Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1387 - Signale der Vollendung

Titel: 1387 - Signale der Vollendung
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
unserem Anblick keine Miene, winkte uns nur wortlos zu, sie machte ein Gesicht wie bei einem Begräbnis. In der Mitte stand eine Art einbeiniger Liegestuhl, dessen Rückenlehne in einem Winkel von 45 Grad gekippt war.
    Darauf lag der greise Oogh, at Tar kan. Mein erster Eindruck, der natürlich auch von Nikkis Leichenbittermiene beeinflußt wurde, war, daß Oogh at Tarkan im Sterben lag. Er lag aufgebahrt wie eine Mumie, und er war bewegungslos wie ein ausgestopfter Exote. Wenn ich so respektlos von diesem Alten, dem Stammvater der Meekorah-Kartanin, spreche, dann ist das nicht abfällig gemeint. Ich war nur entsetzt, als ich ihn so her gerichtet, gekämmt und geschminkt, die spröden Krallen farblos lackiert, da liegen sah; Oogh erschien mir wie eine makabre Karikatur seiner selbst. Aber dann kippte er seine Liege in die Senkrechte, so daß er fast zu stehen schien, und ich konnte in seine Augen sehen, Damit wurde der erste Eindruck, es mit einer künstlich am Leben gehaltenen Mumie zu tun zu haben, gleich wieder ausgelöscht. Diese Augen waren voller Leben. „Es ist noch nicht soweit", sagte er mit voller, kräftiger Stimme, die, wie sein Blick, von unversiegbarer Vitalität zeugte. „Gestattet dennoch, daß ich diese Ruhestellung beibehalte. Wenn mein Geist auch ungebrochen ist; der Körper muß einem unsäglich langen Leben Tribut zollen." Nikki Frickel war auf unsere Seite gekommen, weil Oogh, als er sich auf richtete, ihr den Rücken zukehrte. Oogh sah uns der Reihe nach an, dann blieb sein Blick an mir haften. „Es tut mir leid, daß ich dich zu mir bemühen mußte, Reginald Bull", sagte er. „Aber ich habe dir eine Mitteilung zu machen, die keinen Aufschub duldet. Ich weiß nur noch nicht, wie ich sie dir unterbreiten kann, daß auch du die Wichtigkeit - und die Notwendigkeit der Botschaft erkennst. Ich möchte vermeiden, da du mich für verrückt oder gar senil hältst." Ich brachte ein heiseres Lächeln zustande. „Ich sehe dich in alter Frische vor mir, Oogh", sagte ich. „Dein Geist ist gesund und klar.
    Daran könnte ich nie zweifeln."
    „Ich nehme das als Versprechen", sagte Oogh verschmitzt.
    Er blickte da bei in Dao-Lins Richtung, und als ich seinem Blick folgte, merkte ich, daß die Wissende für einen Moment betreten wirkte, sie straffte sich aber sofort wieder, gab sich kühl und unnahbar. Oogh fuhr fort: „Mein unvorstellbar langes Leben neigt sich dem Ende zu... das wenigstens hoffe ich. Das hat mit Todessehnsucht nichts zu tun. Ich habe so gerne gelebt wie jedes beliebige Wesen auch. Aber wichtiger als mein Leben war mir die Aufgabe.
    Und wenn ich sage, daß ich hoffentlich bald abtreten kann, dann meine ich, daß sich meine Mission erfüllt hat und alles zu einem positiven Ende kommt. Das wollte ich ausdrücken."
    Etwas umständlich zwar, Alter, aber wir haben es intus, dachte ich, während ich gleichzeitig hoffte, daß jemand mit einem loseren Maul als ich irgend etwas dazu sagte. Aber sowohl Gucky als auch Nikki schwiegen. „Ist das deine Botschaft?" fragte ich und ärgerte mich gleichzeitig, daß ich keine der feierlichen Stimmung entsprechende Formulierung gewählt hatte. „Du mußt es einem alten Kartanin verzeihen, wenn er zuviel redet", sagte Oogh. Er straffte seinen ausgemergelten Körper, so daß sich die Kombination etwas spannte. Seine Augen richteten sich durchdringend auf mich, als er mit veränderter Stimme fort fuhr: „Wir sind hier an einem zukunftsträchtigen Ort, Reginald Bull. Hier wird sich etwas Wunderbares vollziehen. Um an diesem Wunder teilzuhaben, müssen wir hier ausharren." Diese Eröffnung traf mich wie ein Schock. „Welchen Ort meinst du?" fragte ich. „Doch nicht diesen Raumsektor, in dem wir Zwischenstopp gemacht haben?". „Eben diesen Raumsektor!" sagte er, und in seinen Augen glomm plötzlich ein fanatisches Feuer. „Ich habe diesen Treffpunkt mit Bedacht gewählt. Es ist kein Zufall, daß wir uns hier trafen. Die Mächtige selbst hat mir diese Koordinaten genannt. Hier ist der Ort, hier irgendwo in der Nähe." Ich blickte hilfesuchend zu Dao-Lin, aber ihre Augen blickten starr gerade aus. Nikki Frickel machte eine versteckte Geste der Beruhigung, Gucky wirkte konzentriert, so als versuche er, aus Ooghs Gedanken zu lesen. „Kannst du mir das genauer erklären, Oogh?" fragte ich den greisen Kartanin und begann allmählich zu zweifeln, daß sein Geist noch klar und von alter Frische war. Er machte nun eher den Eindruck eines versponnenen Mystikers
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher