Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1371 - Das Erbe der Toten

1371 - Das Erbe der Toten

Titel: 1371 - Das Erbe der Toten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
herzukommen.
    »Sinclair… Sinclair …«, wehte es um meine Ohren. Ich konnte das Frösteln auf meinem Rücken nicht verhindern. Ich drehte mich wieder um die eigene Achse, und diesmal hatte ich Glück.
    Neben einer Säule stand jemand.
    Er wusste, dass ich ihn entdeckt hatte, denn er sprach mich nicht mehr an. Dafür gab er mir ein Zeichen mit der Hand, das beruhigend wirken sollte.
    »Mike Curtiz?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Schön, dass wir uns getroffen haben. Beinahe hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben.«
    »Das macht nichts. Ich bin ja hier.«
    »Sollen wir hier stehen bleiben? Oder möchten Sie näher kommen, damit wir uns mal unterhalten können?«
    »Ich komme zu Ihnen. Ich musste nur sicher sein, dass Sie allein sind. Das Leben kann oft sehr gefährlich werden.«
    »Ich kann hier keine Gefahr entdecken.«
    Curtiz lachte. Sonst fügte er nichts hinzu. Er hüllte sich in Schweigen, als er sich auf den Weg zu mir machte und dabei die Gräber der Templer umging.
    Je näher er an mich herankam, desto besser sah ich ihn. Er trug einen dunklen Sommermantel und eine ebenfalls dunkle Hose, deren Beine unter den Saum des Mantels hervorschauten. Er war mittelgroß, seine Haare zeigten einen blonden Schimmer. Sie wuchsen sehr dicht, und er hatte sie nach hinten gekämmt.
    Ich möchte keinen Menschen beleidigen, aber es gibt Personen, die sieht man und vergisst sie.
    Bei Mike Curtiz war es so. Er hatte ein flaches Gesicht. Da gab es nichts Auffälliges in seinen Zügen, und selbst die Augen besaßen keine Farbe.
    Ich war gespannt, was er von mir wollte, und nickte ihm zu. Es war eine Aufforderung an ihn, zu sprechen, die er noch nicht wahrnahm, denn zuvor schaute er sich nervös um.
    »Sie brauchen sich nicht verrückt zu machen, Mr. Curtiz, ich bin allein gekommen.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    Er rückte nicht sofort mit einer Erklärung heraus. »Ich kann es nicht sagen. Man muss in dieser Welt vorsichtig sein. Der Feind lauert, auch wenn man ihn nicht sieht.«
    »Sie wissen ja Bescheid.«
    »Das ist auch so.«
    »Und auch über mich.«
    »Wieso?«
    »Sonst hätten Sie sich nicht mit mir in Verbindung gesetzt. Das muss ich so sehen.«
    »Sie haben sich nicht geirrt«, flüsterte er. »Ich denke, dass Sie der Einzige sind, zu dem ich Vertrauen haben kann und der weiß, dass die Vergangenheit nicht tot ist.«
    Curtiz sprach für mich noch immer in Rätseln. »Können Sie sich nicht deutlicher ausdrücken?«
    »Es sind die Templer.«
    »Das ist immerhin etwas.«
    »Ja, ist es auch.« Curtiz räusperte sich. »Ich habe mich mit ihnen beschäftigt. Zuerst nur locker, aber dann faszinierte mich dieses Thema, und ich habe sehr viel über diesen Orden gelesen. Ich bin über Geheimbünde informiert, die sich gebildet und auch Macht errungen haben. Es ist mein Hobby gewesen, und das habe ich schon exzessiv betrieben.«
    »Wie stehen Sie dann zu den Templern, Mr. Curtiz? Viele sehen sie eher als negativ an.«
    »Nicht ohne Grund, Mr. Sinclair, wenn man den Dogmen der offiziellen Kirche glaubt. Ich habe mir ein anderes Bild von ihnen machen können. Ich sehe ihre Lehre als gut an, aber wie Sie wissen, gibt es auch bei allen Lehren Zweige, die sich daraus gebildet haben. Das ist im Christentum so, im Islam ebenfalls, und bei den asiatischen Religionen sicherlich auch.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Gut, Mr. Sinclair. Ich habe auch nichts anderes von Ihnen erwartet. Mich ärgert es nur, wenn die Templer verteufelt werden. Das kann ich einfach nicht hinnehmen, und dass mächtige Strömungen in dieser Welt sie verunglimpfen. Sie arbeiten im Geheimen, aber sie haben sich eine Macht erobert, die nicht zu unterschätzen ist. Die reicht hinein bis in die allerhöchsten Kreise. Nicht nur hier in England, sondern weltumspannend, das müssen Sie mir glauben.«
    Seine Stimme war immer intensiver und lauter geworden. Ich glaubte, einen gewissen Fanatismus aus ihr herauszuhören, aber ich hütete mich, Curtiz darauf anzusprechen.
    »Gut, Mr. Curtiz, Sie sagen mir das alles, aber es ist mir, ehrlich gesagt, zu allgemein.«
    »Keine Sorge, ich werde noch speziell.« Er suchte nach dem richtigen Einstieg, aber ich kam ihm mit einer Frage zuvor.
    »Wenn diese Templerforschung ihr Hobby ist, können Sie mir dann Ihren Beruf verraten?«
    »Ich arbeite in einer Bank.«
    »Oh – damit habe ich nicht gerechnet.« Ein wenig gelogen war die Antwort schon, denn mir war sein Beruf bekannt.
    »In welcher?«
    »Das ist doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher