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138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

Titel: 138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits
Autoren: Larry Brent
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hielt er eine Art
Wünschelrute und durch die Vermittlung von Branchus - das ist ein Freund
Apollos - durfte er in die tiefsten Fernen der Zeiten und Reiche sehen, wie es
in dieser Form keinem Mensch zuvor vergönnt war. Nostradamus wirkte wie ein
Katalysator. Er nahm die erdmagnetischen und kosmischen Ausstrahlungen des
Weltalls auf, und sein hochentwickeltes Nervensystem verarbeitete die
Einflüsse. Das Geheimnis liegt im Licht - das manche Menschen wahrnehmen und
andere nicht. In der Stille empfing er die Bilder, er zitterte und bebte, als
der Kraftstrom aus der Ewigkeit sein ganzes Wesen durchdrang. Seele, Geist und
Körper waren eine einzige Aufnahmestation. Nostradamus selbst hat mich
geleitet, die Fähigkeiten, die seit jeher in mir schlummern, zur vollen Blüte
zu entwickeln.«
    Charles de Garche war ein nüchtern
denkender Mensch. Es gab so leicht nichts, was ihn - den kühl rechnenden
Geschäftsmann - aus der Bahn warf.
    Unter normalen Umständen hätte er über
diese Bemerkung irgendeiner Person gelacht.
    Aber jetzt - lachte er nicht.
    Madame Kuruque sagte es mit solcher
Ernsthaftigkeit, daß er allein schon davon erschauerte.
    »Wollen Sie damit sagen - daß Sie mit
Nostradamus gesprochen haben?«
    »Ja!«
    »Ist er Ihnen im Traum, im Schlaf
erschienen?«
    Sie legte sanft ihre Hand auf seine rechte
Schulter. Er fuhr unter der Berührung zusammen. »Aber Monsieur. In diesem Raum
gibt es mehr Rätsel, als Sie sich vorstellen können. Von diesem Raum aus - kann
man hinübergehen zu den Toten! Und
    damit auch zu Nostradamus! Das habe ich
schon getan!«
     
    *
     
    Sie ist verrückt, war Charles de Garches
erster Gedanke.
    Man hatte ihn vorgewarnt. Wenn jemand ein
besonderes Gespräch mit Madame wünschte, dann mußte er mit Eröffnungen rechnen,
die nicht alltäglich waren.
    »Aber - das kann doch nicht sein«,
bemerkte er stockend.
    »Es ist die Wahrheit! Und nun, Monsieur,
entscheiden Sie sich! Ich bin Ihnen nicht gram, wenn Sie sich entschließen zu
gehen.«
    »Ich bleibe. Was denken Sie von mir,
Madame?«
    Die Seherin deutete auf den Stuhl an der Wand.
»Bitte - dann nehmen Sie Platz. Und hören Sie mir zu.«
    Der Fabrikant setzte sich auf den Stuhl,
der dem Thronsessel mit den vier schrecklichen Totenschädeln genau
gegenüberstand.
    Die schöne, schwarzhaarige Frau drückte
die Tür ins Schloß. Charles de Garche bemühte sich vergebens, die Fugen dieser
Tür zu erkennen. Die Wand schien vollkommen glatt und war rubinrot.
    Dann ging Madame auf das Podest zu und
setzte sich auf den makabren Sitz.
    Die Frau nickte dem schweigenden Gast
aufmunternd zu. De Garche sah sie an, wie er sie noch nie in seinem Leben
angeschaut hatte. Sie war wunderschön und wirkte wie verklärt. Auf ihren
großen, goldenen Ohrringen, die ihr etwas Zigeunerhaftes verliehen, spiegelte
sich das Licht des in der Schale brennenden Öls.
    Langsam senkte sie die Augenlider. Ihre
Lippen bewegten sich murmelnd wie im Gebet.
    Er konnte kein einziges Wort davon
verstehen.
    Dann hob Estrelle Kuruque die Hände.
    Eine eigenartige Stille herrschte in dem
kleinen Raum. Die Luft war warm, beinahe stickig. De Garche merkte, wie er
schläfrig wurde. Er kämpfte gegen die Müdigkeit an.
    Er zuckte zusammen.
    Von der Decke senkte sich eine große Kugel
herab. Sie war größer als ein Menschenkopf.
    Eine magische Kristallkugel?
    Schwerelos schwebte sie zwischen den
schönen, schlanken Händen der Frau.
    Die große Kugel zwischen den Händen war
anfangs milchig. Dann löste der Nebel sich auf. Das Gebilde wurde hell und klar
wie eine Seifenblase.
    Und ebenso bunt schillerte sie.
    Nein!
    Das bunte Schillern lag nicht auf der
Kugel, sondern es kam von innen.
    Charles de Garche schluckte.
    Zwischen dem flackernden Öllicht und der
schwebenden Kugel bildete sich ein regelrechtes Lichtband, eine Art Brücke, in
der sich nun ebenfalls Bewegung zeigte.
    Da waren Menschen, Fahrzeuge, Häuser. Der
Strom aus dem Licht verschmolz mit der Kugel, und die Gestalten, Fahrzeuge und
Häuser waren nun auch im Inneren dieser schillernden Blase.
    Die Vielgestaltigkeit und das Wirrwarr der
Szenen wurden größer.
    Aus dem Nichts näherte sich eine Karawane,
passierte den Lichtbogen und verschwand im Innern der Kugel. Nackte Männer und
Frauen brachen an staubigen Straßenrändern zusammen. Peitschen klatschten auf
die wunden Rücken nieder.
    Dann folgten Szenen .
    Ein Zug durch eine Straße. Menschen in
dunklen Gewändern. Die Mode des vierzehnten oder fünfzehnten
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