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1384 - Die Blut-Ruine

1384 - Die Blut-Ruine

Titel: 1384 - Die Blut-Ruine
Autoren: Jason Dark
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langsam die Fronten der Häuser entlang. Wer hier wohnte, der durfte sein Haus mit Geschäftsräumen teilen, die sich allesamt im Untergeschoss befanden.
    Da fielen mir zwei Computerfirmen auf, ein Laden, der antike Möbel verkaufte, ein Geschäft, in dem man seine alten Lampen wieder auf Vordermann bringen konnte, und daneben entdeckte ich ein Schaufenster, in dem besondere Kleidungsstücke ausgestellt waren.
    Dessous in allen Größen, wobei die meisten Menschen wohl am Geschäft vorbeigingen und nur ins Schaufenster blickten, denn Leder ist nicht jedermanns Geschmack.
    In den Hauseingängen standen die Leute und grinsten über unser langsames Vorankommen.
    Vor mir fuhr ein Mini. Ich hing schon recht lange an dessen Hinterreifen und hatte auch einen Blick durch den Wagen bis vorn werfen können, wo die Fahrerin saß. Sie musste eine sehr große Person sein, und ihr blondes Haar sah aus wie helles Stroh.
    Umgeschaut hatte sie sich nicht. Sie ärgerte sich trotzdem, was an den Armbewegungen zu erkennen war, mit denen sie hin und wieder hektisch gestikulierte.
    Sollte sie. Manche Menschen haben es eben eilig, obwohl sie eigentlich wissen müssen, wie in London der Verkehr ist. Wer hier fährt, darf einfach nicht in Eile sein.
    Wieder konnte ich mich mit dem Rover ein Stück vorschieben.
    Auch die Frau im Mini fuhr. Sie schaute nur nach vorn, während ich auch den hinteren Teil des Wagens beobachten konnte.
    Da bewegte sich etwas!
    Jemand musste auf dem Rücksitz sitzen. Vielleicht hatte er sich auch versteckt gehabt. Bei Kindern wäre das erklärbar, nicht aber bei Erwachsenen oder – was noch schlimmer war – bei einem weiblichen Vampir.
    Es gab keinen Zweifel. Auf dem Rücksitz saß tatsächlich meine unheimliche Besucherin…
    ***
    Kenneth Kilmer war unwillkürlich links an den Straßenrand herangefahren, sodass er ein anderes Fahrzeug nicht behinderte, wenn es die gleiche Strecke fuhr. Seine Augen waren so groß wie selten. Er hatte den Kopf so weit herumgedreht, dass die Sehnen in seinem Hals anfingen, leicht zu schmerzen. Er wollte lachen, doch es wurde nur ein ziemlich missglücktes Grinsen daraus. Das war alles.
    Eine Ruine. Bestehend aus ein paar Mauerresten und einem klobigen runden Turm, wie er zu sehen glaubte. Ein Bild, das nicht hierher gehörte, über dessen Erscheinen er nur den Kopf schütteln konnte, weil es einfach nicht zu begreifen war.
    Er fuhr die Strecke hin und her. So gut wie jeden Tag. Zumindest immer ein Teilstück auf seiner Route über das Land. Doch so etwas hatte er noch nie gesehen. Das war wie ein Schlag ins Gesicht, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kopf zu schütteln.
    Kilmer verspürte das Bedürfnis, mit sich selbst zu sprechen. »Das… das kann doch nicht sein. So was ist unmöglich, verflucht noch mal. Da komme ich nicht mit …«
    Es gab die Ruine. Sie war keine Fata Morgana und auch kein Schattenspiel. Sie war Wirklichkeit, und er fragte sich, warum er sie sonst nicht gesehen hatte.
    War ich blind?
    Nein, nie. Die Antwort lag auf der Hand, aber er wollte sie nicht akzeptieren. Die Wahrheit war eben schwer zu begreifen. Er hatte sie nicht gesehen, weil sie zuvor noch nicht da gewesen war. Erst jetzt, erst in den letzten vierundzwanzig Stunden musste sie entstanden sein.
    Als ihm dies klar wurde, schlug er sich nicht nur mit der flachen Hand gegen die Stirn, er fing auch an, sich auszulachen. Nur klang das Lachen nicht offen oder fröhlich. Es erstickte sehr bald, und er musste plötzlich husten.
    Vergessen war der weitere Fortgang des Abends. Die Theke mit seinen Freunden rückte in weite Ferne. Die Neugierde aber blieb, und ihm wurde plötzlich eiskalt. Da rann der Schauer den Rücken hinab, denn er hatte plötzlich den Eindruck, dass sich etwas in sein normales Leben hineingeschoben hatte, das es normalerweise nicht geben durfte. Hier war alles anders geworden. Niemand brauchte sich vor einem derartigen Bild zu fürchten. Normalerweise jedenfalls nicht. Jetzt sah es anders aus. Über Nacht war hier etwas entstanden, das nicht in die Normalität hineinpasste. Genau das bereitete ihm schon Probleme – und stachelte zugleich seine Neugierde an.
    Ken öffnete die Tür. Er verließ den Wagen und stand draußen in der kühlen Luft. Für einen Moment hatte er die Hoffnung, dass dieses seltsame Bild verschwinden würde, aber das konnte er sich abschminken. Es war weiterhin vorhanden, und für ihn entwickelte es sich allmählich zu einer Drohkulisse.
    Wie weit war es
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