Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1391 - Die Nacht des Pfählers

1391 - Die Nacht des Pfählers

Titel: 1391 - Die Nacht des Pfählers
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zu schießen. Die Beretta hielt ich zwar fest, aber ich brauchte meine Hände als Schutz, denn immer wieder musste ich Äste und Zweige zur Seite drücken.
    Der Wald bestand aus Laub- und Nadelbäumen, wobei mir letztere größere Probleme bereiteten, wenn sie zu dicht beieinander standen.
    Ich wühlte mich hindurch. Es war ein wirklicher Kampf, der auch mit Gewalt geführt werden musste. Zwar gaben die Zweige nach, aber sie schnellten ständig zurück, und schon bald wurde mir klar, dass der Blutsauger in eine Schonung geflohen war.
    Ich sah ihn nicht mehr. Also hatte es auch keinen Sinn, wenn ich ihm weiterhin nachlief. Ich stoppte und atmete zunächst tief durch.
    Vor allen Dingen regelmäßig und nicht zu laut.
    In der folgenden Zeit erlebte ich das, was man die Stille des Waldes nennen kann. Manche Menschen lieben sie, und auch mir ist sie nicht unangenehm. In diesem Fall allerdings kam sie mir nicht eben entgegen. Sie war einfach zu dicht, und ich hätte schon gern ein Geräusch gehört, das auf meinen Gegner hingewiesen hätte.
    Der Wald schwieg weiterhin, und dieses Schweigen wurde für mich zu einer Belastung. Hinzu kam die klamme Kälte, die den Nebel festzuhalten schien.
    Der Wiedergänger war nicht weggelaufen. Er hielt sich irgendwo in der Nähe auf. Ich war ihm dicht auf den Fersen gewesen. Weit hätte er nicht laufen können. Dass er nicht mehr weitergerannt war, ließ darauf schließen, dass er es auf eine andere Art und Weise versuchen würde.
    Er brauchte Blut!
    In meinen Adern floss das, was ihm Kraft und Stärke geben würde. Dass er darauf verzichten wollte, daran glaubte ich nicht.
    Von Suko, der sich mit dem zweiten Blutsauger beschäftigte, hörte ich ebenfalls nichts. Es fiel kein Schuss, kein Schrei erreichte meine Ohren, aber es gab auch den Nebel, der viele Geräusche abschwächte. Auch die in meiner Umgebung.
    Ich konzentrierte mich weniger auf das, was ich hörte oder vielmehr nicht hörte, sondern auf das, was ich noch sah.
    Dämmerung und Nebel. Das war nicht viel. Ich stand in einem weißgrauen Heer aus Wolken und hörte nicht mal ein Knacken in meiner Nähe. Es gab auch keinen Wind, der mein Gesicht gestreichelt hätte. Weiterhin erlebte ich nichts anderes als die Ruhe vor dem Sturm.
    Er war nicht weg!
    Er hielt sich in der Nähe auf. Er hatte sich versteckt, und ich war mir sicher, dass er auf eine günstige Gelegenheit wartete.
    Mir kam eine Idee. Wenn er mit der Sicht ebensolche Probleme hatte wie ich, wollte ich ihm eine Chance geben, mich erkennen zu können. Deshalb holte ich die kleine Leuchte hervor. Ich tauschte sie einfach gegen die Pistole aus.
    Allerdings fragte ich mich noch immer, weshalb der Blutsauger geflohen war. Möglicherweise trug der Anblick der Waffe daran die Schuld. Ahnte er, dass sie mit Silberkugeln geladen war? Wohl kaum. Es war ein Reflex seines Menschseins, das noch nicht so lange her sein konnte, dass er sich vor einer Schusswaffe fürchtete, die einem Blutsauger normalerweise nicht gefährlich werden konnte.
    Ich schaltete die schmale Lampe ein. Der eigentlich recht scharf gebündelte Strahl schien von einer riesigen Hand auseinander gefächert zu werden, denn er verteilte sich innerhalb des Dunstes.
    Viel Platz hatte ich nicht zwischen den Bäumen und den tief hängenden Ästen. Ich musste schon auf der Stelle bleiben, aber ich drehte mich um die eigene Achse, wobei der Lampenstrahl die Bewegung mitmachte, und kam mir vor wie ein Mini-Leuchtturm im Nebel.
    Eine Reaktion erlebte ich nicht, obwohl ich sicher war, dass der Vampir etwas bemerkt hatte.
    Er floh auch nicht. Zumindest ging ich davon aus, denn ich vernahm keine Geräusche, die darauf hinwiesen. Kein Rascheln, kein Knacken irgendwelcher Zeige, es blieb einfach nur still.
    Ich leuchtete mal nach rechts, dann wieder nach links und ließ das Licht in verschiedenen Höhen an den Nadelbäumen entlanggleiten.
    Der Vampir reagierte nicht.
    Allmählich kam ich zu der Überzeugung, dass er mein Blut nicht wollte. Darüber allerdings konnte ich mich nur wundern. Normalerweise reagieren diese Geschöpfe ganz anders.
    Gewettet hätte ich darauf nicht. Ich dachte daran, dass es wohl besser war, wenn ich das Licht wieder ausschaltete, und so steckte ich die kleine Lampe zurück in die Tasche.
    Wieder begann das lange Warten. Das Lauern in der Stille. Ich verspürte den Wunsch, mich zu ducken, weil etwas Kaltes über meinen Nacken hinwegstrich. Es war nur eine Einbildung.
    Wieder zurückgehen oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher