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1396 - Das Blut der Sinclairs

1396 - Das Blut der Sinclairs

Titel: 1396 - Das Blut der Sinclairs
Autoren: Jason Dark
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wäre er nicht auf uns zugelaufen, was ihm verdammt schwer fiel.
    »Ich will die Waffe haben! Ich will sie haben! Sie gehört mir!«, schrie Lucy. »Ich habe die Spur gefunden! Ich werde sie an mich nehmen, und ich werde herrschen. Ich werde zur Hüterin der Heiligen Reliquien werden. Mir gehört die Lanze und auch der Gral!«
    »Nein!«, schrie ich sie an. »Sie gehört dir nicht! Das musst du endlich begreifen!«
    Lucy hörte nicht auf mich. Vielleicht hatte sie mich auch gar nicht verstanden, weil sie das Bild hinter der durchsichtig gewordenen Wand so fesselte.
    Mich interessierte im Moment weniger die Lanze als die Umgebung hinter der Gestalt.
    Der Gang führte weiter. Ich sah keine andere Landschaft, keine andere Welt.
    Es war eben dieser unterirdische Stollen, der kein sichtbares Ende nahm.
    »Er ist es! Er hat überlebt!«, schrie Lucy. »Ja, er hat alle Zeiten überlebt!«
    »Wer?«, schrie ich.
    »Longinus!«
    Ich zuckte zusammen, was allein an der Überzeugung lag, die in der Stimme mitklang.
    War es tatsächlich der römische Hauptmann, den wir da vor uns sahen? Warum trug er dann diese Kleidung? Oder hatte ihn die Reue gepackt, sodass er sich in ein Kloster zurückgezogen hatte.
    Ich würde ihn kaum fragen können, aber meine Halbschwester glaubte daran. Und sie sah sich am Ziel ihrer Wünsche, denn sie sah das, was anderen Menschen bisher verborgen geblieben war. Ob es sich dabei um die bewusste Lanze handelte, diese Frage konnte keiner von uns beantworten. Man konnte es glauben oder nicht.
    Meiner Ansicht nach hatten wir genug gesehen. Ich war meinem Kreuz nicht unbedingt dankbar, dass es uns den Weg eröffnet hatte.
    Ich hätte auch ohne dieses Wissen leben können.
    Ich für meinen Teil hatte genug gesehen. Lucy musste ich weghaben. Ich wollte später noch mal allein in den Stollen gehen, sie aber störte.
    »Komm jetzt mit!«
    »Nein!«
    »Wir werden…«
    Sie ließ mich nicht zu Ende sprechen und geriet außer Kontrolle.
    Sie brüllte mich an. Dabei sagte sie nichts, sondern schrie einfach nur. Ihr Gesicht bekam etwas Tierisches, als würde die Kraft des Teufels in ihr stecken. Sie hatte sich zu einem Monster mit menschlichem Aussehen entwickelt.
    Wenn sie freiwillig nicht gehen wollte, musste ich es auf eine andere Art und Weise versuchen. Schnell hatte ich sie erreicht, packte sie an der Schulter und zog sie herum.
    Bis hierher ging alles glatt, aber ich hatte nicht mit ihrem Widerstandswillen gerechnet. Ihr Brüllen reichte einem Monster zur Ehre, ihr Schlag dem Punch eines Boxers.
    Ich bekam den Kopf nicht schnell genug zur Seite und wurde am Hals getroffen. Es tat verdammt weh. Für einige Sekunden war ich außer Gefecht gesetzt und taumelte zurück. Das Bild vor meinen Augen verschwand, aber ich fand trotzdem mein Gleichgewicht wieder. Nur mit der Atmung hatte ich noch meine Probleme.
    Und dann sah ich sie.
    Es kam mir vor wie ein schlechter Scherz, doch das war es leider nicht. Meine Halbschwester schritt auf die Wand zu, und sie schritt auch hinein ! Ich war so überrascht, dass ich nicht reagieren konnte.
    Außerdem lief alles zu schnell ab, denn ein zweiter Schritt brachte sie bis hinter die Abtrennung.
    Sie rief etwas. Ich hörte nichts und sah nur, dass sie den Mund bewegte. Und dann war sie bei ihm. Sie fasste nach der Lanze, um die Waffe aus dem Körper der Gestalt zu ziehen.
    Die Waffe strahlte auf.
    Sie strahlte so hell und fast gnadenlos auf wie das Licht, das mein Kreuz abgab, wenn ich es aktivierte.
    Aber bei Lucy war es anders. Das Licht brachte weder Heil noch Segen, es war tödlich. Es war auch nicht heilig, und es drang in den Körper der Frau hinein.
    Wieder war für mich nur etwas zu sehen und nichts zu hören.
    Lucy hatte ihren Mund weit aufgerissen. Ich wusste, dass sie schrie.
    Sie hielt mit beiden Händen den Schaft der Waffe. Sie zerrte daran, um sie aus dem Körper zu ziehen, aber sie hatte keine Chance. Die Lanze war stärker, denn ihr Licht umfackelte plötzlich den Körper der Lucy Newmann!
    Und ich wurde Zeuge, wie meine Halbschwester vor meinen Augen verbrannte!
    Das Feuer war überall. Helle, fast weiße Flammen. Sie breiteten sich blitzschnell aus, und es gab keine Chance mehr, sie zu löschen, obwohl ich es versuchte.
    Ich sprang auf die Wand zu, in der Hoffnung, Lucy vielleicht noch retten zu können, doch es war vergebens. Ich stieß mir heftig den Körper, vor allem den Schädel. Ich wurde zurückgeschleudert und musste erst mal tief Luft holen.
    Es ging
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