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138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits

Titel: 138 - Nostradamus - Gericht im Jenseits
Autoren: Larry Brent
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eine
gepflegte Erscheinung: Graues, jedoch noch dichtes und welliges Haar, lange
Koteletten, eine kräftige, gerade Nase. Der Mann war Mitte Fünfzig, wirkte aber
jünger. Er trug zu einer hellen, fast weißen Sommerhose ein sportliches, blaues
Hemd.
    Etwa zwei Meter vor dem Tor, auf der
Fahrerseite, stand eine Sandsteinsäule, an der sich ein Klingelknopf und die
Sprechanlage befanden.
    Der Besucher betätigte den Knopf.
    »Ja, bitte?« fragte gleich darauf eine
freundliche, angenehme Frauenstimme.
    »Charles de Garche«, sagte der Fahrer nur.
    »Es ist gut, Monsieur. Ich werde Ihnen
sofort öffnen«, erklang es aus dem Lautsprecher.
    Charles de Garche, schwerreicher
Fabrikant, hätte es ich leisten können, sich von einem Chauffeur hierher fahren
zu lassen. Für seine Geschäftsreisen hatte er auch einen. Aber es gab Dinge im
Leben, die man ganz allein erledigen mußte, in die man niemand sonst einweihte.
    Ein solcher Fall war der Besuch bei
Madame.
    Im Innern des Hauses wurde der elektrische
Türöffner betätigt. Metallisch knirschend schwangen die beiden großen, schmiedeeisernen
Torflügel auseinander und gaben den Weg frei.
    Charles de Garche fuhr über den Kiesweg
vor den Haupteingang des Hauses. Hinter ihm schloß sich das Tor wieder.
    An der Eingangstür wartete das Hausmädchen
auf ihn. Sie war Ende Zwanzig, trug eine weiße Bluse und einen schwarzen Rock,
darüber eine winzige Schürze, auf die sie ebensogut hätte verzichten können.
    Das Hausmädchen hieß Nicole. De Garche
hatte sie an einem Abend auf einer von vielen Parties, die Madame Kuruque
regelmäßig zu geben pflegte, kennengelernt.
    Die schwarzhaarige Französin war hübsch.
Ihre weißen Zähne schimmerten wie Perlen, als sie lächelte.
    Der Fabrikant nahm den großen, in weißes
Seidenpapier eingeschlagenen Blumenstrauß vom Rücksitz und verließ den Wagen.
    Nicole trat zur Seite. »Madame erwartet
Sie im Salon«, sagte das junge Mädchen artig.
    »Danke, Nicole! - Ah, hier ist etwas . für
Sie!« Mit diesen Worten zog de Garche ein flaches, in Geschenkpapier
eingewickeltes Schächtelchen hervor und reichte es der Französin. »Ich hoffe,
ich habe Ihren Geschmack getroffen. Es ist etwas ganz Besonderes.«
    »Vielen Dank, Monsieur!« Eine zarte Röte
überzog ihr Gesicht.
    De Garche amüsierte sich. Er liebte es,
wenn Frauen noch rot wurden bei Dingen, wo es sich gar nicht lohnte.
    Der Fabrikant durchquerte die große
Wohnhalle. Rustikaler Rauhputz herrschte an den Wänden. Darauf machten sich
besonders gut die Jagdtrophäen, die Madame gesammelt hatte, ebenso die alten
Waffen, Schwerter, Gewehre und Steinschloßpistolen.
    Von der Halle aus führte je eine Treppe
links und rechts zur Galerie, die als Bogengang ausgebaut war.
    Madame lebte hier in diesem provenzalischen
Landhaus wie in einem Palast.
    Voller Elan lief de Garche die breiten
Stufen nach oben, passierte den Bogengang und dann einen Durchlaß, der in den
Salon führte, von dem Nicole gesprochen hatte.
    Der Mann fühlte, wie die Innenflächen
seiner Hände feucht wurden. Diese Begegnung war anders, als die Gespräche, die
er bisher anläßlich verschiedener Festlichkeiten hier im Haus geführt hatte.
    Die Person Madams, die von sich
behauptete, in direkter Linie von dem großen, französischen Seher Nostradamus
abzustammen, umwehte ein Hauch des Geheimnisvollen.
    >Die Kuruque< - wie man sie auch
nannte - war eine der großen Seherinnen dieser Zeit.
    Zu ihrem Kundenkreis zählten Fürsten und
Könige. Die Crème der
Gesellschaft gab sich die Klinke ihres Hauses in die Hand. Dies machte
verständlich, daß Madame es sich leisten konnte, in einem Übermaß von Luxus zu
leben.
    Ihr Name war in aller Mund. Man erzählte
sich hinter vorgehaltener Hand, daß sie sich noch nie geirrt hätte und viele
Kunden ihr zuliebe ihr Testament geändert hätten. Aber ob das alles der
Wahrheit entsprach, darüber machte de Garche sich keine Gedanken. Er war
interessiert an einer Sitzung - und mehr nicht. Wenn es um Geld ging, dann
schaltete sie auf stur.
    Er klopfte an die Tür des Salons.
    »Ja, bitte. Kommen Sie herein, Monsieur!«
    Zehn Sekunden später stand de Garche der
Seherin gegenüber.
    Sie trug ein weites, rubinrotes Gewand aus
reiner Seide, das bei jedem Schritt leise knisterte. Estrelle Kuruque hatte ein
schmales, gebräuntes Gesicht und große, schwarze Augen, einen schön
geschwungenen Mund und einen Charme, der seinesgleichen suchte. Sie trug das
lange, schwarze Haar in der Mitte
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