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138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

Titel: 138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits
Autoren: Larry Brent
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dem
gebräunten Antlitz ein entrückter Zug, stapfte der Gottesmann - nur mit offenen
Ledersandalen bekleidet - durch den knöchelhohen Schnee.
    Es hatte wieder angefangen zu schneien.
Dicke Flocken wurden vom Wind mitgerissen, klatschten ins Gesicht und klebten
an Augenbrauen und am Pelzbesatz der Kapuzen.
    Trotz des Windes und der Kälte bildete
sich keine Gänsehaut auf seinem Körper, bewegte er sich rasch und mit
erstaunlicher Elastizität.
    Der Mann war über sechzig, wirkte kräftig
und gut zwanzig Jahre jünger. Meditationsübungen seines Ordens und Yoga ließen
ihn diese erstaunliche Leistung vollbringen.
    Die zweite Person hinter dem Mönch war
eine Frau. Jung und zart, aber ausdauernd und zäh: Adida Modderjee, die
indische PSA-Agentin. Sie hatte den Einsiedler ausfindig gemacht und damit das
Grab der legendären - Lanora.
    Adidas Bericht hatte X-RAY-1 dazu
veranlaßt, Larry Brent alias X-RAY-3, umgehend nach Indien zu schicken.
    Er traf sich mit seiner jungen Kollegin,
und gemeinsam reisten sie in das Grenzgebiet nach Nepal, wo der Einsiedlermönch
mitten in den Bergen, abgeschieden von jeder Zivilisation lebte.
    Eine armselige Hütte war seine Behausung.
Seit fünfunddreißig Jahren lebte er hier oben. Er kannte jeden Winkel, jeden
Pfad.
    In vielen Städten und Dörfern kannte man
den Namen des Mönchs, der sich einfach Khanin nannte. Er sei ein gelehrter
Mann. Sicher könne er auch etwas über Lanora aussagen.
    Und genauso war es.
    Lanora, die große Künstlerin, von der man
sagte, daß sie eines Tages an einem geheimen, abgelegenen Ort in das Reich der
Götter eingegangen sei und dort Wang, dem Totengott, begegnete, lebte vor
langer Zeit. Sie war zu einer Legende geworden.
    Und zu einer nicht minder gefährlichen
Legende war Wang, der Totengott, geworden. Mit einer winzigen Statue, die
Lanora einst von Wang schuf und damit verbotenerweise das Abbild eines
Geschöpfes aus einem Jenseitsreich auf die Erde brachte, war eine grauenvolle
Waffe eingeschleppt worden.
    Mit Iwan Kunaritschews Hilfe war es Larry
Brent gelungen, eine tödliche Gefahr zu beseitigen, nachdem viele unschuldige
Menschen schon Opfer Wangs, des Totengottes, geworden waren.
    Aber Wang hatte gedroht, zurückzukehren.
Es gab nur eine Möglichkeit, gegen diese Bedrohung anzugehen. Die Statue Wangs
mußte im Grab verschwinden, wo Lanoras Asche verstreut wurde.
    Hier oben im Grenzgebiet zwischen Nepal
und Indien hatte vor Jahrhunderten die große Künstlerin gelebt. Nach Hindu-Art
wurde sie verbrannt.
    Der steinige Pfad zweigte sich. Der
vorangehende Mönch hielt sich links. Zwei zerklüftete, nadelspitze Felsen vor
ihnen erinnerten an ein Tor, das den Eingang zu einer düsteren Höhle
flankierte.
    Aber dahinter war keine Höhle, sondern ein
Plateau. Rundum standen Felsen. Schlagartig hörte hier oben der Wind auf. Der
Felsenkessel war so hoch, daß die Wände steil emporragten und sich mit dem
düsteren Himmel zu verbinden schienen.
    Der Wind jagte pfeifend und jaulend über
die Bergsteiger hinweg, ohne daß sie selbst noch den geringsten Luftzug
verspürten.
    Der Mönch deutete auf mehrere kopfgroße
Steine, die kreisförmig zusammengelegt waren.
    »Da ist es. Das Grab der Künstlerin
Lanora.«
    Larry Brent kam näher. Die im Kreis
aufgestellten Steine bildeten den wulstförmigen Rand eines Loches, das tief in
den Fels führte.
    X-RAY-3 ließ seine Taschenlampe
aufflammen. Der grelle Strahl wanderte lautlos an der Schachtwand entlang. Aber
selbst diese lichtstarke Lampe war nicht in der Lage, den Grund des Loches zu
ertasten.
    Adida kam näher, um ebenfalls einen Blick
in die Tiefe zu werfen. Auch der kahlköpfige Mönch trat einen Schritt nach vorn.
    »An dieser Stelle - so steht es
geschrieben - soll Lanora viele Stunden in Meditationsübungen zugebracht haben.
Wind und Kälte machten ihr schließlich nichts mehr aus. Wie sie mir nichts
ausmachen«, fügte Khanin hinzu. »Man kann den Körper vollkommen durch den Geist
beherrschen. - An dieser Stelle hat Lanora den Eingang in die Welt Wangs
gefunden.«
    Larrys markant geschwungene Lippen
bildeten einen harten Strich in seinem Gesicht. Er versuchte sich jene Szene
vorzustellen, die mal Wirklichkeit gewesen war und die schon so lange Zeit
zurücklag.
    Lanora, eine junge, für die damalige Zeit
exzentrische Künstlerin, hatte auf irgendeine Weise - die immer ein Rätsel
bleiben würde - von Wang und einer geheimnisvollen Götterwelt erfahren. Sie
ging dem Mythos nach. Hier oben zwischen den
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