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1396 - Das Blut der Sinclairs

1396 - Das Blut der Sinclairs

Titel: 1396 - Das Blut der Sinclairs
Autoren: Jason Dark
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klar, dass es ein Fehler gewesen war, keine Fragen zu stellen, aber dazu war es dann zu spät. Durch eine Frage hätte er den tödlich verletzten König retten können. Er hätte nur nach der Lanze und dem Gral – dem Gefäß – zu fragen brauchen, und die Geschichte hätte einen anderen Lauf genommen.«
    »Das hat sie aber nicht«, sagte ich, von der Story nicht besonders beeindruckt. »Wie hat der Schriftsteller denn die Auflösung geschrieben?«
    Meine Halbschwester hob die Schultern. »Es gab keine.«
    »Wirklich nicht?«
    »Vielleicht der Hinweis eines Einsiedlers, den der Ritter traf. Er sprach von einem Heiligen Gral, der einen heiligen Mann ernährte, doch mehr ist nicht bekannt.«
    »Das ist mager.«
    Lucy hob die Schultern. »Chrétien de Troyes hinterließ seine Geschichte unvollendet, und trotzdem hat er damit einen Anstoß für die Menschheit gegeben, denn gewisse Aussagen verweisen auf das Abendmahl und auch auf die ungewöhnliche Lanze. Sie muss einfach an Loginus erinnern, der sie nach alten Legenden Jesus in die Seite stieß.«
    »Hört sich toll an. Aber ich kenne es etwas anders.«
    »Wie denn?«
    »Es gibt ja nicht nur die vier Evangelien, sondern einige mehr. Ich denke im Moment nicht an das des Thomas oder das des Jacobus, es existiert noch ein Nicodemus-Evangelium. Dort wird der Gral auch erwähnt, das hat der Schriftsteller Robert de Boron herausgefunden. Er greift eben auf dieses besagte Evangelium zurück und geht davon aus, dass der Kelch des letzten Abendmahls in die Hände des Josef von Arimathäa geriet. Er fing darin das helle Blut des Gekreuzigten auf, wurde von den Juden des Leichenraubs bezichtigt, als er Jesus vom Kreuz holte, und musste nach Frankreich fliehen. Von dort ist der Gral dann nach England gelangt, und um ihn herum haben sich auch die Ritter der Tafelrunde gebildet, die nach der Ritterzeit ziemlich lange in Vergessenheit gerieten, ebenso wie die Templer. Man wollte nicht mehr an die Zeiten erinnert werden, denn nun begann die Renessaince, die Zeit der Aufklärung, da passten solche Geschichten nicht mehr hinein. Erst später lebten sie dann wieder auf, als die Romantiker das Leben und die Dichtung bestimmten.«
    Meine Halbschwester nickte mir zu. »Und glaubst du daran?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber du bist ein Sinclair. Und du bist noch mehr.«
    »Was denn?«
    »Der Sohn des Lichts.«
    »Ja, das stimmt. Ich denke nur nicht, dass das eine unbedingt etwas mit dem anderen zu tun hat. Ich kenne mein Schicksal recht gut, aber mit dem Heiligen Gral hatte ich nie zu tun. Und ebenfalls mit der blutenden Lanze nicht.«
    »Da war dein Vater anders.«
    Ich lächelte. »Mag sein. Nur ist er leider tot.«
    »Du bist sein Erbe.«
    »Aber ich habe nichts mit den Illuminati zu tun. Daran solltest du stets denken.«
    »Es ist ein Fehler.«
    »Das wird sich noch herausstellen. Aber auch mein Vater hat früh genug festgestellt, dass diese Gruppe andere Ziele verfolgt als er selbst, denke ich mal.«
    »Wir werden sehen«, flüsterte Lucy und nickte heftig. »Noch sind wir nicht am Ende.«
    »Ich weiß, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass du hier die Lanze findest.«
    »Wenn ich sie habe, ist das die Spur, die mich letztlich zum Gral führen wird. Verlass dich darauf.«
    »Bitte, dann sag mir, wo wir die Lanze finden. Wenn wir sie haben, werde ich dir Abbitte leisten und meinem verstorbenen Vater ebenfalls.«
    Lucy schaute mich sekundenlang starr an. Eine Antwort wusste sie nicht zu geben, aber schließlich drehte sie sich mit einer scharfen Bewegung herum und sagte: »Wir werden den Keller hier durchsuchen. Mögen andere sich um die Bibel des Baphomet kümmern, ich habe mich auf die Lanze konzentriert, und dabei bleibt es.«
    »Dann mal zu!«
    Lucy gefiel meine Lässigkeit nicht. Sie wäre mir am liebsten an die Kehle gesprungen, doch das traute sie sich nicht. Stattdessen ließ sie mich stehen.
    Ich ging ihr noch nicht nach und schaute auf ihren Rücken. Waren das nur krude Ideen, die sie mir vorgetragen hatte, oder steckte wirklich mehr dahinter?
    Zu einem Ergebnis kam ich nicht. Sehr oft hatte ich mit Legenden und Sagen zu tun gehabt, und nicht selten hatten sich die Legenden als wahr herausgestellt.
    Meine Halbschwester ging weiter. Ob sie es wirklich war, wollte ich mal dahingestellt sein lassen. Aber ich nahm mir vor, nachzuforschen, was allerdings alles andere als angenehm war, denn ich würde auch in die Vergangenheit meines Vaters eintauchen müssen, und das
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