Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
138 - Tödliche Fracht

138 - Tödliche Fracht

Titel: 138 - Tödliche Fracht
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
zehntausend Leute eingefunden, um… an was teilzunehmen? An einer Hinrichtung? Einem Menschenopfer?
    Die Szene war erleuchtet von zahllosen Fackeln am Rand der Arena. In der Mitte des Sandplatzes – von Rasen keine Spur – stand ein gefesselter Mann auf einem Scheiterhaufen.
    Das Holz brannte noch nicht, aber fünf Maskierte schritten in diesem Augenblick mit lodernden Fackeln in den Händen auf ihn zu. Die Außenmikrofone fingen die verzweifelten Schreie auf: »Helft mir, ihr Götter! – Lasst mich doch wenigstens noch Abschied von meiner Familie nehmen!«
    Die Züge des Commanders verhärteten sich. Ein Menschenopfer würde er unter keinen Umständen zulassen.
    »Selina: Setzen Sie einige Warnschüsse vor die Füße der Fackelträger. Aber verletzen Sie niemanden. Andrew: Suchscheinwerfer auf den Scheiterhaufen. Taghell, bitte. Das Ding soll leuchten. Peter: Bringen Sie uns langsam und majestätisch runter. Wir spielen ein bisschen Theater.«
    ***
    Das Publikum starrte gebannt in die Arena. Ein schier unglaubliches Spektakel spielte sich ab: Plötzlich erstrahlte der Scheiterhaufen in grellweißem Licht. Der Boden explodierte vor den Füßen der Priester. Dann senkte sich ein Gefährt aus dem Himmel, nicht unähnlich den Fahrzeugen der Ateener Panzerarmee. Nur: Es konnte fliegen.
    In einer offenen Tür stand, von hinten beleuchtet, ein Mann mit ungewöhnlich hellem Haar, seltsam gewandet in einer Art grüner Uniform. Er sprang auf den Scheiterhaufen, zerschnitt die Fesseln des Schauspielers und sprach in seine Hand: »Hört alle zu!« Seine Stimme hallte hundertfach verstärkt von den Rängen der Arena wider. »Ich bin Maddrax, der Bote der Götter! Der Mann hier ist frei und kann nach Hause gehen! Er war das letzte Opfer, habt ihr verstanden? Die Götter wollen es so! Verstoßt ihr gegen das Gebot, komme ich wieder und werde euch alle mit Blitzen vernichten.«
    Eine zweite Explosion hinter ihm schuf eine Feuersäule wie ein Ausrufezeichen. Die Hände in die Hüften gestemmt, maß der Mann die Wirkung seiner Worte.
    Die Fackelträger sahen sich an. Dann fielen sie synchron auf die Knie, drückten die Stirnen in den Staub und riefen: »Sei uns gnädig, o Maddrax! Vergib uns! Wir folgen dem göttlichen Willen!«
    Der Befreite wandte sich, seltsam zögerlich, zur Flucht.
    Zufrieden nickte der Götterbote und sprang zurück in den Himmelspanzer; hinter ihm schloss sich die Tür. Unter tosendem Beifall hob sich der Panzer würdevoll in die Nacht.
    Praklas knallte Orfos seine Hand auf den Rücken.
    »Großartig! Götter in Panzern! Dein Stück ist genau, was wir brauchen! Bessere Kriegspropaganda ist gar nicht möglich! Ein Geniestreich! Das gibt eine reiche Belohnung!«
    Orfos, kalkweiß, sprach nicht. Er schwankte matt auf seinem Sitz und sandte leere Blicke in die jubelnde Menge.
    ***
    Im EWAT bedachten die drei Offiziere Matthew Drax mit einem höflichen Applaus. Der Commander aber blickte mürrisch drein.
    »Was ist los? Sie waren gut!«, sagte Captain McDuncan.
    »Keine Kunst; das ist nichts Neues für mich. Seit ich in diese Zeit verschlagen wurde, bin ich der ›Gott aus der Maschine‹. Na ja. Wir haben ein Leben gerettet, und vielleicht noch viele andere.« Er seufzte. »Ich hatte gehofft, wir finden hier Verbündete. Aber in einer Stadt, wo Zehntausende sich zu einem Menschenopfer versammeln, kann es mit Kultur und Technik nicht weit her sein. Suchen wir woanders.«
    Aruula legte tröstend den Arm um Matts Schultern und drückte sich an ihn. Sie hatte es geahnt: Die Göttin war trug- und listenreich. Und nicht auf ihrer Seite.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher