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1377 - Der rote Hauri

Titel: 1377 - Der rote Hauri
Autoren: Unbekannt
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nicht mehr zu erinnern.
    Er berührte Shallun ganz sacht, dann wurde sein Griff härter, und am Ende hatten sich Shaas Hände um den Hals des Bruders gekrallt. Obgleich Shallun auch die eigenen Kräfte schwinden spürte, war er außerstande, sich zu widersetzen.
    Etwas in ihm rebellierte, sobald er nur die Arme heben und den mörderischen, verkrampften Griff abstreifen wollte.
    Aber es gab auch einen zweiten Einfluß, der in ihm rief: „Wehre dich! Du stirbst! Du kannst nicht mehr lange aushalten."
    Er vergaß, was ringsum vorgegangen war, und reduzierte unwillkürlich das Universum auf sich selbst und den Griff, der seine Kehle umfangen hielt. Shaa ...
    Jhiakk, der Priesterberg, worin man ihn aufgezogen hatte. Hangay. DAS BUCH HEXAMERON. Alles verblaßte. Und in einer endgültigen Anstrengung hob Shallun die Arme, er konnte es noch! Mit letzter Kraft bog er die Hände des anderen auseinander. Irgend etwas riß - Shallun wußte nicht mehr, ob es in seinem Körper war oder in dem des Bruders, ob da noch ein Unterschied bestand oder nicht.
    Es hatte sie beide zerrissen.
    Rhodan brauchte mindestens zwei Minuten, sich vom Angriff des Wasserträgers zu erholen. Selten in seinem Leben hatte man ihn derart mühelos besiegt, wenn überhaupt. Er begann, Wesen und Konzept der haurischen Wasserträger zu verstehen, denn wer derart kompromißlos und erfolgreich zu kämpfen verstand, mußte seinem Volk entfremdet und ungeheuer verbunden gleichzeitig sein. Ein Paradoxon? Nicht unbedingt, das hatte er ja soeben erfahren.
     
    *
     
    Weshalb lebte er noch?
    Mühsam rappelte sich der Terraner auf und sah die beiden reglosen Körper, die in der Mitte des Plateaus zu Boden gesunken waren. Es waren Shaa und Shallun, die beiden Brüder. Aus dieser Richtung hätte er Hilfe am allerwenigsten erwartet. Einer der beiden Körper regte sich jetzt; Rhodan erkannte, daß es Shallun war. Mit einem Satz war er bei ihm.
    Der andere allerdings war unwidermflich tot, das zeigte ein einziger Blick. „Wie geht es dir?"
    Shallun antwortete nicht, richtete sich aber ächzend auf.
    Rhodan konnte sich weiter nicht um ihn kümmern. Zunächst mußte er mit dem haurischen Einsatzleiter sprechen und ihm zu verstehen geben, daß ihre Abmachung unverändert fortbestand. „Du kannst jetzt die Orbitalfähre schicken", sagte er, noch etwas außer Atem, aber mit fester Stimme über den Kom-Kanal. „Die Leiche eures Wasserträgers lassen wir hier."
    Ein paar Augenblicke lang war der Hauri sprachlos erstarrt. Rhodan hatte nicht die Absicht, ihn zu Wort kommen zu lassen. Er schaltete ab und wandte sich Beodu und Nai-Leng zu, die im Stauraum des Lasters allmählich ihre Gedanken ordneten. „Was ist mit euch?" wollte er mißtrauisch wissen. „Seid ihr wieder die alten?"
    „In meinem Kopf ist alles verwirrt, Waqian", piepste Beodu kläglich. „Aber ich denke schon, daß es in Ordnung kommt.
    Gib mir noch ein paar Minuten Zeit."
    „Was ist mit dir, Nai-Leng?"
    „Dasselbe", quetschte der alte, zerzaust wirkende Kartanin zwischen den Zähnen hervor. „Dann karm ich euch erst einmal euch selbst überlassen?"
    „Geh nur, Waqian. Vergiß uns bloß nicht ganz."
    „Keine Sorge."
    Er kroch aus dem Fond ins Freie und trat zu Shallun, der neben dem Leichnam seines Bruders am Boden kniete. Jetzt war es soweit, das sah er auch ohne genaue Kenntnis der haurischen Physiognomie. Der befürchtete Zusammenbruch hatte stattgefunden. „Wie geht es dir?" fragte Rhodan nochmals, so sanft er konnte. „Shallun, antworte bitte."
    Der Hauri sah mit leerem Blick auf. „Alles war falsch", flüsterte er. „Und ich kann nichts davon ändern."
    „Du hast getan, was du tun mußtest", widersprach Rhodan. Es klang wie eine hohle Phrase. „In wenigen Minuten landet unsere Fähre. Du wirst mich begleiten und dich erholen. Bestimmt ändert sich dann das, was dich im Moment so sehr niederdrückt..."
    „Nein, Perry Rhodan, du irrst. Ich begleite dich nicht. Mein Platz ist hier auf Talluur. Bei meinem Volk."
    „Wenn ich fort bin, wollen sie kommen und Shaas Leiche abholen. Dann finden sie dich und werden dich töten."
    Zum ersten Mal zeigte sich in Shalluns Blick ein Anzeichen innerer Anteilnahme. „Ich verberge mich zwischen den Felsen. Sie haben keinen Anlaß, dort zu suchen, oder?"
    „Vielleicht nicht", gab Rhodan zu. „Und was willst du dann tun?"
    „Erinnerst du dich, was ich dir einmal erzählt habe, Terraner? Es gibt nur noch zehn Priesterberge in den Wüsten Tallurs.
    Die
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