarke aus Aluminium- und Neusilber-Plättchen als Armband, Feldgesangbuch und Soldbuch.
    All das war schon nicht wenig für einen einzigen Tornister, hinderte aber keineswegs daran, hernach noch mit Gurten verzurrtes verschiedenes Zubehör auf ihm aufzutürmen. Ganz oben thronte schon mal – umgedreht, um dem Zusammenstoß mit dem Kopf vorzubeugen – der persönliche Essnapf auf einer zusammengerollten Decke, darunter wieder eine Zeltbahn, in die Zeltstangen, Pflöcke und Strippen gewickelt waren, hintendran war auf einem Topf, der seinerseits mit einem Riemen bis hinauf zum Essnapf befestigt war, ein kleines Bündel trockenen Holzes für die Suppe beim Rasten geklemmt, und auf den Seiten hingen ein paar Feldwerkzeuge in ihren Lederfutteralen – Hacke oder Drahtschere, Handbeil, Säge, Feldspaten, Kreuzhacke oder
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