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1382 - Götterfluch

1382 - Götterfluch

Titel: 1382 - Götterfluch
Autoren: Jason Dark
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Verweilen in einer bestimmten Position kann anstrengend sein, und so nahm die junge Frau die Beine vom Schreibtisch, drückte sich aus dem mit Leder bezogenen schwarzen Schreibtischstuhl und ging auf den schmalen Schrank zu, der aus Holz bestand, aber die Größe eines Metallspinds besaß. Rebecca öffnete die schmale Tür. An der Innenseite besaß sie einen langen schmalen Spiegel, in dem sich Rebecca betrachtete.
    Sie sah nicht gut aus.
    Andere hätten das vielleicht anders gesehen, aber sie entdeckte die Ringe um ihre Augen herum. Es kam von der vielen Arbeit, und wenn sie noch ihre Träume hinzuaddierte, dann erklärte sich alles.
    Ihr Haar hatte sie kurz geschnitten. Nicht so strohig abstehend, aber die Frisur war praktisch, und das dunkelblonde Haar ließ sich immer mit ein paar Griffen richten.
    Sie war auch mit ihrem Gesicht zufrieden, das einen sehr weichen und weiblichen Ausdruck zeigte, in dem allerdings etwas auffiel.
    Das waren die sehr dunklen Augen. Sie zeigten eine Mischung aus Schwarz und Braun.
    Die Augen musste sie von ihrem Vater geerbt haben, der ihr unbekannt war.
    Nicht so die Mutter. Die ersten fünf Jahre hatte sie allein mit ihr gelebt. Manchmal tauchte sie aus ihrer Erinnerung auf, aber das Bild war immer mehr verblasst.
    Ein Bild aus ihrer Vergangenheit aber würde wohl niemals ganz verblassen. Das Bild der blutüberströmten toten Mutter auf dem Küchentisch. Es war so grausam gewesen. Gerade in der Pubertät hatte sie schwer darunter gelitten, weil es immer wieder zurückgekehrt war. Jetzt hielt es sich in Grenzen. Doch daran denken musste Rebecca immer wieder, zumal sie der Meinung war, dass dieses traumatische Kindheitserlebnis etwas mit ihren nächtlichen Albträumen zu tun hatte. Sie hatte das, was zwanzig Jahre zurücklag, nicht richtig verarbeitet, und jetzt kam es zum großen Durchbruch. So erklärte sie sich die schrecklichen Träume.
    Wenn die Träume sie nach der Ausstellungseröffnung noch immer quälten, würde sie einen Psychotherapeuten aufsuchen.
    Draußen hatte der Herbst die Stadt erreicht, sich allerdings noch nicht durchsetzen können. Warmes Spätsommerwetter herrschte, doch es war nicht zu heiß, in den Nächten gingen die Temperaturen auch recht stark zurück, und durch die dicken Mauern des Museums drang sowieso nicht viel Wärme.
    Von ihrem Bürofenster aus konnte sie zum wesentlich kleineren Nordeingang hinschauen. Hier gab es keine Ausstellungsflächen, sondern die Büros und auch kleine Lager. Die Ausstellung allerdings war von diesem Ort aus schnell zu erreichen.
    Zuletzt blies Rebecca noch eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn und zupfte die beige Streifenbluse zurecht, die bis über den Gürtel ihrer hellbraunen Feincordhose hinwegfiel.
    Nachdem sie ein wenig Rouge aufgelegt hatte, griff sie zur kurzen dünnen Lederjacke, um sie überzuziehen. Sie wollte nach dem Besuch der Ausstellung nicht wieder zurück in ihr Büro, sondern sofort nach Hause fahren.
    Wäre jetzt ihr Freund erreichbar gewesen, hätten sie sich bestimmt noch einen schönen Tag gemacht, aber ihr Freund war leider unterwegs. Mit einer Gruppe Biologen und Geologen führte er ein Forschungsprojekt in Grönland durch, das sich über zwei Monate hinzog, wo die Insel wirklich einen grünen Schimmer zeigte und ihren Namen auch verdiente.
    In drei Wochen war er wieder da und würde seine Arbeitszeit im Institut verbringen. Dann würde Rebecca mit ihm noch mal über eine mögliche Hochzeit sprechen. Bisher hatten sie jeden Termin aus beruflichen Gründen verschieben müssen.
    Auch ihre Eltern waren mit Paul einverstanden. Sie freuten sich sogar auf Enkelkinder.
    Rebecca Taylor schloss den Schrank wieder und wandte sich der Bürotür zu. Der Weg dorthin war frei. Ansonsten stand viel auf dem Boden herum, verpackt in Kisten und Kartons.
    Ihr Schreibtisch war ebenfalls beladen. Der zusammengeklappte Laptop verschwand hinter Papieren und Aktendeckeln.
    Sie war noch einen Schritt von der Tür entfernt, als sie das leise Klopfen hörte.
    Sie brauchte die Person nicht erst hereinzubitten, denn die Tür wurde geöffnet.
    Kazar betrat das Büro, und sein Gesicht zeigte ein Lächeln, als er die junge Frau sah.
    »Hi, Rebecca«, sagte er mit seiner dunklen und volltönenden Stimme. »Du bist ja noch hier?«
    »Ja, aber ich wollte soeben gehen.«
    »Schade.«
    »Warum?«
    Er hob die Schultern. »Nenn es Nostalgie, Rebecca, aber ich wollte mal wieder einen Blick in die Ausstellung werfen.«
    »Bitte, das
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