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1377 - Der rote Hauri

Titel: 1377 - Der rote Hauri
Autoren: Unbekannt
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Feuers; denn die Göttin Girratu wird sich all ihrer Kraft entblößen, um den Prozeß der Vollendung zu beschleunigen.
    Die Grenzen des Alls werden einander näher rücken, und innerhalb der Grenzen wird ein unerträglich heißes Licht sein von der Farbe des Minerals Ar-Thymon ..."
    Mit diesen Worten unterbrach sich Narmon. Rhodan hatte das Gefühl, als sollten die Augen des anderen schon in der nächsten Sekunde aus ihren tief en, schattigen Höhlen quellen, und ihr Blick schien genau auf sein Gesicht fixiert. Nur das nicht, dachte er. Auf seinem Rücken brach Schweiß aus, er faßte unwillkürlich den Abstrahllauf des Paralysatorprovisoriums fester.
    Narmon ald Tiil stand langsam auf. Er setzte sich in Bewegung und sprach dabei weiter: „Girratus Feuer wird die Seelen der Ungläubigen jagen, und die Annutu werden keinen Hort noch Schutz finden vor dem flammenden Zorn der Göttin, und zum Schluß werden sie vergehen und zu Gestaltlosem werden, das sich leblos mit dem grünen Allnebel vermischt."
    Narmon kam immer näher, rnit verdächtiger Zielstrebigkeit, wie Rhodan fand. Indessen wechselte er ansatzlos innerhalb seines Monologs vom Lied des Zweiten Tages in das des Vierten. „Und so wird der Vierte Tag enden: als eine Zeit der Ungewißheit, und selbst einige Etequ werden zweifeln, ob der große Plan des Hexameron sich jemals verwirklichen lassen wird. Die Zweifler werden in den Gluten sterben; denn es sprechen die Götter: Wer kein Vertrauen in unser Wort hat, der sei des Todes!"
    Beim letzten Wort war Narmon ald Tiil direkt vor Rhodan stehengeblieben. Mit unnatürlicher Genauigkeit sah er das Bild des Hauri, gehüllt in eine graue Kutte, mit einem Hexameron-Symbol bestickt, die braune, lederartige Haut, den Schädel, der ausgetrocknet wirkte und einem menschlichen Totenschädel ähnlich sah ... Ihre Blicke begegneten sich, und beide spürten, daß hierin ein deplazierter Augenblick des Friedens lag.
    Rhodan löste den Paralysator aus. Er konnte nur hoffen, daß Narmon ald Tiil kein Wasserträger war - dann nämlich hätte er der lähmenden Energie vielleicht widerstanden. Aber seine Befürchtung erwies sich als grundlos.
    Stocksteif stürzte der Hauri zu Boden. Niemand hörte oder sah den Strahl, dessen war Rhodan sicher.
    Verdammt! dachte er. Was jetzt?
     
    *
     
    Ringsum waren die Schüler aufgesprungen, unter ihnen auch Nai-Leng und Beodu, Rhodans ältester Frennd in diesem Universum. Erste laute, überraschte Stimmen erklangen, ohne in irgendeiner Weise den Vorfall aufklären zu wollen.
    Dahinter steckte pure Sensationslust, die offenbar selbst unter frischgebackenen Jüngern des Hexameron noch verbreitet war. „Ein Anschlag der Kartanin!" schrie Rhodan. „Bringt euch in Sicherheit! Benachrichtigt die Lehrer!"
    Seine Worte waren kompletter Unfug, das wußte er. Zum ersten waren gewiß keine Kartanin beteiligt - selbst wenn Agenten der Kansahariyya die Prüfung auf Eperum überstanden hätten, dem Psikyber von Talluur wären sie dennoch zum Opfer gefallen. Darüber hinaus bestand keinerlei Gefahr für die Schüler, und die Lehrer brauchten nicht benachrichtigt zu werden. Schließlich gab es ein umfassendes Kontrollsystem, das sicher schon Alarm geschlagen hatte.
    Trotzdem war der Trick wirksam.
    Von einem Augenblick zum anderen stürmten die meisten Schüler dem Ausgang eritgegen. Rhodan hielt Beodu und Nai-Leng geistesgegenwärtig bei den Händen gefaßt. Als sich der Strom durch das enge Foyer gepreßt hatte, waren sie noch beisammen. „Kornmt mit!" rief Rhodan im allgemeinen Lärm. „Wir müssen in den Ringkorridor!"
    „Einen Augenblick", widersetzte sich Beodu. Seine Augen rollten am Ende der Schädelschwingen wilde Kreise. „Was hast du damit zu tun, Perry?" Und, als ginge ihm die Bedeutung der eigenen Worte erst jetzt auf: „Du hast doch zu tun damit?"
    „Natürlich! Es war Narmon ald Tiil, das wißt ihr. Er hätte mich erkannt und so auch euch gehindert, in den Dienst des Hexameron zu treten ..." Seine Stimme wurde eindringlich. „Vertraut rnir jetzt, Freunde! Ihr müßt! Ich habe einen uniehlbaren Plan entwickelt. Ich ziehe meinen Kopf aus der Schlinge, und ihr tretet in den Dienst dieser Sechs-Tage-Religion. Nun folgt mir: Kommt!"
    Das letzte Wort war fast ein Befehl.
    Beodu und der alte Kartanin setzten sich endlich in Bewegung. Er war bei ihnen durchgedrungen, das bewies ein Blick in ihre Augen. Beide hatten mit Verwirrung arg zu kämpf en, und in diesem Zustand kam einer, der die
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